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Analyse des 1:1 gegen St. PauliDieses Spiel hätte der 1. FC Köln einfach für sich entscheiden müssen

6 min
Sebastian Sebulonsen 1. FC Koeln, Torwart Marvin Schwaebe 1. FC Koeln, Florian Kainz 1. FC Koeln, Denis Huseinbasic 1. FC Koeln und Rav van den Berg 1. FC Koeln enttaeuscht nach Spielende waehrend des Spiels der Bundesliga zwischen 1. FC Köln und FC St. Pauli, RheinEnergieSTADION am 06. December 2025 in Köln, Deutschland. Foto von Ralf Treese/DeFodi Images  Sebastian Sebulonsen 1. FC Koeln, Torwart Marvin Schwaebe 1. FC Koeln, Florian Kainz 1. FC Koeln, Denis Huseinbasic 1. FC Koeln und Rav van den Berg 1. FC Koeln look dejected after the game during the Bundesliga match between 1. FC Köln and FC St. Pauli at RheinEnergieSTADION on December 6, 2025 in Köln, Germany. Photo by Ralf Treese/DeFodi Images DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video. Photo by Ralf Treese/DeFodi Images - not used for Axel Springer, ZDF - *** Sebastian Sebulonsen 1 FC Koeln , Goalkeeper Marvin Schwaebe 1 FC Koeln , Florian Kainz 1 FC Koeln , Denis Huseinbasic 1 FC Koeln and Rav van den Berg 1 FC Koeln look dejected after the game during the Bundesliga match between 1 FC Köln and FC St Pauli, RheinEnergieSTADION on December 06, 2025 in Cologne, Germany Photo by Ralf Treese DeFodi Images Sebastian Sebulonsen 1 FC Koeln , Goalkeeper Marvin Schwaebe 1 FC Koeln , Florian Kainz 1 FC Koeln , Denis Huseinbasic 1 FC Koeln and Rav van den Berg 1 FC Koeln look dejected after the game during the Bundesliga match between 1 FC Köln and FC St Pauli at RheinEnergieSTADION on December 6, 2025 in Köln, Germany Photo by Ralf Treese DeFodi Images DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video Photo by Ralf Treese DeFodi Images not used for Axel Springer, ZDF

Frust und Leere beim FC nach dem Abpfiff (v.l.): Sebastian Sebulonsen, Torhüter Marvin Schwäbe, Florian Kainz, Jakub Kaminski und Rav van den Berg

Der FC kassiert Sekunden vor dem Abpfiff das 1:1. Es war einer der unnötigsten, vermeidbarsten und bittersten Punktverluste in der letzten Zeit.

Das Wichtigste zuerst

Das darf nicht wahr sein: In der vierten und letzten Minute der Nachspielzeit kassierte der 1. FC Köln am Samstag gegen ein bis dato in der Offensive total harmlosen FC St. Pauli noch den Ausgleich zum 1:1-Endstand. Der schon sicher geglaubte Heimsieg gegen die auf den vorletzten Tabellenplatz stehenden Kiezkicker gab der Bundesliga-Aufsteiger somit noch aus der Hand. Mit nunmehr 16 Punkten nach 13 Spielen steht der FC im Niemandsland der Liga. Der Blick der Verantwortlichen geht ja laut eigener Aussagen immer auch nach unten: Der Vorsprung auf die Kellerkinder ist etwas geschmolzen, da Augsburg (13 Punkte) und Heidenheim (elf Punkte) ihre Spiele etwas überraschend gegen Leverkusen (2:0) beziehungsweise Freiburg (2:1) gewannen. Und der FC trotz Überlegenheit eben nicht gewann.

Merk- und unwürdig: Alexander Blessin hätte sich einfach über den glücklichen Punkt freuen sollen. Stattdessen ging der Trainer des FC St. Pauli bei der Pressekonferenz die Kölner Balljungen verbal an (siehe Reaktionen der Trainer).

Die Tore

In der 51. Minute ging der FC in Führung – nach einem 70-Meter-Solo von Said El Mala! Doch St. Pauli hatte dabei zuvor ordentlich mitgeholfen. Denn nach einem unterirdischen Freistoß von Mathias Pereira Lage aus dem Halbfeld konnte erst Jan Thielmann klären, dann drosch Luca Waldschmidt den Ball weg – allerdings genau in den Lauf von El Mala. Der zündete den Turbo, schüttelte Pereira Lage ab, der den Jungstar auch mit einem Trikot-Grabscher nicht aufhalten konnte. Im gegnerischen Strafraum blieb El Mala absolut cool, guckte sich den Torwart aus und traf mit dem rechten Fuß überlegt zum 1:0.

Als fast keiner mehr damit gerechnet hatte, kamen die Hamburger tatsächlich noch in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Ausgleich. Florian Kainz hatte zuvor Danel Sinani im Halbfeld flanken lassen. Der ebenfalls eingewechselte Ricky-Jade Jones schraubte sich hoch, entschied das Kopfballduell gegen Sebastian Sebulonsen für sich. FC-Keeper Marvin Schwäbe rutschte auf der Torlinie noch ein wenig aus – und der Kopfball landete zum 1:1 im rechten Toreck. Schiedsrichter Tobias Reichel pfiff die Partie noch kurz an – und danach sofort ab.

Das war gut

Der FC stand gegen – zugegeben in der Offensive schwache Gäste – in der Defensive sicher und ließ so gut wie nichts zu. Das Abwehrzentrum mit Eric Martel und Rav van den Berg und Tom Krauß hatte die Sache im Griff. Vor allem Neuzugang van den Berg, der lange Zeit verletzt ausgefallen war, deutete mehr als an, dass er für die Kölner eine echte Verstärkung sein könnte.

Das war schlecht

Neben dem vermeidbaren Gegentor verpasste es der FC, das Spiel vorzeitig zu seinen Gunsten zu entschieden – was absolut möglich gewesen wäre. Und damit wären wir schon beim „Moment des Spiels“.

Moment des Spiels

Der erstreckt sich über anderthalb Minuten. Denn in der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte der FC das sichere 2:0 und die Vorentscheidung ziemlich kläglich vergeben. Erst tankte sich der eingewechselte Stürmer Ragnar Ache schön durch, zog aus 13 Metern ab, doch Pauli-Keeper Nikola Vasilj parierte stark. Der nachsetzende Florian Kainz ließ dann aber das 2:0 liegen. Der Österreicher hatte gleich zwei Möglichkeiten, keine nutzte er: Er hätte das Tor selbst erzielen können, wenn nicht gar müssen, doch er scheiterte an Vasilj. Und noch besser: Kainz hätte auch den in der Mitte völlig freistehenden Isak Johannesson anspielen können, der den Ball nur noch hätte einschieben müssen.

Spieler des Spiels

Said El Mala. Wenn es gefährlich, dann war das Kölner Ausnahmetalent beteiligt. Der 19-Jährige hatte schon mit Luca Waldschmidt (im Nachschuss) die beste und eigentlich auch einzige Chance im ersten Durchgang. Doch als Stoßstürmer, wie ihn Trainer Lukas Kwasniok anfangs aufgeboten hatte, war er etwas verschenkt. Kurz vor dem Halbzeitpfiff – und damit etwas spät –  stellte der FC taktisch um, Marius Bülter agierte nun in vorderster Reihe, El Mala auf der linken offensiven Seite. Das zahlte sich aus. Auch wenn El Mala nicht alles gelang und er auch ein paar Mal beim Gegenspieler hängen blieb: Fast wäre das erneut der Kölner Matchwinner gewesen. Beim späten Ausgleich wirkte der in der 82. Minute ausgewechselte Angreifer konsterniert. Was absolut nachvollziehbar war.

1. FC Köln vs. FC St.Pauli, 13. Spieltag, 06.12.2025, 15.30 Uhr, Said El Mala (1. FC Köln) jubelt über sein Tor zum 1:0, Bild: Herbert Bucco

Said El Mala (M.) wäre fast der Kölner Matchwinner geworden. Aber eben nur fast...

Das sagen die Trainer

Lukas Kwasniok (1. FC Köln):

„Mir geht es jetzt nicht ganz so toll – wie allen Kölnern, die heute im Stadion waren. Eine Mannschaft, die besser gewesen ist, konnte das Spiel nicht ausmachen. Die andere Mannschaft konnte dann in der letzten Sekunde ausgleichen, auch wenn nichts darauf hingedeutet hat. Wir müssen das akzeptierten. In Bremen hatten wir das Momentum in der letzten Minute auf unserer Seite. In 13 Spielen war es die stabilste Leistung von uns. Es war klar, dass es kein Hauruck-Fußball geben würde. Dafür haben beide Mannschaften auch zu viel Respekt voreinander gehabt. Wir haben heute keine Konter gefressen, das war wichtig. Wir hätten in der zweiten Halbzeit die Lichter ausmachen können, das haben wir aber nicht geschafft. Die Aktion vor dem Ausgleich sah gar nicht gefährlich aus, wir hatten dann aber das Pech, dass unser Keeper ausrutscht. Dann holst du den Ball aus dem Netz und denkst, du bist im falschen Film. Wir können trotzdem positiv auf die Leistung und in die Zukunft blicken.“

Alexander Blessin (FC St. Pauli):

„Wenn ein Spiel so abläuft, sind wir natürlich froh über den Last-Minute-Treffer. Wir haben es in der ersten Halbzeit gut gemacht, haben gut gestanden und sind gut aus dem Gegenpressing gekommen. Das Problem hatten wir im letzten Drittel, da sind wir nicht richtig nachgerückt. Nach einem eigenen Standard haben wir El Mala dann auf die Reise geschickt. Das war ganz schlecht organisiert von uns. Dann war das Spiel ein bisschen fahrig. Nach so einer Niederlagen-Serie so etwas wegzustecken, ist nicht einfach. Trotzdem haben wir es lange offengehalten. Es freut mich für die Mannschaft, weil sie viel investiert hat und das 1:1 dann noch erzielt hat. Ich verstehe nicht, dass einige Mannschaften oder Teams es nicht hinkriegen mit diesen Ballungen. Das kotzt mich wahnsinnig an. In der ersten Halbzeit war es so, dass die Bälle noch draußen lagen, in der zweiten Halbzeit waren die Bälle auf einmal weg. Macht es doch bitte so, dass die Bälle – wie in England – die ganze Zeit draußen liegen, und dann lassen wir die Ballungen in Ruhe. Dann gibt es keine Probleme und es ist eine faire Lösung.“

Das sagen wir

Für den 1. FC Köln war das sicherlich einer der unnötigsten, vermeidbarsten und bittersten Punktverluste in der letzten Zeit. Und zwar gegen eine Mannschaft, die neun Bundesligaspiele zuvor verloren hatte, bis zur vierten Minute der Nachspielzeit keine einzige Torchance besaß und einen XGoal-Wert von 0,14 (!) aufwies. Der FC hätte diese über weite Strecken niveauarme Partie einfach gewinnen müssen. Bleibt zu hoffen, dass sich das Endabrechnung nicht noch mal rächen wird. In der Defensive stand der FC diesmal sehr sicher, vor allem Rav van den Berg und Eric Martel ließen nichts anbrennen. Doch offensiv konnten die Hausherren nicht überzeugen. Der FC hätte auf den biederen Gegner mehr Druck ausüben und das Spiel vorzeitig zu seinen Gunsten entscheiden müssen. Da wäre auch das Gegentor in der Nachspielzeit höchstens Ergebniskosmetik gewesen.