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Interview

„Von der Basis für die Basis“
So will Sven-Georg Adenauer den FC in die Zukunft führen

Lesezeit 6 Minuten
13.05.2025, Köln: Thorsten Kiesewetter und Sven-Georg Adenauer (v.l.) im Gespräch mit möglichen Kandidaten für den Vorstand des Fußballvereins 1. FC Köln.  Foto: Arton Krasniqi

Sven-Georg Adenauer. Im Hintergrund: Thorsten Kiesewetter

Sven-Georg Adenauer will für das FC-Präsidium kandidieren – dafür braucht sein Team aber noch Unterschriften.

Herr Adenauer, um zur Vorstandswahl zugelassen zu werden, benötigen Sie die Unterstützung von 4600 der mehr als 150.000 FC-Mitglieder. Wie weit sind Sie?

Rund 2000 Unterschriften haben wir eingesammelt. Damit liegen wir im Plan. Es ist allerdings schwierig. Wir müssen um jede Unterschrift kämpfen, da das in der Satzung des 1. FC Köln fest geschriebene Verfahren sehr kompliziert ist. Die Mitglieder müssen das Formular ausdrucken, handschriftlich unterschreiben, einscannen oder fotografieren und wieder zurückschicken. Das ist aus meiner Sicht anachronistisch. Viele Menschen scheitern daran, und viele Mitglieder haben das Gefühl, dass sie uns mit der Unterschrift schon wählen. Dabei geben sie uns damit nur die Chance, an der Wahl teilzunehmen.

Die Zahl stammt aus einer Zeit, in der der 1. FC Köln noch deutlich weniger Mitglieder hatte. Ist sie womöglich zu hoch angesetzt?

Definitiv. Der FC hat mehr als 150.000 Mitglieder, und man möchte möglichst vielen davon die Chance geben, sich einzubringen. Daher finde ich eine dermaßen hohe Hürde nicht gut. Mein Gefühl ist: 1000 hätten es auch getan.

Durch das Sammeln der Unterschriften treten Sie mit vielen Fans in Kontakt. Welche Reaktionen erhalten Sie?

Viele finden es gut, dass es zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins mehrere Teams geben wird, die mit dem vom Mitgliederrat vorgeschlagenen Trio konkurrieren. Die Mitglieder schätzen es, dass wir einen Demokratisierungsgedanken in das Verfahren bringen. Bei den Mitgliedern kommt an, dass wir ein gutes Team stellen und mit Thorsten Kiesewetter, Martin Hollweck und mir drei Menschen ins Rennen schicken, die unterschiedliche sich ergänzende Qualifikationen mitbringen. Wir leben unseren Slogan „Authentisch. Kompetent. Nahbar.“ und sind das Team von der Basis für die Basis. Die Vorschläge des Mitgliederrats haben zudem in den vergangenen Jahren nicht unbedingt dazu geführt, dass der FC sich optimal entwickelt hat. Langfristiger sportlicher Erfolg, eine positive Außendarstellung und wirtschaftliche Stabilität – all das, wonach sich die Fans sehnen – gab es nicht. Die Fans suchen nach einer Vorstandsalternative, die genau das realisiert. Und dafür haben wir jede Menge Ideen.

Haben Sie Ihre Unterstützer dafür sensibilisiert, dass Sie nach den Unterschriften auch Mitglieder brauchen werden, die Sie dann im Herbst auf der Mitgliederversammlung ins Amt wählen?

Das sagen wir jeweils am Ende der Gespräche, um den Prozess auch noch einmal zu erklären. Wir konzentrieren uns aber vorerst darauf, die 4600 Stimmen zusammenzubekommen. Das ist das Wichtigste.

Es wäre am Ende eine Frage der Mobilisierung…

Korrekt. Ich habe vor Kurzem in Langenberg im Kreis Gütersloh einen Fanklub besucht, wo man mir bereits versichert hat: Sollten wir die Stimmen erreichen, wird erstmals in der Geschichte dieses Fanklubs ein Bus aus Langenberg zu einer Mitgliederversammlung des 1. FC Köln fahren. Das fand ich total klasse. Die weiten Wege werden eine Herausforderung bedeuten. Ich habe gute Kontakte in die belgische Community. Dort gibt es tausende FC-Fans. Für die ist es ein Hindernis, zur Mitgliederversammlung zu kommen. Und das sind bei weitem nicht die einzigen. Uns haben auch FC-Mitglieder in den USA und weiteren Ländern ihre Unterstützung zugesagt. Nur rund 20 Prozent der Mitglieder kommen aus Köln und dem direkten Umkreis. Bei 150.000 Mitgliedern und einer derart wichtigen Entscheidung wie einer Vorstandswahl muss es möglich sein, eine hybride Versammlung durchzuführen. Sonst verkleinert man ganz einfach die demokratische Basis einer Wahl. Und das darf nicht sein.

Warum gibt es keine hybride Versammlung?

Das muss man zunächst den Mitgliederrat fragen, der sich dagegen ausgesprochen hat. Ich kann mir vorstellen, dass es da um Macht geht und man glaubt, dass der eigene Vorschlag leichter durchzubringen ist, wenn weniger Menschen an der Versammlung teilnehmen. Die Satzung sieht es so vor. Daher halten wir uns daran. Aber vielleicht muss ein künftiger Vorstand auch dafür sorgen, dass die Satzung in dem Punkt geändert wird und mehr Demokratie möglich ist.

Die zwölf Mitglieder, die in den Rat gewählt wurden, standen allesamt auf der Wahlempfehlung des Vereins Südkurve Köln, dem Zusammenschluss der aktiven Fanszene. Das macht sie nicht zu schlechten Kandidaten, aber es stärkt die These, dass beim 1. FC Köln kein Weg an der Szene vorbei in ein Amt führt. Ist das ein Thema für Sie?

Ich sage ebenfalls nicht, dass im Mitgliederrat grundsätzlich Leute sitzen, die dort besser nicht sitzen sollten. Klar ist, dass die Szene großen Einfluss hat. Das ist auch in Ordnung, denn sie repräsentiert viele FC-Mitglieder. Wenn man aber den bestmöglichen Vorstand will, der von möglichst vielen Mitgliedern gewählt wird, dann ist das Verfahren, wie es derzeit gelebt wird, der Sache nicht dienlich.

Mittlerweile sind drei Teams öffentlich. Wo sehen Sie die Leerstellen der anderen Teams, die Sie besetzen?

Erst einmal kommt unser Team vollständig aus dem Rheinland, Dadurch, dass wir nicht durch den Mitgliederrat vorgeschlagen sind, können wir völlig frei und unbefangen an die Aufgabe herangehen. Wir haben mit keiner Vorgeschichte etwas zu tun, sind unbelastet. Wir haben aus unserer Überzeugung heraus gesagt, dass wir uns einbringen wollen und merken auch an der Unterstützung, dass die Menschen das als Vorteil erkennen. Ich persönlich habe den Vorteil, dass ich ab dem 31. Oktober frei habe und mich mit voller Kraft dem FC widmen will. Und auch Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck werden mehr Zeit für den Verein aufbringen als das Vorstände in der Vergangenheit gemacht haben. Das ist ebenfalls ein Unterschied zu dem einen oder anderen Mitglied der anderen Teams.

Im Verein hat sich zuletzt einiges bewegt. Thomas Kessler ist Sportdirektor, Philipp Liesenfeld zum Geschäftsführer berufen worden. Wird da ein neuer Vorstand bereits vor vollendete Tatsachen gestellt?

Definitiv. Ist es klug, die wichtigsten Positionen langfristig zu besetzen, wenn der Verein im September oder Oktober einen neuen Vorstand bekommt? Ganz egal, wer das sein wird. Da hätte ich mir ein wenig Fingerspitzengefühl gewünscht. Das heißt aber nicht, dass wir den jetzt benannten Führungskräften die Qualität absprechen. Wenn wir gewählt werden, werden wir uns konstruktiv und ergebnisoffen mit allen Beteiligten darüber unterhalten, wie wir gemeinsam unseren Effzeh langfristig sportlich und wirtschaftlich erfolgreich sowie mit einer positiven Außendarstellung entwickeln können.

Der 1. FC Köln hat bereits durch die Wahlkommission grundsätzlich dazu aufgerufen, Teams zu unterstützen. Wie läuft der Austausch mit dem Geißbockheim?

Die Geschäftsstelle macht das zum ersten Mal, und das merkt man auch. Wichtig wäre für uns etwa, regelmäßig zu erfahren, wie viele und auch welche Mitglieder bereits für uns unterschrieben haben. Zum einen, um einen aktuellen Stand zu haben. Zum anderen, um bei unseren nächsten Aufrufen die Mitglieder herauszunehmen, die uns bereits unterstützen. Aber seit zwei Wochen haben wir vom 1. FC Köln keine Antworten mehr auf unsere Anfragen erhalten. Die Frist für die Unterschriftensammlung endet schon am 31. Juli und damit weit vor der Versammlung, deren Datum noch nicht bekannt ist. Das macht es ebenfalls nicht leichter.

Die Zeit drängt gewaltig.

Ja und deshalb kämpft unser Team auch täglich von morgens bis abends um jede Unterschrift. Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen. Aber es ist eine harte Aufgabe. Jedes Mitglied, das eine Wahl haben will, sollte für eines oder beide der nicht vom Mitgliederrat vorgeschlagenen Teams unterschreiben.

Wenn Sie es geschafft haben, geht der Wahlkampf erst wirklich los. Unterstützerstimmen kann man für mehrere Teams abgeben, wählen kann man nur ein Team. Wie werden Sie dafür sorgen, dass sich die Menschen für Sie entscheiden?

Indem wir noch einmal deutlicher machen, wofür wir stehen. Wir wollen noch nicht unser ganzes Pulver verschießen. Es wird auch darauf ankommen, möglichst viele unserer Unterstützer zur Versammlung ins Stadion zu bringen. Wir leben in einer Zeit, in der wir so viele negative Nachrichten hören. Ich glaube, dass ein erfolgreicher 1. FC Köln dazu beitragen kann, dass sich die Stimmung – zumindest bei den vielen Menschen, die an diesem Verein hängen – verbessert. Das muss auch die Stadt Köln begreifen, die hier einen schlafenden Riesen hat, den sie nicht erweckt. Die Kommunikation zwischen dem FC und der Stadt hat in den vergangenen Jahren schlecht funktioniert. Mit meiner Verwaltungserfahrung weiß ich, wie die Ansprache funktioniert. Da möchte ich mich gern einbringen. Das Positive, das vom 1. FC Köln ausgehen kann, ist eine riesige Chance für die ganze Stadt und die Region.

Wir haben also eher nicht mit einem schmutzig-aggressiven Wahlkampf zu rechnen?

Von unserer Seite aus nicht. Wer sich darauf freuen sollte, den muss ich enttäuschen.

www.fcwahl25.de