Köln – Der 1. FC Köln gastiert am Samstag (18.30 Uhr, Liveticker auf ksta.de) bei Borussia Dortmund. Es ist das Duell zweier Tabellennachbarn: Die Kölner sind aktuell 11., der BVB liegt nur einen Rang davor.
Doch wer nun ein Kellerduell im ehemaligen Westfalen Stadion erwartet, der könnte sich irren. Dafür spricht ein Blick in die Vergangenheit. Trotz einer negativen Bilanz für die Kölner gab es in den Duellen der Traditionsvereine entweder viel Dramatik, viele Tore - oder beides.
Saison 1994/95, 2. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 1:6
One-Man-Show von Andy Möller
Eine One-Man-Show von Andreas Möller gab es am 23. August 1994. Der damals frisch von Juventus Turin zurückgekehrte Mittelfeld-Regisseur spielte vor 52.000 Zuschauern ganz groß auf und steuerte drei Tore zum Auswärtssieg des BVB bei. Ottmar Hitzfeld war damals Trainer der Borussen und konnte neben Möller auf Spieler wie Matthias Sammer, Stéphane Chapuisat, Michael Zorc oder den Ex-Kölner Flemming Poulsen zurückgreifen. Die Kölner Offensive war mit Toni Polster, Horst Held und dem Bayern-Neuzugang Bruno Labbadia ebenfalls namhaft besetzt, kam aber in dem Spiel überhaupt zur Geltung. Immerhin erzielte Labbadia sein erstes Tor im FC-Dress und auch das erste Saisontor für die Mannschaft des damaligen Trainers Morten Olsen. Am Ende der Saison landeten die Kölner auf Rang zehn, der BVB wurde Meister.
Saison 1997/98, 19. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 4:2
Dreierpack von Toni Polster
Am 13. Dezember 1997, ein halbes Jahr nach dem Champions League-Triumph der Borussia, schlug die Stunde von Toni Polster. In einem turbulenten Spiel waren bereits nach 20 Minuten drei Tore gefallen. Die Kölner führten früh durch einen Doppelpack von Toni Polster (7. und 17. Minute), BVB-Stürmer Heiko Herrlich erzielte drei Minuten später den Anschlusstreffer.
In der zweiten Halbzeit glich Stéphane Chapuisat für die Mannschaft von Trainer Nevio Scala zwischenzeitlich aus, nach gut einer Stunde sorgten der an dem Tag ebenfalls überragende Khodadad Azizi und wiederum Polster für die Entscheidung der Geißbockelf vor 33.000 Zuschauern. Dorinel Munteanu steuerte ebenfalls zwei Vorlagen zum Heimsieg für die damals von Lorenz-Günther Köstner trainierte Mannschaft bei. Die Saison endete für die Kölner jedoch bitter: Sie stiegen als 17. ab, Borussia Dortmund wurde Zehnter.
Saison 2000/01, 34. Spieltag: Borussia Dortmund - 1.FC Köln 3:3
Kruioser Kick mit schönen Toren
Wenn es am letzten Spieltag einer Saison sportlich um nichts mehr geht, rennen die Abwehrreihen beider Mannschaften schon mal rum wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Das Resultat: Sechs Tore, jeweils drei für beide Mannschaften. 68.600 Zuschauer im Dortmunder Westfalenstadion hatten Spaß mit einer kurzweiligen Partie, einem Traumtor von Markus Kreuz, einem verschossenen Elfmeter, einem Platzverweis und einem kuriosen Eigentor von Dede.
FC-Coach Ewald Lienen schloss die Saison mit seinem Team auf dem 10. Platz ab. Die Dortmunder wurden unter Matthias Sammer Dritter. Trotz des Unentschiedens werden sich vor allem Fans des BVB an diesen 19.05.2001 gerne zurückerinnern: Es ist der Tag der legendären „Vier Minuten-Meisterschaft“ vom ungeliebten Revierrivalen Schalke 04.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie eine Fehlentscheidung den Weg in die zweite Liga ebnete.
Saison 2001/02, 32. Spieltag: Borussia Dortmund - 1.FC Köln 2:1
Fehlentscheidung ebnet den Weg in Liga 2
Die Ausgangslage vor diesem 20. April war klar: Der FC ist Vorletzter und musste gewinnen, um den Abstieg doch noch zu verhindern. Die Dortmunder waren Zweiter und brauchten unbedingt die drei Punkte, wenn sie noch Meister werden wollen. Was von den Platzierungen her wie eine unausgeglichene Partie klang, war in Wahrheit ein Duell auf Augenhöhe. Zwar ging der BVB durch Rosicky in Führung, doch Dirk Lottner konnte kurz nach der Pause ausgleichen.
In der zweiten Halbzeit entwickelte sich eine absolut ausgeglichene Begegnung, die Kölner waren phasenweise besser und hatten in Person von Lottner sogar Chancen auf den Siegtreffer. Kurz vor Schluss kam dann doch alles anders: Marcio Amoroso fiel in der 89. Minute im Kölner Strafraum, Schiedsrichter Helmut Fleischer pfiff Elfmeter - eine Fehlentscheidung. Amoroso verwandelte den Strafstoß. Dortmund gewann und war zwei Wochen später Meister, der FC stieg als 17. ab.
Saison 2003/04, 4. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 1:0
Traumtor von Lottner
Die Partie vom 23. August war im Nachhinein so attraktiv wie das Stadion: Wegen Umbaumaßnahmen sahen nur 33.500 Zuschauer eine Begegnung, die nur aus zwei Gründen erwähnenswert bleibt: Erstens: Dirk Lottner erzielte ein sensationelles Freistoß-Tor aus rund 20 Metern. Zweitens: Es ist der bislang letzte Sieg der Kölner gegen den BVB.
Friedhelm Funkel war damals Kölner Trainer, sein Gegenüber hieß Matthias Sammer. Beide Fans wollen die Saison aber am liebsten aus ihrer Erinnerung streichen: Der FC stieg als Tabellenletzter ab, der BVB rutschte am 34. Spieltag noch von Rang fünf und damit aus dem internationalen Geschäft.
Saison 2009/10, 18. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 2:3
Bittere Pille in der Nachspielzeit, Teil I.
Was die Begegnung aus der Saison 2003 an Hektik zu wenig hatte, bot das Spiel vom 17. Januar 2010 im Überfluss. Lange Zeit sah die Mannschaft von BVB-Trainer Jürgen Klopp durch zwei Tore von Mats Hummels wie der sichere Sieger aus, gaben die Partie aber kurz vor Schluss wieder aus der Hand. Der FC, damals von Zvonimir Soldo aufs Feld geschickt, kämpfte sich zurück ins Spiel und glich durch Kevin McKenna (82.) und Youssef Mohamad (88. Minute) aus. Als fast alle der 50.000 Zuschauer mit einer Punkteteilung rechneten, besiegelte Kevin Großkreutz in der Schlussminute doch noch die Kölner Niederlage. Besonders bitter: Sein Rechtsschuss war abgefälscht und damit unhaltbar für Torwart Faryd Mondragon.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie die FC-Fans trotz fünf Gegentoren einen Auswärtssieg in Dortmund feierten.
Saison 2010/11, 8. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 1:2
Bittere Pille in der Nachspielzeit, Teil II.
Geschichte wiederholt sich manchmal schneller, als einem das lieb ist. Am 15.Oktober 2010 sah alles nach einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden aus. Lukas Podolski glich in der 82. Minute die BVB-Führung von Jakub Blaszczykowski (20.) aus. Doch dann kam die 91 Minute.
Länger Ball vom BVB nach vorne, die Kugel landete über zwei Stationen bei Lewandowski, der legte quer auf Nuri Sahin. Schuss, Tor, Schlusspfiff. Schon wieder bitter verloren. Deshalb hüllen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens über das Spiel. Köln wurde am Ende der Saison 10., Borussia Dortmund feierte mit der Meisterschale.
Saison 2011/12, 10. Spieltag: Borussia Dortmund - 1.FC Köln 5:0
FC-Fans feiern dank Phantom-Toren einen Auswärtssieg
Die Zusammenfassung dieses Spiels ist schnell erzählt. Die Kölner waren hoffnungslos unterlegen, lagen zur Halbzeit schon 0:3 hinten und gingen am Ende völlig verdient mit 0:5 unter. Lukas Podolski gab in der 85. Minute den ersten Torschuss für die Mannschaft von Trainer Stale Solbakken ab - das sagt alles.
Die eigentliche Geschichte dieses 22.Oktobers schrieben aber die FC-Fans. Als das Spiel schon längst entschieden war, ertönten mit viel Selbstironie und reichlich Galgenhumor aus dem Gästeblock brachial laute Gesänge wie „Deutscher Meister wird nur der FC Köln!“, diverse Karnevals-Klassiker und schließlich das Highlight: Phantom-Tore. Im Gästeblock wurde ein Countdown gezählt. Als dieser bei Null ankam, sprang, brüllte und jubelte alles durcheinander. Auf dem Spielfeld war natürlich kein Tor gefallen, aber das interessierte in diesem Moment niemanden. Dank einer sensationellen Aufholjagd und sechs Phantom-Toren gingen die Fans des 1.FC Köln völlig zu Recht als Sieger vom Platz, zeugten dem unterlegenen Kevin Großkreutz aber trotzdem Respekt.
Saison 2011/12, 27. Spieltag: 1.FC Köln - Borussia Dortmund 1:6
Erneute Klatsche für den FC
Selbe Saison, Rückrunde: Machen wir's kurz. Gut an diesem 25. März: Der FC ging durch ein Tor von Milivoje Novakovic in Führung. Schlecht: Alles andere. Nach dem 34. Spieltag war der BVB wieder Meister, Köln musste den Gang in die zweite Liga antreten.
