Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek kandidieren im Herbst für den Vorstand des 1. FC Köln. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ beschreiben sie ihre Pläne.
FC-Kandidatentrio im Interview„Wir wollen die Kräfte besser bündeln“

Jörn Stobbe (M.) mit seinen Mitstreitern Ulf Sobek (l.) und Jörg Alvermann beim Redaktionsgespräch im Neven Dumont Haus
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Herr Stobbe, Herr Alvermann, Herr Sobek, sehen sie sich nach der Nominierung durch den Mitgliederrat in der Pole Position? Sie können direkt in die Inhalte gehen, die anderen müssen erst gut 4500 Unterschriften sammeln.
Jörn Stobbe: Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Wir haben jetzt erstmal die Mitglieder und den FC im Fokus und machen unseren Job. Da haben wir echt viel vor. Der Start ist gelungen, über die Nominierung freuen wir uns sehr. Jetzt kommt diese Verantwortung: Wir wollen zeigen, dass wir eine richtig, richtig gute Lösung für den FC sind.
Ist ihr Team dann so selbstbewusst, das sagt: Uns kann eigentlich kein anderes Team gefährlich werden?
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Stobbe: Im Gegenteil. Und es geht ja nicht um gefährlich, sondern es geht darum, was das beste Team für den FC ist. Deswegen ist es natürlich gut, dass andere auch Ideen haben. Wir werden niemanden unterschätzen. Aber wir gucken natürlich hauptsächlich auf uns und wollen aufzeigen, wie wir unsere Ziele mit dem FC erreichen können.
Können Sie zusammenfassen, wofür Sie in einem möglichen Präsidium jeweils stehen wollen?
Ulf Sobek: Klarheit, Kompetenz und Zusammenhalt – das ist auch unser Teamgedanke. Im sportlichen Bereich will ich für klare Entscheidungen stehen, die Menschen dabei abholen, dass es dann im Team gemeinsam nach vorne geht.
Jörg Alvermann: Ich stehe für die Themen Recht und Finanzen. Ganz viele Themen, die den FC beschäftigten, auch im Sport, haben rechtliche Berührungspunkte – wie man bei der Transfersperre gesehen hat. Hinzu kommen Themen wie 50 plus 1, Schutz vor Investoren oder das Geißbockheim, die Eigenvermarktung und Satzungsfragen.
Stobbe: Ich glaube, der Haupterfolgsfaktor für den 1. FC Köln ist nicht, eine neue Strategie zu entwerfen. Sondern eine sehr gute Strategie auch wirklich umzusetzen. Wir wollen agieren und Präsenz zeigen. Ich habe ein Talent, Brücken zu bauen und will erreichen, dass hier alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dabei wollen wir auch die Stadt Köln mitnehmen. Es geht nicht darum, dass wir alle einer Meinung sind. Es geht um Positionen, über die man miteinander redet. Dann suchen wir gemeinsam tragfähige Kompromisse.
Sobek: Ich will auch die Kommunikation noch erwähnen, die wir auf allen Ebenen verbessern wollen. Da geht es vor allem auch um den Sport. Wir wollen mit Freude die jungen Spieler noch intensiver begleiten und sie auch unterstützen. Das habe ich in meinen vielen, vielen Jahren als Coach immer wieder gesehen: Die Wertschätzung mit einfachen, aber ehrlichen Gesten, nicht nur finanziell, ist sehr, sehr wichtig. Das wollen wir ausbauen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit des aktuellen Vorstands?
Stobbe: Uns bringt nur der Blick nach vorne etwas. Aber eine Sache des jetzigen Vorstands finde ich gut: Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Dass hier einige wirklich die Chance bekommen, auf der Karriereleiter zu klettern, wie Thomas Kessler, Lukas Berg oder Philipp Liesenfeld, finde ich megastark. Das bringt für das gesamte Team am Geißbockheim etwas, vor allem natürlich Motivation. Vertrauen in die eigenen Leute ist immer gut.
Ist denn ein Treffen geplant mit dem amtierenden Vorstand?
Stobbe: Soweit sind wir natürlich noch überhaupt nicht. Selbstverständlich würde ich es begrüßen, wenn wir uns austauschten. Für den FC wäre das am besten. Ich fände es auch ganz toll, wenn ein Vorstand, der sich wirklich zerrissen und viel gearbeitet hat, weiter ein Teil der FC-Familie bliebe.
Können Sie sich vorstellen, dass Mitglieder des jetzigen Präsidiums zum Beispiel in den Beirat berufen werden?
Ich glaube, der FC hat viel mehr Akzeptanz, wenn Strukturen da sind, die die Menschen verstehen. Deswegen stellen wir das alles mal auf den Prüfstand
Alvermann: Es wäre jetzt total vermessen von uns, über irgendwelche Posten oder Ämter zu sprechen. Wir gehen das mit voller Demut an. Fakt ist: im Beirat sitzt viel Kompetenz. Das gilt auch für den jetzigen Vorstand.
Herr Stobbe, sie haben bei ihrer Vorstellung gesagt, dass Sie dem damaligen Präsidenten Spinner zu viele kritische Fragen gestellt haben. Wie würden sie als Präsident mit kritischen Fragen umgehen?
Stobbe: Jede Kritik bringt einen weiter. In dem Beispiel waren es die Vertragsverlängerungen jeweils über viele Jahre für Peter Stöger und Jörg Schmadtke. Die wurden nicht diskutiert, sondern freudestrahlend verkündet. Langfristige Verträge mit der sportlichen Leitung muss man natürlich mal hinterfragen dürfen und schauen, ob FC-freundliche Abfindungsregelungen enthalten sind. Dieser Dialog wäre hilfreich gewesen.
Es geht ihnen auch um eine Änderung der Rechtsform. Was würde es bedeuten, wenn die KGaA beim FC abgeschafft würde?

Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe
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Alvermann (lacht): Wie viel Zeit haben wir? Im Ernst: Es lohnt sich, einmal zurückzuschauen, wie diese GmbH & Co-Kommandit-Gesellschaft auf Aktien im Jahr 2001 entstanden ist. Damals hat der FC gesagt, wir gliedern den Profisportbereich in eine Kapitalgesellschaft aus. Da war der FC nicht allein, das haben viele Vereine gemacht. Die Begründung war damals tatsächlich, dass es die maximale Beteiligung Dritter ermöglicht. Das war also klar ausgerichtet auf Investoren. Jetzt die Frage: Gibt es im Jahr 2025 irgendjemanden im FC, der sagt, wir streben eine maximale Beteiligung Dritter an? Ich glaube, der FC hat viel mehr Akzeptanz, wenn Strukturen da sind, die die Menschen verstehen. Deswegen stellen wir das alles mal auf den Prüfstand. Da maße ich mir an, dass wir zu dem Ergebnis kommen, dass die KGaA nicht die richtige Rechtsform für den FC ist.
Stobbe: Das Ziel ist, den FC mittelfristig stärker und schlanker zu machen. Natürlich macht man nicht Sachen, nur um etwas zu ändern. Wir wollen die Kräfte besser bündeln.

Jörg Alvermann bewirbt sich um den Posten des Vizepräsidenten.
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Es wäre ja wahrscheinlich das größte denkbare Zeichen gegen Investoren.
Alvermann: Absolut. Wir wären die ersten, die das mal prüfen. Ausgegliedert haben viele, das Rad zurückgedreht hat noch keiner.
Zum Sportlichen: Mit Ihnen, Herr Sobek, käme große Sportkompetenz in den Vorstand. Wie stellen Sie sich da Ihre Rolle vor, wie intensiv kann man eingreifen?
Sobek: Natürlich ist der Sportgeschäftsführer oder der Sportdirektor in der Entscheidung, ganz klar. Ich sehe das dann eher als Coaching auf Sparring-Ebene. Das heißt, ich möchte gerne die Prozesse sehen, dann diskutieren, warum die Prozesse so sind. Und da würde ich meine Erfahrungen einbringen.

Ulf Sobek steht für die Sportkompetenz im Kandidatenteam.
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Es ist fast Teil der FC-Folklore, zu sagen, dass ein Vorstand nicht ohne Zustimmung der aktiven Fanszene kandidieren darf. Gab es da schon Kontakte?
Alvermann: Ich finde es lustig, dass man sagt, ohne die aktive Fanszene wird man nicht gewählt. Wir werden von den Mitgliedern gewählt, und natürlich besteht die aktive Fanszene auch aus Mitgliedern. Deswegen wäre es Scharlatanerie zu sagen, wir werden nicht auch von der aktiven Fanszene gewählt. Diese Fanszene ist heterogen. Deswegen kann sich kein aktiver Vorstand, kein Bewerberteam anmaßen, zu sagen: Ja, ich habe jetzt diese komplette Fanszene hinter mir. Das sind ganz viele unterschiedliche Gruppen und Personen – so vielschichtig wie der gesamte FC. Jedes Team würde einen großen Fehler machen, wenn es sagte, wir sprechen nicht mit der aktiven Fanszene. Wenn ich Vorstand bin, dann bin ich für alle da. Wir werden im Sommer in Fanklubs gehen. Wir besuchen alle – alle, die mit uns sprechen wollen. Aber da gibt es nicht die zentralen Personen oder Gruppierungen, mit denen man spricht, um diese hinter sich zu haben. Die lassen sich auch gar nicht vor einen Karren spannen. Wenn ich da versuche, mich anzubiedern, kann ich nur scheitern.
Aber es gibt den Vorwurf, dass die aktive Fanszene beim 1. FC Köln oder die Ultras zu viel Macht besitzen. Wie sehen Sie das?
Alvermann: Ich kann nur über das Bewerbungsverfahren sprechen. Das war nicht ansatzweise so, dass ich dort beim Mitgliederrat vor einem verlängerten Arm der Ultras saß. Der Mitgliederrat ist mit zwölf Personen auch sehr heterogen besetzt. Er hat uns hochkompetent und inhaltlich massiv geprüft. Ich fand das sehr beruhigend.
Eine hybride Veranstaltung wurde jetzt vom Mitgliederrat abgelehnt. Was halten Sie davon?
Alvermann: Ich habe nicht wahrgenommen, dass die Teilnehmerzahlen bei hybriden Versammlungen in die Höhe geschnellt sind. Die Mitgliederversammlung findet am Wochenende im Stadion statt, sie ist maximal auf Präsenz ausgerichtet. Jetzt doch eine hybride Versammlung anzubieten, hätte ich als Widerspruch gefunden. Zudem ist so eine hybride Versammlung in einem großen Stadion noch mal eine zusätzliche Herausforderung. Bei so einer Wahl braucht nur mal, wenn ein Kandidat gerade seine Vorstellungsrede hält, für fünf Minuten die Leitung zusammenbrechen – schon haben wir auch ein rechtliches Problem. Deswegen finde ich es nachvollziehbar, bei der Präsenz zu bleiben.