Rückkehr mit BielefeldEx-Kölner Yabo: „Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint"

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Yabo

Bielefelds Reinhold Yabo dreht nach seinem Siegtreffer zuletzt gegen Hertha BSC ab.

Herr Yabo, der Viertletzte der Bundesliga spielt beim Drittletzten. In Köln misst man dem Duell eine sehr hohe Bedeutung bei. Hat der FC mehr Druck als die Arminia? Reinhold Yabo: Dass das Spiel für beide Mannschaften extrem wichtig ist, das steht ja außer Frage. Allerdings würde ich jetzt nicht behaupten, dass der FC mehr unter Druck steht als wir. Natürlich, wir sind Aufsteiger, Außenseiter und haben zwei Punkte mehr als die Kölner. Aber wir wollen genauso da unten rauskommen und uns befreien. Wir haben da kein anderes Ziel als der FC.

Mit Ausnahme des letzten Spieltags, an dem Ihre Mannschaft mit 1:5 gegen Frankfurt verlor, zeigte sich Arminia zuletzt überraschend stabil. Was zeichnet Ihr Team aus?

Wir hatten nach einem ordentlichen Saisonbeginn ein paar Probleme, aber ich sehe uns trotz der Niederlage gegen Frankfurt weiter im Aufwärtstrend. Wir schaffen es meistens gut, im Kollektiv strukturiert gegen den Ball zu arbeiten. Wir sind absolut keine Klopper-Truppe, sondern wir versuchen schon, die Dinge spielerisch zu lösen. Wir sind ganz sicher der große Underdog in der Liga und haben mit Abstand den kleinsten Etat, dafür machen wir es sicher gut bisher. Aber wir haben noch überhaupt nichts erreicht.

Im Vordergrund stehen bei Arminia oft Trainer Uwe Neuhaus und Stürmer Fabian Klos.

Und das ist ja auch nur richtig so. Die letzten Jahre sprechen bei Uwe Neuhaus einfach für sich. Ich schätze ihn nicht nur als erfahrenen Fachmann, sondern auch aufgrund seiner besonnenen Art. Er ist sachlich, nüchtern und neigt überhaupt nicht zu Aktionismus. Und „Klosi“ ist ein genialer Typ, der unheimlich wichtig für uns ist. Er hat Höhen und Tiefen erlebt. Er geht vorne weg, ist direkt und ehrlich. Und menschlich ist er herzensgut. Klosi ist einfach eine Säule unserer Mannschaft.

In Köln ist es nach der jüngsten 0:3-Niederlage in Hoffenheim wieder unruhiger geworden. Der Verein hat jetzt aber auf dem Transfermarkt reagiert und mit Max Meyer und Emmanuel Dennis zwei Offensivkräfte verpflichtet. Ändert sich dadurch etwas für das Spiel?

Das ist schwierig zu beantworten. Dass es jetzt in Köln wieder unruhiger zugeht, das ist ja nichts Neues für den FC. Das war schon damals während meiner Zeit der Fall. Es ist für mich aus der Ferne schwierig zu beurteilen, warum der FC unten drinhängt. Meine Kölner Zeit ist jetzt allerdings schon lange her – auch wenn sie immer ereignisreich und wunderschön war.

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Beim FC feierten Sie im Januar 2011 Ihr Bundesliga-Debüt. Der Durchbruch gelang ihnen indes nicht bei dem Verein, für den sie über zwölf Jahre gespielt haben. Hatten Sie daran zu knabbern?

Köln ist für mich nach wie vor Heimat. Ich liebe diese bunte Stadt und ihre Menschen. Der Tag meines Bundesliga-Debüts wird mir immer in Erinnerung bleiben. Insgesamt will ich die vielen Jahre beim FC nicht missen. Sie haben mich sportlich und auch menschlich weitergebracht. Aus der aktuellen  Mannschaft habe ich noch Kontakt zu Timo Horn und Jonas Hector, mit denen ich damals   zusammengespielt habe. Am Ende musste ich mich im Sinne meiner Karriere aber verändern. Damals war es so, dass der FC eher auf teure Routiniers denn auf die eigenen Talente gesetzt hat. Eine richtige Chance hatte ich nicht bekommen. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn mit dem weiteren Verlauf meiner Karriere bin ich nicht unzufrieden.

Sie galten vor rund zehn Jahren als eines der größten Talente in Deutschland überhaupt. Hätten Sie mehr rausholen können?

Das mag sein. Im Nachhinein kann man vielleicht sagen, dass ich noch mehr hätte erreichen können. Aber ich bin mit mir absolut im Reinen. Ich bin fast 29 Jahre alt, Bundesliga-Spieler, glücklicher zweifacher Familienvater: Das Schicksal hat es schon ganz gut mit mir gemeint.

Sie gelten als Fußballprofi, der über den Tellerrand guckt und sich in der Gesellschaft sehr engagiert. Während Ihrer Zeit beim Karlsruher SC  gehörten Sie dem Gemeinderat  an. Als gläubiger Christ hielten Sie zudem schon Predigten in Ihrer freikirchlichen Gemeinde.

Mein politisches Engagement war eher ein „Unfall“. Ein Jahr saß ich für eine Wählervereinigung in Karlsruhe im Rat. Es war eine interessante, lehrreiche Zeit, die  mich geprägt  hat. Aber dafür und für die Predigten bleiben derzeit keine Zeit. Davon unabhängig, spielt der Glaube in meinem Leben dennoch eine große Rolle.

ZUR PERSON Reinhold Yabo, geboren am 10. Februar 1992 in Aldenhoven, schloss sich 2001 dem 1. FC Köln an. Der Mittelfeldspieler galt als großes Talent, durchlief alle deutschen Junioren-Nationalteams und führte 2009 die U17 als Kapitän  zum EM-Titel. Nach nur fünf Profispielen für den FC und einer zwischenzeitlichen Leihe zu Alemannia Aachen wechselte Yabo nach zwölf Jahren in Köln zur Saison 2013/14 zum Karlsruher SC. 2015 bis 2019 stand er für Red Bull Salzburg unter Vertrag. Zwischendurch schon einmal an Arminia ausgeliehen, kehrte Yabo im Januar 2019 fest nach Bielefeld zurück. (LW)

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