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Toller Auftritt, Fans begeistertFC beim 4:0 gegen Bergamo teilweise wie im Rausch – Rondic kann gehen

6 min
Jan Thielmann 1. FC Köln, 29 dreht jubelnd nach seinem zweiten Treffer zum 3:0 ab Testspiel 1. FC Köln - Atalanta Bergamo am 09.08.2025 im Rheinenergie-Stadion in Köln.

Jubel über den Doppelpack: Jan Thielmann dreht nach seinem zweiten Treffer zum 3:0 gegen Atalanta Bergamo im Rheinenergie-Stadion ab.

Kölner Leistung gegen Champions-League-Team macht Mut für kommende Aufgaben. Imad Rondic kann den FC schon wieder verlassen.

Endlich traumhaftes Sommerwetter, aber kein Sommerfußball, vielmehr einer, der eindeutig Lust auf mehr macht: Die Saison kann für den 1. FC Köln kommen. Der Bundesliga-Aufsteiger gewann die Generalprobe vor dem Pokal-Auftakt in Regensburg (17. August) am Samstagnachmittag gegen Atalanta Bergamo, das als Tabellendritter der Serie A und Champions-League-Teilnehmer und an weniger lustlosen Tagen wahrlich keine Laufkundschaft ist, nach einer starken, eindrucksvollen Vorstellung vor 40.100 Zuschauern mit 4:0.

1. FC Köln überzeugt gegen Champions-League-Teilnehmer

Es war zwar „nur“ ein Testspiel, aber die Fans waren teilweise regelrecht angetan, fast schon begeistert. Das hat es lange nicht mehr gegeben. Die über 3600 Liter Frei-Kölsch, die der FC spendiert hatte, schmeckten den Fans besonders gut. „Was die Mannschaft heute abgeliefert hat, das war schon à la bonheur. Die Jungs haben Bergamo heute einfach ausgehebelt mit läuferischer Intensität. Unsere Identität soll die Intensität sein. Geschlossenheit, Zusammenhalt auf dem Feld: Da macht mich das schon extrem happy, dass das heute zu sehen war. Das kann und muss uns durch die Saison tragen. Und das war heute ein guter Anfang“, zeigte sich Kölns Trainer Lukas Kwasniok zufrieden.

Zweikampf im Mittelfeld: Jakub Kaminski (1. FC Köln) setzt sich gegen Bergamos Marten de Roon im Testspiel im RheinEnergie-Stadion durch.

Zweikampf im Mittelfeld: Jakub Kaminski (1. FC Köln) setzt sich gegen Bergamos Marten de Roon im Testspiel im RheinEnergie-Stadion durch.

Bei seiner Mannschaft sah doch einiges schon vielversprechend aus: Der FC überzeugte mit aggressivem Gegenpressing, taktischer Variabilität und guter Einstellung. Neuzugang Jakub Kaminski befindet sich in toller Frühform, glänzt bisher als Torschütze (schon drei Treffer in den Testspielen) und Vorbereiter (bereits drei Torvorlagen) und ist – etwas überraschend - bis dato wohl der beste Kölner der Vorbereitung.

Jan Thielmann trifft in beiden Halbzeiten

Endlich scheint der FC zudem mal Schienenspieler zu haben, die auch nach vorne hin für Gefahr sorgen. Sebastian Sebulonsen auf der rechten und sein Pedant auf links, FC-Debütant Kristoffer Lund, schalteten sich immer wieder gekonnt ins Angriffsspiel ein. Und Jan Uwe Thielmann, der unlängst seinen Vertrag beim FC verlängert hatte, war an diesem Tag kaum aufzuhalten, erzielte zwei Treffer, darunter einen herrlichen.

Jan Thielmann feiert mit Sebastian Sebulonsen und Jakub Kaminski seinen Treffer zum 2:0 gegen Atalanta Bergamo.

Jubel im RheinEnergie-Stadion: Jan Thielmann feiert mit Sebastian Sebulonsen und Jakub Kaminski seinen Treffer zum 2:0 gegen Atalanta Bergamo.

Thielmann übte mit der Leistung auch Druck auf Linton Maina aus, der wie Luca Waldschmidt, Ragnar Ache, Florian Kainz oder Dominique Heintz erst einmal auf der Bank Platz nehmen musste. Auch das ist eine Erkenntnis: Der FC hat jetzt Optionen im Kader und einen gesunden Konkurrenzkampf. Der zupackende und nicht zaudernde Sportdirektor Thomas Kessler zeichnet dafür vor allem verantwortlich. „Die Vergangenheit ist bei mir relativ egal. Auch, was die Jungs geleistet haben. Dafür kann man sich nichts kaufen. Und welcher Name auf dem Trikot steht, ist mir auch relativ egal“, sagte Kwasniok, der Mann der direkten Worte und führte aus: „Der Mensch an sich ist mir wichtig und dessen Einstellung in jedem Training, in jedem Spiel. Die Jungs geben mir aktuell einfach das Gefühl, dass sie alle die Bereitschaft haben, den Weg mitzugehen. Und dann werden wir schauen, dass wir den ganzen Kader nutzen. Es wird dauerhaft keine Stammelf geben, sondern immer nur eine Startelf, die sich einfach verändert nach Bedarf und der persönlichen Verfassung der Spieler.“

Imad Rondic kann sich nach sechs Monaten neuen Verein suchen

In der Kölner Startelf standen gleich sechs Neuzugänge. Eine Winter-Neuerwerbung fehlte dagegen komplett im Kader – und zwar aus sportlichen Gründen (Kwasniok: „Man muss manchmal Entscheidungen treffen, und dies sind nicht immer so angenehm für einzelne Spieler“): Stürmer Imad Rondic. Für den 26-jährigen Bosnier, der bereits eine unglückliche Figur in der vergangenen Rückrunde abgegeben und enttäuscht hatte, ist das ein klarer Fingerzeig. Mehr noch: Nach dem Abpfiff erklärte der Kölner Trainer, dass sich der erst vor sechs Monaten vom ehemaligen Sport-Geschäftsführer Christian Keller verpflichtete und mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2029 (!) ausgestattete Angreifer schon wieder einen neuen Verein suchen darf oder soll. Auf die Frage, ob Rondic' Einsatzzeiten begrenzt seien und dieser sich schon wieder einen neuen Verein suchen könne, antwortete Kwasniok deutlich: „Das haben wir getan.“ 

Rondic' Berater Laurent Burkart hatte Anfang Juni noch forsch via „Bild“ getönt: „Ein Wechsel ist kein Thema und er ist nicht auf dem Markt.“ Und weiter: „Fußball-Deutschland wird schon noch sehen, zu was Imad in der Lage ist.“ Nun ja, manchmal altern gewisse Aussagen schlecht...

Zudem verzichtete der Coach auf das junge Abwehrtalente Neo Telle, das war wenige überraschend. Innenverteidiger Cenk Özkacar, dessen Transfer der FC um 9 Uhr morgens offiziell machte, nahm vorerst auf der Tribüne Platz.

Eric Martel (links) und Kristoffer Lund (rechts) vom 1. FC Köln im Duell mit Charles de Ketelaere (Atalanta Bergamo) im Testspiel.

Eric Martel (links) und Kristoffer Lund (rechts) vom 1. FC Köln im Duell mit Charles de Ketelaere (Atalanta Bergamo) im Testspiel.

Der FC-Coach setzte wie gewohnt auf eine 3:4:3-Grundordnung. In der Dreierkette verteidigten der bisherige Kapitän Timo Hübers im Zentrum, Joel Schmied auf der rechten Seite und Neuzugang Tom Krauß, von Haus aus eigentlich defensiver Mittelfeldspieler, auf der linken Seite. Sebulonsen, Martel, Johannesson und Lund bildeten das Mittelfeld, Kaminski und Thielmann besetzten die Flügel, Marius Bülter agierte als Spitze. Der 32-Jährige, jüngst von der TSG Hoffenheim verpflichtet, führte das Kölner Team als Kapitän an.

FC startet mit viel Druck und Tempo

Von Beginn spielte der FC einen erfrischenden Ball und übte Druck auf die Norditaliener aus, die zugegebenermaßen allerdings auch nicht sonderlich motiviert wirkten. Schmied scheiterte früh an der Latte (3.), Atalanta-Keeper Carnesecchi faustete sich den Ball fast selbst ins Tor (10.). Gerade, als das Spiel ein bisschen Leerlauf hatte, ging der FC mit 1:0 in Führung. Und wie: Nach einer starken Balleroberung spielte Kaminski Thielmann frei. Der 23-Jährige drehte sich um Bergamos Marten de Roon, ließ den 42-fachen Nationalspieler wie einen Novizen aussehen und versenkte den Ball mit Auge ins lange Eck – eine starke Aktion (26.).

Kristoffer Lund Hansen (1. FC Köln) im Zweikampf mit Raoul Bellanova (Atalanta Bergamo) während des Testspiels im RheinEnergie-Stadion.

Kristoffer Lund Hansen (1. FC Köln) im Zweikampf mit Raoul Bellanova (Atalanta Bergamo) während des Testspiels im RheinEnergie-Stadion.

Der FC blieb am Drücker, Atalanta regungslos. Sehenswert auch das 2:0 in der 32. Minute: Nach einem Ballgewinn von Lund spielte Kaminski einen starken Doppelpass mit Sebulonsen und zirkelte das Leder zum 2:0 in die Maschen. Fünf Minuten später hatte der Pole nach einem katastrophalen Fehlpass der Lombarden sogar das 3:0 auf dem Fuß, blieb aber in der Abwehr hängen. Kurz vor der Pause hätte Lund nach Vorarbeit von Sebulonsen fast seinen ersten Treffer für den FC erzielt, mit seinem Kopfball zwang er Carnesecchi zu einer Glanztat. Bereits zur Pause gab es Applaus der Fans.

Kölner Offensivpower nach der Pause ungebremst

Auch in der zweiten Halbzeit ging es fast nur in eine Richtung: in Richtung Tor der Italiener. Die stellten allerdings beim 3:0 der Kölner allerdings auch das Verteidigen ein. Ein zwar gekonnter langer Chipball von Tom Krauß landete bei Thielmann, der vollkommen freistehend vor Carnesecchi auftauchte, diesen verlud und ins verwaiste Tor traf (59.).

Vier Minuten später war für Thielmann Schluss – der Beifall der Fans wird ihm gutgetan haben, denn die vergangene Saison war für ihn wahrlich keine einfache gewesen. Thielmann hatte beste Eigenwerbung betrieben. Aber auch nach einem Vierfach-Wechsel der Kölner ging der Einbahnstraßen-Fußball weiter: Der eingewechselte Luca Waldschmidt holte clever einen Elfmeter heraus, den er dann ganz sicher zum 4:0 verwandelte (66.).

Das alles ging doch für den FC ziemlich einfach – beim Bundesliga-Auftakt in Mainz wird das Kwasniok-Team unter Garantie mit mehr Gegenwehr rechnen müssen als von den Lombarden, die nie eine Einstellung zum Testspiel fanden. Doch der 1. FC Köln scheint gerüstet und in Form für die kommenden Aufgaben. Das ist doch schon viel Wert.

1. FC Köln: Schwäbe – Schmied (79. Heintz), Krauß (63. Pacarada), Hübers – Sebulonsen (79. Gazibegovic), Martel (79. Huseinbasic), Johannesson (79. Kainz), Lund (63. Waldschmidt) – Thielmann (63. Maina), Bülter (63. Ache), Kaminski (79. El Mala).- Tore: 1:0 Thielmann (26.), 2:0 Kaminski (32.), 3:0 Thielmann (58.), 4:0 Waldschmidt (66., Elfmeter).- Zuschauer: 40.100