Analyse des 2:0 gegen FrankfurtDer 1. FC Köln lebt und gibt eine wichtige Antwort

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Kölns Jan Thielmann (r) freut sich über sein Tor zum 2:0

Kölns Jan Thielmann (r) freut sich über sein Tor zum 2:0

Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz hat am Samstagabend Eintracht Frankfurt mit 2:0 bezwungen.

Das Wichtigste zuerst

Nach Wochen voller Rückschläge war es bisher ein Spieltag wie gemalt für die Kölner. Die Konkurrenten im Abstiegskampf, Mainz und Darmstadt, waren leer ausgegangen und hatten ihre Heimspiele gegen Bremen (0:1) und Leverkusen (0:2) verloren. Der FC packte die Chance beim Schopfe und bezwang die hoch gehandelten Gäste verdient.

Die Eintracht schwächte sich zudem selbst: Niels Nkounkou (66.) und Tuta (83.) sahen jeweils die Ampelkarte. Am Ende feierte die Kölner Mannschaft mit ihren Fans den erst zweiten Heimsieg der Saison und den ersten seit über drei Monaten (3:1 im Derby gegen Gladbach am 22. Oktober). Für Timo Schultz war es der erste Erfolg als Trainer des FC. Der tut allen Kölnern vor dem Höhepunkt der Session natürlich ganz besonders gut.

Der Ostfriese machte allerdings auch schon deutlich, dass im Gegensatz zum vergangenen Jahr Karneval diesmal nur mit angezogenen Handbremse gefeiert wird – die Situation des Drittletzten ist schließlich weiterhin brenzlig genug: „Ich weiß, dass ich mir damit hier nicht viele Freunde mache: Aber ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern. Ich werde am Dienstag sicherlich die FC-Sitzung genießen und freue mich auf die Karnevalszeit, aber ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren und auch am nächsten Sonntag in Hoffenheim erfolgreich ein Spiel gestalten zu können“, sagte Schultz.

Die Tore

Die Gastgeber gingen in der 67. Minute in Führung. Nach einem Freistoß wurde der Ball zu Dejan Ljubicic durchgereicht. Der Mittelfeldspieler nahm Tempo auf, zog ab. Im Fünfmeterraum lauerte Faride Alidou und lenkte den Ball noch unhaltbar für SGE-Torwart Kevin Trapp zum 1:0 in die Maschen. Das 2:0 in der 80. Minute war praktisch die Vorentscheidung: Einen katastrophalen Fehlpass von Hrvoje Smolcic fing Ljubicic ab. Der Österreicher lief los und bediente den mitgelaufenen Jan Thielmann. Der überlegte diesmal nicht lange, sondern zog beherzt aus rund zehn Metern von rechts ins lange Toreck.

Frankfurt-Leihgabe Alidou hielt sich nach seinem Treffer mit dem Torjubel zurück.

Frankfurt-Leihgabe Alidou hielt sich nach seinem Treffer mit dem Torjubel zurück.

Das war gut

Die Kölner Mannschaft zeigte Herz und Leidenschaft. Sie kaufte den Frankfurtern mit einer überwiegend mutigen, immer aggressiven Spielweise den Schneid ab, sie gewann mehr Zweikämpfe (53 Prozent) und vor allem die entscheidenden. Sie spulte zudem fast sieben Kilometer ab als die Gäste, deren Spielaufbau viel langsam und ungemein träge war. Und endlich zeigte sich der FC in der zweiten Halbzeit effizient im Abschluss. Die Eintracht machte vor beiden Gegentoren Geschenke, die Kölner nahmen sie diesmal an.

Das war schlecht

Zu Beginn des Spiels und nach beiden Toren brannten etliche bengalische Feuer auf der Südtribüne. Sah zwar spektakulär aus, ist aber ziemlich gefährlich und wird den Verein erneut teuer zu stehen kommen. Mit einer hohen fünfstelligen oder einer niedrigeren sechsstelligen Geldstrafe muss der FC mal wieder rechnen.

Kölns Fans zünden Pyreotechnik vor dem Spiel.

Kölns Fans zünden Pyreotechnik vor dem Spiel.

Mann und Moment des Spiels

Faride Alidou und seine wohl spielentscheidenden goldenen Sekunden. Die Leihgabe der Frankfurter Eintracht in Diensten des FC hat für die effizienteste Minute der gesamten bisherigen Kölner Spielzeit gesorgt. Erst holte der schnelle Flügelspieler in der 66. Minute ziemlich geschickt eine Ampelkarte heraus, indem er gegen Nkounkou entscheidend nachsetzte und dann von seinem Gegenspieler zu ganz plump Boden gerissen wurde. Nkounkou sah Gelb-Rot. Nach dem fälligen Freistoß traf Alidou dann selbst – effizienter geht es wirklich nicht. Auch wenn dem 22-Jährigen nicht alles gelang, er vor allem in der ersten Halbzeit auch ein paar kuriose Aktionen hatte, so setzte er doch seinen deutlichen Aufwärtstrend fort. Beim 1:1 in Wolfsburg hatte Alidou bereits getroffen, jetzt wieder – so wächst auch das Selbstbewusstsein. Neben Alidou konnten vor allem der für 19 Jahre schon erstaunlich abgebrühte Max Finkgräfe, der kaum zu bremsende Torschütze Jan Thielmann und Dejan Ljubicic überzeugen, der beide Treffer vorbereitete und nach vielen schwächeren Leistungen zuletzt diesmal einen starken Auftritt zeigte.

Das sagen die Trainer

Timo Schultz (1. FC Köln): „Die Statistiken lesen sich ähnlich wie gegen Dortmund – nur ganz oben nicht, beim Ergebnis. Das ist für uns heute das Entscheidende. Der Schlüsselmoment war sicherlich a) die Gelb-Rote Karte und b) daraus resultierend das Tor von Faride Alidou. Für uns war der Sieg verdient. Wir sind sehr glücklich, dass wir zu null gespielt haben, das muss die Basis sein für den Rest der Rückrunde. Darüber hinaus haben wir zwei schöne Tore geschossen. Doch ab Dienstag machen wir einen Haken dahinter, dann gilt der Fokus Hoffenheim – das ist das nächste Ziel. Momentan bin ich noch voller Adrenalin. Wenn ich ein bisschen zur Ruhe gekommen bin, werde ich den Abend sicher genießen. Viel wichtiger ist für mich aber, dass die Mannschaft wieder gut gespielt hat. Ich freue mich über den Sieg – für die Fans, für den Verein, vor allem auch für die Mannschaft. In Euphorie verfallen werde ich aber nicht, ich werde wie immer analysieren, was wir gut und schlecht gemacht haben.“

Dino Toppmöller (Eintracht Frankfurt): „Glückwunsch an Timo und den 1. FC Köln für den in Summe verdienten Sieg. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht die Aggressivität und Power auf den Platz gebracht, die wir uns vorgenommen hatten. Das war auch fußballerisch sehr dünn, wir hatten zu viele Ballverluste und einfache Fehler – so kannst du keine Dominanz aufbauen. Aus der Halbzeit sind wir gut rausgekommen und hatten den Gegner phasenweise um den Sechzehner herum. Dann haben wir uns selbst bestraft mit einer Aktion, die dämlich ist. Der Platzverweis war berechtigt. Dann schießt Köln direkt das 1:0 und es ist nicht einfach, zurückzukommen. Das 2:0 schießen wir selbst, aus dem Grund sind wir auch noch keine Spitzenmannschaft. Köln hat es gut gemacht, war sehr aggressiv und hat verdient gewonnen.“

Das sagen wir

Schon seit Jahresbeginn war nicht alles schlecht beim 1. FC Köln gewesen, viele wesentliche Parameter stimmten. Doch vor dem Tor hatten sich die Kölner erschreckend harmlos präsentiert. Was auch, aber sicher nicht nur mit dem personellen Engpass in der Offensive zu tun hatte, denn dem FC fehlen in diesen Wochen bekanntlich die verletzten Luca Waldschmidt, Mark Uth und Davie Selke. Man fragte sich schon: Wer soll denn überhaupt beim FC treffen?

Die Antwort, mit der vor rund einer Woche noch nicht unbedingt zu rechnen war: Faride Alidou! Die Frankfurter Leihgabe hatte höchst unglückliche Wochen hinter sich, wurde von einigen schon als Fehleinkauf abgestempelt. Doch unter Timo Schultz ist Alidou in der Lage, endlich sein durchaus vorhandenes Potenzial abzurufen.

Auch Jan Thielmann, der derzeit auf der eher ungewohnten Position des Mittelstürmers agieren muss, belohnte sich mit seinem Tor für den immensen Aufwand, den er immer betreibt. Der 21-jährige Thielmann und der ein Jahr ältere Alidou waren zwei von insgesamt fünf Spieler unter 23, den Schultz in der Startelf das Vertrauen schenkte. Der FC scheint seinen Weg im erbitterten Kampf um den Klassenerhalt mit vielen jungen Spielern zu gehen – zum einen, weil sie offenbar besser sind als andere im Kader, zum anderen, weil er in der Situation der Kölner auch alternativlos ist.

Der FC muss nun zeigen, dass der Erfolg gegen an diesem Tag schwache Frankfurter keine Eintagsfliege war. Geht er ähnlich engagiert, mutig und wenig fehlerhaft zu Werke, kann dies gelingen. Das Selbstvertrauen nach dem Sieg sollte jedenfalls gestiegen sein.

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