FC-Spielerin Sarah Puntigam„Wir wollen den EM-Hype in die Liga mitnehmen“

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Die Österreicherin Sarah Puntigam kam aus Montpellier zum 1 .FC Köln.

  • Dieses Wochenende startet die Frauen-Bundesliga in die neue Saison. Am Sonntag wartet mit der TSG Hoffenheim die erste schwere Aufgabe auf den 1. FC Köln.
  • Mit dabei sein wird auch die österreichische Rekordnationalspielerin Sarah Puntigam. Sie wechselte vor der Saison gemeinsam mit ihrer Ehefrau Genessee Puntigam zum FC.
  • Im Interview redet sie über die Saisonziele, über den Frauenfußball-Hype nach der Europameisterschaft und darüber, wie es ist, mit der Ehefrau in einem Team zu spielen.

Köln – Frau Puntigam, im Sommer erlebte der Frauen-Fußball bei der Europameisterschaft einen regelrechten Hype. Auch sie waren dabei und kamen mit Österreich bis ins Viertelfinale. Wie haben Sie die EM wahrgenommen?

Sarah Puntigam: Das Turnier war wirklich etwas Besonderes: Die Atmosphäre, die Stadien, die Zuschauer, das Medieninteresse – als das war einmalig. Die EM kann als Vorbild dienen für die nächsten Turniere. Und ich finde, es sollte schon das Ziel sein, diesen Hype mit in die Liga zu nehmen.

Wie kann das gelingen?

Wichtig ist, dass mehr über den Frauenfußball berichtet wird und mehr Spiele im Fernsehen gezeigt werden. Die ARD zeigt diese Saison ja einige Spiele live und auch in der „Sportschau“ wird es Zusammenfassungen geben. Das ist ein wichtiger Schritt, um sichtbarer zu werden. Langfristig gilt es, die Bundesliga zu einer reinen Profiliga zu machen. So wird man auch das spielerische Niveau steigern.

Die Diskussion um die Gehälter schwelt schon länger. Zuletzt hatte sogar Kanzler Olaf Scholz eine Angleichung der Gehälter von Frauen und Männern gefordert. Was halten Sie davon?

Ein erster Schritt wäre ja schon getan, wenn in der Frauen-Bundesliga niemand mehr nebenbei noch 40 Stunden arbeiten muss.  Langfristig sollte generell schon das Ziel sein, dass sich die Gehälter zwischen Männern und Frauen annähern. Aber sie komplett anzugleichen, halte ich für unrealistisch und auch nicht für gerechtfertigt, weil die Männer-Bundesliga wesentlich mehr Einnahmen verzeichnet.

Puntigam: „Will jüngeren Spielerinnen helfen“

Wie ist das bei Ihnen? Müssen Sie auch nebenbei arbeiten?

Nein, das ist zum Glück nicht nötig. Beim FC ist das seit dieser Saison generell nicht mehr der Fall. Das war in meiner Karriere aber auch nicht immer so. Mir kommt sicherlich entgegen, dass ich in der Nationalmannschaft spiele. Aber es gibt mehr als genug Spielerinnen in der Bundesliga, die nicht vom Sport leben können. Die Vereine und der Verband sind da gefordert, um das zu ändern.

Sie haben zuletzt vier Jahre bei Montpellier in der französischen Liga gespielt. Nun sind sie wieder zurück in Deutschland. Wie ist ihr erster Eindruck von Köln? Haben Sie sich schon eingelebt?

So lange bin ich ja noch gar nicht hier. Erst stand die Europameisterschaft an, danach habe ich noch ein bisschen Urlaub gemacht. Aber der erste Eindruck ist sehr gut. Die Menschen hier sind nett und offen, auch im Verein wird gut gearbeitet. Bisher macht es viel Spaß.

Zur Person

Sarah Puntigam, 1992 im österreichischen Raning geboren, ist Rekordnationalspielerin Österreichs. Die 30-Jährige begann ihre Karriere beim LUV Graz, bevor sie 2009 zum FC Bayern München wechselte. Über den SC Kriens in der Schweiz führte die Mittelfeldspielerin ihre Karriere zum SC Freiburg. Zuletzt spielte sie vier Jahre lang beim HSC Montpellier in Frankreich.

Der 1.FC Köln startet mit einem Heimspiel in die Frauen-Bundesliga. Am Sonntag gastiert die TSG Hoffenheim um 13 Uhr im Frank-Kremer-Stadion. Tickets gibt es an der Tageskasse oder Online. (fho)

Sie kennen die Bundesliga bereits aus ihrer Zeit in Freiburg. Was sind die größten Unterschiede zwischen der französischen Liga und der Bundesliga?

Als ich damals nach Frankreich gegangen bin, hatte ich das Gefühl, dass dort mehr auf Technik und individuelle Klasse gesetzt wird. In Deutschland ist das Spiel stärker mannschaftstaktisch geprägt. Mein Eindruck ist: In Frankreich gibt es die besseren Einzelspielerinnen, in Deutschland aber die besseren Teams.

Was gefällt ihnen besser?

Ich mag es, wenn eine Struktur im Spiel zu erkennen ist, deswegen bevorzuge ich die Bundesliga.

In der letzten Saison konnte der FC mit einem guten achten Platz überraschen. Nach der Saison gab es dann einen großen Umbruch im Kader. Zwölf Abgänge stehen elf Neuzugängen gegenüber. Was ist mit dieser neuen Mannschaft möglich?

Für mich ist der Vergleich zur letzten Saison natürlich schwierig, weil ich damals noch nicht dabei war. Aber ich glaube, dass wir eine sehr gute Mannschaft zusammen haben. Und die Stimmung im Verein ist super. Wenn wir einen guten Start hinlegen, glaube ich, dass man mit uns rechnen kann und wir für Überraschungen gut sind.

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Welche Überraschungen könnten das sein?

Ein angemessenes Ziel wäre ein Platz im stabilen Mittelfeld, vielleicht auch in der oberen Tabellenhälfte, also Platz sechs.

Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ich bin eine der ältesten Spielerinnen hier und will der Mannschaft auch mit meiner Erfahrung weiterhelfen und vorangehen. Gerade auch in schwierigen Zeiten will ich Verantwortung übernehmen und den jüngeren Spielerinnen helfen.

Puntigam über Doppelwechsel mit Ehefrau Genessee: „Das wollten wir unbedingt machen“

Nicht nur Sie, auch ihre Ehefrau Genessee Puntigam ist dieses Jahr zum FC gewechselt. Vorher hatte sie eine längere Auszeit genommen. Wie kam zu dem Doppelwechsel?

Genessee hat ja auch lange in Frankreich gespielt und wegen familiären Gründen eine kurze Auszeit genommen. Sie hat sich aber eigentlich die ganze Zeit über fit gehalten und trainiert. Als dann der Kontakt zu Trainer Sascha Glass zustande kam haben wir beide sofort ein gutes Gefühl gehabt und gesagt: Das wollen wir unbedingt machen.

Wie ist es denn, mit der Ehefrau in der gleichen Mannschaft zu spielen?

Es macht großen Spaß (lacht). Wir sind froh, hier zu sein.

Keine Angst, dass sich Privates und Berufliches zu stark in die Quere kommen?

Nein, wir sind beide sehr professionell und spielen ja auch schon lange genug. Außerdem wissen wir beide sehr genau, wann wir mal Zeit für uns brauchen. Deswegen mache ich mir da keine Sorgen.

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