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1. FC KölnDie jecken Kostüme der FC-Profis in der Einzelkritik

Lesezeit 6 Minuten
Gruppenfoto 11 11 FC

Die jecken FC-Profis beim Gruppenfoto im Nebel

Köln – Im letzten Jahr war Corona-Pause, dieses Jahr lässt es sich der 1. FC Köln aber nicht nehmen: Am Elften im Elften haben sich die FC-Profis wie gewohnt in voller Kostümierung zum etwas anderen Fußball-Training versammelt. 

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Welcher Spieler trägt welches Outfit? Und warum eigentlich genau dieses? Die FC-Profis (und Verantwortlichen) in unserer jecken Einzelkritik:

Mark Uth und Jannes Horn:

Als jamaikanischer Bob-Pilot lieferte Mark Uth einen ganz starken Ansatz für ein Gruppenkostüm: In Erinnerung an den jamaikanischen Vierer, der bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary startete, ist das Gruppenkostüm „Jamaika 1“ ein absoluter Hingucker – vor allem, wenn man genug Geschick hat, einen Bob zu basteln. Unvergessen eine Crew, die im Karneval der frühen Nullerjahre als „Deutschland 1“ im selbstgebauten Bob die Massen begeisterte, die vor dem Lindenthaler Haus Schwan anstanden, als sie eine blitzsaubere Fahrt auf der Dürener Straße lieferte. Uth, geboren 1991, zeigte mit seiner Kostümwahl nicht nur großes Sporthistorisches Verständnis über den Fußball hinaus. Sein Kostüm war zudem als Einladung zu verstehen, gemeinsam auf wilde Fahrt zu gehen. Hervorragende Wahl.

Linksverteidiger Jannes Horn widmete seine Kostümierung einem deutschen Superklassiker, der „Ahoj Brause“, die man nach wie vor am besten genießt, indem man das Tütchen aufreißt und das Pulver pur in ewig gleicher Folge vom Zeigefinger leckt, bis die Fingerspitze schrumpelt. Eher frustrierend endet seit jeher der Versuch, Ahoj Brause als Getränk aufzulösen, das wird nie was. Im Karneval- sowie im Junggesellenabschieds- und Après-Ski-Umfeld ist der „Wodka Ahoj“ anzutreffen. In diesem Fall wird das Brausepulver in den Mund gestreut und ein Glas Wodka hinterhergegossen. Durch heftiges Schütteln des Kopfes werden Pulver und Wodka in der Mundhöhle vor dem Schlucken vermischt, solches Verhalten führt in der Regel zu nichts Gutem.

FC-Trainerstab:

Nicht ganz überraschend, dafür aber sympathisch durchgezogen und ganz im Sinne des Karnevals leicht revolutionär von unten nach oben: Baumgarts Assistenten, Zuträger, Helfershelfer und sonstige Kräfte verkleideten sich als ihr Chef, allerdings mit einer leichten Einschränkung: Bei zwei Grad und Nebel zogen Baumgarts Leute unter das ikonische weiße Polohemd mit der 72 noch langärmlige Unterwäsche, das fiele dem echten Baumgart selbstverständlich erst bei zweistelligen Minusgraden ein. Offen blieb die Frage: Wo war es möglich, gleich acht originale Baumgart-Schiebermützen aufzutreiben? Die Dinger sind eigentlich seit August ausverkauft. Offenbar gibt es geheime Lager.

Anthony Modeste:

Als „Prof. Dr. Tony Doppelpack“ ein Arzt, dem man gern vertrauen möchte, im Notfall jedoch davon absehen sollte. Die Wahl des Kostüms hatte einen Vorteil, der gerade in diesen Tagen große Bedeutung hat: Die Maske schützt vor allerhand Risikokontakten.

Sebastian Andersson und Kingsley Ehizibue:

Im mit Nieten versehenen Lederhemd im Dress einer nordischen Sagengestalt, womit der riesenhafte Schwede seine Herkunft zitierte. Solider Auftritt, auch wenn seine weißen Leggings im Kinder-Schokobon-Dekor ein wenig irritierten.

Kingsley Ehizibue gilt als ausgemachter Anarchist, auf dem Platz hält sich der Niederländer überwiegend an seine eigenen Regeln, interpretiert und hat eine Menge Spaß, während sich Fans und Zuschauer regelmäßig ans Herz greifen. Am Donnerstag erschien der Rechtsverteidiger als Kinder-Schoko-Bon, was zu denken gibt. Über die Bedeutung des Kostüms sollte nur mit dem Spieler persönlich gesprochen werden. Eines allerdings ist naheliegend: Dass Sebastian Andersson eine Schoko-Bon-Leggings trug, könnte eine Spur sein, der zu folgen jedoch nicht einfach sein wird.

Benno Schmitz:

Der Rechtsverteidiger verkleidet sich neuerdings ja auf dem Fußballplatz als Brasiliens Rechtsverteidiger-Legende Cafu. Spielte am Mittwoch im Test gegen Bochum (4:0) im defensiven Mittelfeld und erinnerte da eher an eine Mischung aus Carlos Dunga 1994 und Gilberto Silva 2002. Im Karneval als Hippie unterwegs, der junge Bayer mit dem Kölschen Nachnamen zeigte eine solide Leistung.

Luca Kilian:

Der blaue Fluganzug wies ihn als US-Astronaut in der Bodenausbildung aus, was gut zur gegenwärtigen Lage des 22-Jährigen Verteidigers passt, der angesichts seiner enormen Körpergröße in der Luft ohnehin zu Hause ist, am Boden allerdings weiter üben muss. Seine Kopfbedeckung deutet eindeutig darauf hin, dass er bereit ist zum Durchstarten. Keine schlechte Botschaft des aus Mainz ausgeliehenen Defensivmannes.

Jonas Hector:

Kapitän Jonas Hector richtete eine Botschaft an die Welt, die nie an Aktualität verlieren wird. Als Vertreter der Flower-Power-Bewegung warb er für die Liebe, was sonst sollte Hector als Kapitän, Vater und Ehemann auch vermitteln wollen.

Rafael Czichos:

Verkaufte sich als Abwehrchef und Mitglied des Mannschaftsrats beinahe unter Wert, gab aber als Matrose selbstverständlich eine schneidige Figur ab. Sein Kostüm war allerdings nicht mit Jannes Horn abgesprochen – der Matrose aus dem Markenzeichen der Ahoj Brause trägt selbstverständlich eine blaue Uniform.

Marvin Schwäbe:

Marvin Schwäbe, im Sommer als dänischer Meister aus Kopenhagen nach Köln gekommen, erwies sich auf Anhieb als Mann fürs Praktische: Das Einhorn-Ganzkörperkostüm macht es quasi unmöglich, Kostümteile zu verlieren. Außerdem hält so ein Overall schön warm, außerdem ist man schnell draußen.

Timo Hübers:

Der Innenverteidiger stellte auch bei seiner Kostümierung die Liebe zum Detail unter Beweis: Seine Interpretation des Forrest Gump gelang vom Anzug mit der etwas zu kurzen Hose über das legendäre Karohemd und dem braunen Ledergürtel bis zur Mütze der Bubba Gump Shrimp Company herausragend. Weiteres Detail: An Hübers‘ Revers war ein Mikrofon zu sehen, offenbar hatte der FC den 25-Jährigen verkabelt ins Geschehen geschickt.

Timo Horn:

Timo Horn wagte sich in ein „Captain America“-Kostüm und ehrte damit den ausgemusterten US-Amerikaner Steven „Steve“ Grant Rogers, der für ein Experiment der Regierung ausgewählt wurde und dank des geheimen Supersoldatenserums namens Infinity-Formula-Serum Superkräfte entwickelte. Normalerweise trägt Captain America noch einen Schild aus unzerstörbarem Material, den hatte Horn aber offenbar in der Kabine gelassen.

Florian Kainz:

Florian Kainz erinnerte mit seinem Kostüm als Ägypter ebenfalls an seine Herkunft: Als gebürtiger Grazer wuchs er nur knapp 200 Kilometer entfernt vom Pyramidenkogel auf, jenem beliebten Berg am Wörthersee, auf dem seit dem Jahr 2013 der mit 100 Metern höchste Holz-Aussichtsturm der Welt steht. Zumindest wäre das eine Deutung der Kostümierung, für ein weiterführendes Gespräch stand der Offensivspieler am Donnerstag nicht zur Verfügung.

Jorge Meré:

Der Spanier Jorge Meré erinnerte in chinesischer Seide an den historischen Seehandel zwischen Spanien und China. Möglicherweise erinnerte Meré aber auch an den spektakulären Transfer seines französischen Kollegen Anthony Modeste, der einst in China sein Glück suchte und nicht fand, nun aber beim 1. FC Köln von Triumph zu Triumph eilt und längst mit Scherzen leben kann, die ihn noch vor wenigen Monaten zu vollständiger innerer Einkehr gebracht hätten. Auch das kann der Karneval!

Steffen Baumgart:

Steffen Baumgart lief zum Song des offenbar beliebten Musikers, Komikers und Brachial-Lyrikers Lorenz Büffel („Ba-Ba-Bamm-Baumgart“) auf den Platz, gekleidet in ein rosafarbenes Ganzkörper-Einhornkostüm mit blonder Langhaarperücke und Sonnenbrille. Es gäbe einiges zu sagen über diesen Auftritt. Doch nichts wäre lustiger als Steffen Baumgart als weizenblondes Einhorn.

Alexander Wehrle:

Alexander Wehrle wagte sich in pinkfarbener Perücke zu ebensolcher Sonnenbrille (inklusive rosaroter Gläser, durch die wohl sogar die aktuelle FC-Bilanz hervorragend aussieht) auf den Platz und stellte sich sogleich ins Tor. Dabei trug er Torwarthandschuhe, die seinen Namen trugen, was mal ein Detail ist.

Ellyes Skhiri:

Ellyes Skhiri kam einmal mehr als der Stoiker, der er auch sonst ist: Der tunesische Nationalspieler sah im Elften im Elften keinen Anlass, sein Rehaprogramm zu unterbrechen und absolvierte eine Einheit mit dem ebenfalls ungerührt arbeitenden Coach Leif Frach.

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