Eric Martel kommt nach KölnPeter Stöger schwärmt von FC-Neuzugang in spe

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Peter Stöger (l.) und Eric Martel arbeiteten 2021 zusammen bei Austria Wien.

Köln – Eine Zahl steht fest: 49 Millionen Euro soll der Kader des 1. FC Köln für die neue Bundesliga-Saison kosten und damit 20 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Betrag bezieht sich allein auf die Kosten für die erste Mannschaft. Grundsätzlich melden die Kölner einen höheren Personal-Aufwand für den ausgegliederten Leistungsbereich, zu dem neben den Profis auch die Regionalliga-Mannschaft U21 sowie die beiden Jugendmannschaften U19 und U17 zählen. Die Deutsche Fußball-Liga wird also im kommenden Jahr einen etwas höheren Personalaufwand veröffentlichen, was aber nicht bedeutet, dass der FC von seinen Sparzielen abgewichen ist.

Kölner Sparzwang

Der Sparzwang ergibt sich aus der Lage, ist allerdings zum Teil auch selbst auferlegt: Die Zahlen sind zwar offenbar so schlecht wie berichtet, doch die Spiellizenz erhielten die Kölner ohne Einschränkungen. Es herrscht auch in der Ligazentrale die Überzeugung, dass die Kölner angesichts eines funktionierenden Geschäftsmodells an einem attraktiven Standort nicht in ihrer Existenz gefährdet sind. Doch wollen sie in den kommenden Jahren ihre Erwartungshaltung anpassen, das Geld wird daher extrem vorsichtig ausgegeben, um den Verein so rasch wie möglich von den Folgen der Pandemie beziehungsweise der großzügigen Vertragsgestaltungen der vergangenen Jahre zu befreien. Zwar wird es beim FC  auch in Zukunft keine generelle Gehalts-Obergrenze geben. Dafür aber Korridore für die jeweiligen Hierarchiestufen, damit Hoffnungsträger nicht mehr wie Führungsspieler verdienen und Ersatzleute nicht wie Stammkräfte.

Viele Lücken geschlossen

Zur Kaderplanung gehört in diesem Sommer nicht allein die Arbeit an der finanziellen Struktur. Es gibt konkrete Positionen, die besetzt werden sollen – beziehungsweise bereits besetzt sind. Denn eine Woche vor dem Trainingsauftakt der FC-Profis am kommenden Montag sind bereits zahlreiche Lücken geschlossen: Linton Maina (23) kam von Hannover 96 und ist einer von zwei schnellen Halbraumspielern, die der FC holen wollte. Kristian Pedersen (27/zuletzt Birmingham City) spielte in der zweiten Liga Englands entweder Linksverteidiger in einer Viererkette oder links in der Dreierkette und ist damit ein gleichwertiger, aber wohl günstigerer Nachfolger für Jannes Horn als Ersatz für Jonas Hector. Steffen Tigges wurde nicht als Alternative für Anthony Modeste aus Dortmund verpflichtet, eher soll der kantige Linksfuß Modestes Partner sein und die Rolle ausfüllen, die Sebastian Andersson wegen anhaltender Kniebeschwerden schon in der vergangenen Saison nicht mehr ausfüllen konnte.

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Zudem kam mit Denis Huseinbasic (20) für rund 50000 Euro Ablöse ein hoffnungsvoller zentraler Mittelfeldspieler aus Offenbach. Nicht zu vergessen ist, dass der FC beim von Mainz ausgeliehenen Innenverteidiger Luca Kilian die Kaufoption zog und den 22-Jährigen für zwei Millionen Euro fest verpflichtete.

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Schwer wiegt allerdings der Verlust von Salih Özcan, den die Kölner ersetzen müssen. Der Mittelfeldspieler wechselte für zunächst fünf Millionen Euro Ablöse per Klausel nach Dortmund. Aber auch hier scheint der Nachfolger bereits gefunden. Eric Martel (20) soll kommen, der U-21-Nationalspieler war von RB Leipzig zu Austria Wien ausgeliehen und in 33 Pflichtspielen (drei Tore) an der starken Saison der Austria beteiligt, die auf Rang drei endete. Martels Verpflichtung wäre ein Coup und ein weiterer Beleg dafür, dass die Kölner ihr klar bestimmtes Suchprofil mit Erfolg abarbeiten. Es gibt nur ein Aber: Trotz allen Potenzials haben die Zugänge noch nicht nachhaltig Bundesliga-Qualität  nachgewiesen beziehungsweise noch gar nicht nachweisen können.

„Einer meiner Lieblingsjungs"

Im Januar 2021 hatten der damalige Sportvorstand Peter Stöger und sein langjähriger Weggefährte Alexander Bade (erst Sportkoordinator, dann Torwarttrainer der Austria) Martel von RB Leipzig nach Wien geholt. „Alex hatte den Kontakt zum Spieler hergestellt. Wir sahen in Eric von Anfang an einen spannenden Spieler, ein großes Talent und konnten dann alle Beteiligten davon überzeugen, dass ein Leihgeschäft zu einer Win-Win-Situation für alle werden könnte. Und das wurde sie ja dann auch“, sagt der frühere FC-Trainer dieser Zeitung.

Trotz seines jungen Alters habe sich Martel sofort bei Austria durchgesetzt. Stöger: „Eric hat sich richtig gut entwickelt und ist ein guter Typ mit einem guten Umfeld. Er ist selbstbewusst, positiv, sehr ehrgeizig – aber nicht verbissen. Er kann auch Innenverteidiger spielen, doch als Sechser kann er seine Stärken am besten ausspielen. Eric hat eine sehr gute Ausbildung genossen und ist der Typ Spieler, der  konsequent attackiert und verteidigt. Er sollte zu der Art, wie Steffen Baumgart spielen lässt, sehr gut passen. Eric war einer meiner Lieblingsjungs bei Austria, dem FC kann man nur gratulieren, wenn er den Transfer realisieren kann. Man kann das natürlich nie genau wissen, aber ich denke, er hat auf jeden Fall das Potenzial, um sich auch schnell an die Bundesliga anzupassen.“

Martel war der Tackling-Meister in der abgelaufen Saison in Österreich. Der 20-Jährige lag mit 91 Balleroberungen an der Liga-Spitze. Und es gibt wenig, was das Kölner Spiel so sehr prägt wie hohe Ballgewinne.

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