Mit Florian Wirtz in Liverpool können FC-Fans endlich wieder hinsehen und den einst schmerzlichen Verlust womöglich hinter sich lassen.
„Kölsche Jung“ nach LiverpoolDas Wirtz-Trauma haben jetzt eher die Bayern


Ist Dreh und Angelpunkt in der DFB-Offensive: Florian Wirtz jubelt zusammen mit Bayerns Jamal Musiala. Seine Zukunft auf Klubebene liegt beim FC Liverpool.
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Es ist schon amüsant: Fragt man die Google-KI, ob Florian Wirtz ein „Kölsche Jung“ ist, bekommt man die Antwort, dass diese Bezeichnung durchaus angebracht sei.
So kann man nachlesen, dass Wirtz zwar in Pulheim-Brauweiler geboren wurde und aufwuchs, „einem Ort in der Nähe von Köln“, er aber einen engen Bezug zur Stadt Köln habe, weil er in der Jugend beim 1. FC Köln seine fußballerischen Fähigkeiten entwickelt hat.

Florian Wirtz im Zweikampf mit BVB-Talent Youssoufa Moukoko im Finale um die Deutsche Meisterschaft der B Junioren im Jahr 2019. Am Ende hieß es 3:2 für den 1. FC Köln.
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Und in der Tat: Gut zehn Jahre lang gehörten die Fahrten zum Geißbockheim nach Köln-Sülz zur Routine des jungen Wirtz. Und auch nicht mehr zu ändern ist, dass die B-Juniorenmeisterschaft (U17) des 1. FC Köln im Jahr 2019 die schon beachtliche Trophäensammlung des 22-Jährigen einleitet.
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Florian Wirtz: Ein „Kölsche Jung“ mit „Bayer 04“ auf der Brust?
Doch unvergessen ist eben auch, dass der Wechsel des Ausnahmekönners – und ausgerechnet nach Leverkusen – für die Kölner Anhängerschaft im Jahr 2020 wie ein mächtiger Schlag in die Magengrube wirkte. Ein „Kölsche Jung“ mochte Wirtz ja sein, aber mit „Bayer 04“ auf der Brust?
Das passte nicht zusammen, wie die Folgejahre bedenklich schnell erkennen ließen. Ganz Fußball-Deutschland erkannte blitzartig, dass der FC nicht etwa nur ein großes Talent an den Rivalen am Rhein verloren hatte, sondern einen fertigen Profi, einen Edeltechniker, wie es so schön heißt, der Raum und Zeit mit dem Ball am Fuß scheinbar mühelos zu seinem Vorteil gestalten konnte.

Florian Wirtz mit der Meisterschale: Bei Bayer 04 Leverkusen gelang ihm der Durchbruch zum Weltklasse-Fußballer
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Das war in Köln schwer zu akzeptieren und noch schwerer wurde es, in den folgenden Jahren weiter hinzusehen. In Leverkusen blühte der junge Überflieger aus Pulheim prächtig auf, schoss die Werkself im Jahr 2024 zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte und zum Pokalsieg. Vizekusen sagt heute keiner mehr. Und FC-Präsident Werner Wolf bezeichnete Florian Wirtz erst kürzlich als das „große Trauma“.
Mit Florian Wirtz gelingt einem Kölner Eigengewächs der Sprung in die Weltklasse
Doch nun ist eben auch Leverkusen zu klein geworden für die Geschicke eines Florian Wirtz. Sogar der große FC Bayern, die immerzu logische Anlaufstelle für die größten Fußball-Talente Deutschlands, bekam eine Absage und musste zusehen, wie der beste aller DFB-Profis demnächst in der Champions League zum direkten Konkurrenten wird.

Florian Wirtz ist auch im DFB-Team längst der Dreh und Angelpunkt in der Offensive.
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Jetzt mag man als FC-Fan zwar einigermaßen neidvoll auf die andere Rheinseite blicken, welche Unsummen Bayer 04 mit dem in Köln ausgebildeten Ausnahmekönner einnehmen wird – und dass dem FC aufgrund des Wechels ins Ausland lediglich eine vergleichbar geringe Summe für die Ausbildung des Spielers zuteilwerden wird.
Bricht man es aber rein aufs Sportliche herunter, ist einem Kölner Eigengewächs über das Sprungbrett Leverkusen der Eintritt in die stärkste Liga der Welt gelungen – zu einem Verein, der als amtierender englischer Meister und Heimat von „You never walk alone“ spannender nicht sein könnte.
Kölner Fußballfans dürften sich ein Lächeln nicht verkneifen können
Als Jürgen Klopp beim FC Liverpool 2015 Trainer wurde, wuchs das Interesse am englischen Traditionsclub in Deutschland enorm, brachte neue Fans hervor. Auch, weil die Premier League stets ihren eigenen Reiz als Elite-Liga ausstrahlt und man zu einer Mannschaft, die dort spielt, als Fußballfan spaßeshalber auch gerne halten möchte.
In Liverpool bekam Klopp als Kult-Trainer wie jeder gewichtige Spieler von den Fans ein eigenes Lied komponiert, das Anhängerinnen und Anhänger der „Reds“ noch lange vor sich hin trällern dürften. Auch Wirtz wird bald ein solches Lied bekommen, davon ist auszugehen.
Und ob Florian Wirtz nun als „Kölsche Jung“ zu bezeichnen ist oder nicht, oder die verpassten Millionen für den 1. FC Köln eine historisch vertane Chance darstellen – das mag jeder für sich selbst bewerten. Doch blickt man schlicht als Kölner Fußballfan demnächst hinüber auf die Insel, um zu erhaschen, ob es der Junge aus Pulheim vermag, dass Anfield auch ihm zu Füßen liegt, dürfte man sich ein Lächeln kaum verkneifen können. Das Trauma der zerstörten Hoffnungen haben jetzt eher die Bayern.