FC im Quarantäne-QuartierVolle Konzentration in der Schloss-Isolation

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Der FC-Mannschaftsbus am Mittwochabend vor dem Schlosshotel Bensberg

Köln – Der Hotel-Direktor steckte selbst noch in den letzten Zügen der Vorbereitungen auf den neuen Gast und überprüfte noch einmal die Einzelzimmer, als der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Matthias Kienzle telefonisch erreichte. Am Mittwochabend bezog der 1. FC Köln nach seiner Trainingseinheit sein Quarantäne-Quartier im vornehmen Althoff Grandhotel Schloss Bensberg, da sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Bis zum letzten Spiel am 22. Mai wird der Tross des abstiegsbedrohten Bundesligisten vor den Toren Kölns in Isolation gehen. Das sich seit über einem halben Jahr in Corona-Zwangspause befindliche Schlosshotel hat deshalb extra und ausschließlich für die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel geöffnet.

„Viele Mitarbeiter sind FC-Fans"

„Wir sind schon stolz, den FC beherbergen zu dürfen. Viele Mitarbeiter sind selbst FC-Fans. Wir alle  fiebern im Abstiegskampf mit und drücken der Mannschaft die Daumen“, sagt Kienzle und ergänzt: „Jetzt kommt endlich wieder ein bisschen Leben in die Bude.“ Dass der Traditionsklub hier sein Quartier aufschlägt, ist sofort zu erkennen. Vor dem Hotel wehen FC-Fahnen, von der Balustrade grüßt Hennes als Pappkamerad. Doch wer nicht zur „Blase“ aus dem FC-Team und den Hotel-Mitarbeitern gehört, die ebenfalls täglich auf das Coronavirus getestet werden, wird keinen Zugang zum Hotel erhalten. Das DFL-Hygienekonzept muss streng eingehalten und allen Risiken minimiert werden, um das Saisonende abzusichern.

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Funkel kann die DFL-Maßnahme der verpflichtenden Corona-Camps absolut nachvollziehen. „Das muss jetzt sein, und wir haben das zu akzeptieren. Wir müssen alle versuchen, dass das Risiko einer Ansteckung zumindest minimiert wird. Wir alle können ja froh sein, dass der Profifußball zu Ende gespielt werden kann“, sagt der Kölner Trainer, der mit der Wahl des Quartiers absolut zufrieden ist. Denn nach dem Neustart der Liga im Mai 2020 hatte der Bundesligist noch das Dorint-Hotel mitten in der Kölner Innenstadt bezogen. „Ich wollte, dass wir aus der Stadt rauskommen. In Bensberg sind die Bedingungen optimal: Das Hotel ist sehr schön, hier ist nicht viel los, und wir können mal an die frische Luft gehen“, erklärt Funkel. Die 30-Kilometer-Fahrstrecke zum Geißbockheim nimmt der 67-Jährige da gerne in Kauf.

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Basketballkörbe, Darts, Tischkicker

Zwar beziehen alle Spieler Einzelzimmer, unterziehen sich zusätzlich zu den PCR-Tests noch täglich Schnelltests, dennoch soll  unter Einhaltung der  Hygieneregeln auch der Teamgeist beschworen werden und es etwas  Abwechslung geben. Draußen sind Basketballkörbe und Golfsimulatoren aufgebaut, im Hotel gibt es Tischkicker und Dartscheiben. „Vielleicht machen wir auch mal einen Spieleabend“, sagt Funkel, der mit der Mannschaft am Mittwochabend geschlossen den nächsten Gegner und direkten Konkurrent Hertha BSC in seinem Heimspiel gegen Schalke unter die Lupe nahm. Am Donnerstag steht dann das nächste gemeinsame TV-Ereignis an: Das Pokalfinale zwischen Dortmund und Leipzig. Und zwar gut gestärkt. Auch wenn den Profis  keine Drei-Sterne-Küche von Joachim Wissler im Restaurant Vendôme aufgetischt wird, so werden sie kulinarisch nicht darben müssen. Der Speiseplan ist  in enger Abstimmung mit dem FC-Küchenchef aufgestellt. „Das machen wir  in Eigenregie. Viel Gemüse und Obst, frische Speisen, aber es darf auch mal eine Pizza sein“, sagt Kienzle.

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Das Schlosshotel in Bensberg. Hier bezieht der FC sein Quarantäne-Quartier.

Trainiert wird im Grüngürtel am Donnerstag vormittags, am Freitag dann mittags. Im Anschluss macht sich die Mannschaft im Charter-Flieger in die Hauptstadt auf.  Nicht mehr zum Kölner Kader zählen wird Stürmer Emmanuel Dennis, die Leihgabe des FC Brügge war schon am Mittwochabend nicht mehr dabei, als das Team in Bensberg eintraf und die Quarantäne begann. Seine kurze Zeit am Geißbockheim geht als unrühmlich zu Ende.

Dennis in Bensberg nicht mehr dabei

Die Zeit bis zum Anpfiff am Samstag in Berlin (15.30 Uhr) ist  auch überschaubar. Die Aufarbeitung der 1:4-Niederlage gegen Freiburg ist abgeschlossen. Funkel ist sich sicher: „Wir werden am Samstag bei Hertha ganz anders auftreten als in der ersten Halbzeit gegen Freiburg. Denn die war gar nichts“, sagt Funkel. Ob im Olympiastadion allerdings auch sein Kapitän dabei ist, das ist äußerst fraglich. Jonas Hector hatte sich  eine Fleischwunde am linken Bein zugezogen. „Bei Jonas wird es leider sehr eng fürs Wochenende. Wenn überhaupt, dann kann er Freitag wieder ins Training einsteigen. Die Risswunde oberhalb des Knöchels am linken Fuß ist bestimmt vier Zentimeter groß. Das ist sehr schmerzhaft“, sagt Funkel, dessen Team nach dem Rückschlag am vergangenen Wochenende sein Schicksal nicht mehr alleine in der Hand hat.

Zwischen Hoffnung und Abstieg

Vier oder sechs Punkte in den Spielen bei Hertha und zum Abschluss gegen Absteiger Schalke 04 könnten allerdings reichen, um zumindest den Relegationsplatz zu erreichen. Doch schlimmstenfalls könnte bereits am Samstag der siebte Abstieg in der Kölner Vereinsgeschichte bereits  feststehen. Denn sollte der FC (29 Punkte) in Berlin verlieren, gleichzeitig Arminia Bielefeld (31) die unberechenbare TSG Hoffenheim bezwingen und auch noch Bremen (31) in Augsburg (33) punkten, dann wäre der FC bei drei Punkten und mehr als zehn Toren Rückstand auf Werder nicht mehr zu retten. Kommt Bielefeld  nicht über ein Unentschieden hinaus, dann hätte der FC mit einem Sieg am letzten Spieltag noch eine Chance, die Ostwestfalen abzufangen, die in dem Fall in Stuttgart verlieren müssten.

„Wir müssen punkten. Wie viel, hängt von den anderen Ergebnissen ab. Das wollten wir vermeiden, diese Abhängigkeit. Wir müssen natürlich den Fokus auf uns legen, wir sind zum Punkten verdammt“, weiß Sportchef Horst Heldt. Denn als bereits feststehender Absteiger in die zweite Quarantäne-Woche zu gehen, das wäre das Horror-Szenario für alle Kölner. Und dies trotz aller Annehmlichkeiten, die der  FC im Schloss Bensberg genießt.

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