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Analyse des Kölner 0:1 zum JahresabschlussKwasniok ist vom Glück verlassen, die Pause könnte helfen

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Der 1. FC Köln geht mit einem Negativerlebnis aus der Saison. Lukas Kwasniok wirkte zuletzt vom Glück verlassen.

Der 1. FC Köln geht mit einem Negativerlebnis aus der Saison. Lukas Kwasniok wirkte zuletzt vom Glück verlassen. 

Der 1. FC Köln hat viel Ballbesitz und mehr Abschlüsse als der Gegner, verliert aber in Unterzahl und wegen einer erneut schlecht verteidigten Standardsituation 0:1 gegen Union Berlin.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln geht mit einer Niederlage aus dem Aufstiegsjahr 2025. Am Samstagnachmittag verlor die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok 0:1 (0:0) gegen Union Berlin. Bei der Pleite im eigenen Stadion zeigten die Kölner zum Jahresausklang noch einmal alle ihre Schwächen dieser Bundesliga-Hinrunde: Gegen einen vollständig passiven Gegner, der 90 Minuten lang kein Interesse am Ball hatte, erstickte der FC einmal mehr am eigenen Ballbesitz. Weil auch keine Idee des Trainers funktionierte, kam es, wie es bislang oft kam in dieser Saison: Der Gegner traf nach einem schwach verteidigten Standard. Weil der FC außerdem Verteidiger Rav van den Berg per Roter Karte verlor, wurde der Jahresabschluss in Müngersdorf ein überaus trüber.

Das Tor

Die Nachspielzeit war angebrochen, Köln seit knapp zehn Minuten in Unterzahl, als Berlin die sechste Ecke des Nachmittags ausführte. Der Ball war eigentlich schwach getreten und eine leichte Beute für Kristoffer Lund am ersten Pfosten. Doch statt zu klären, bediente der Außenverteidiger Unions Andras Schäfer zentral am Strafraum. Der Ungar schloss direkt ab und traf an zwei Kölnern vorbei zum Sieg für die Gäste.

Das war gut

Die erste Viertelstunde, in der die Kölner einen gut organisierten, aufgeräumten Eindruck erweckten und in neuer taktischer Formation wie eine Mannschaft schienen, die sich einen desinteressierten und defensiv harmlosen Gegner über 90 Minuten schon irgendwie zurechtlegen und mithilfe ihrer spielstarken Einwechsler letztlich besiegen würde.

Das war schlecht

Die dann sehr lange Phase nach der ersten Viertelstunde, in der Kwasnioks Mannschaft kaum Torgefahr entwickelte, immer unsauberer wurde und in der es auch dem Trainer nicht gelang, von der Bank aus Impulse zu geben.

Spieler des Spiels

Leopold Querfeldt, der an seinem 22. Geburtstag eine tadellose Leistung als Chef einer souverän auftretenden Berliner Abwehr bot. Bitter für Köln. Aber wo, wenn nicht hier – und wann, wenn nicht vier Tage vor Heiligabend – dürfte man sagen: Man muss auch gönnen können.

Moment des Spiels

Wenn eine Partie 0:1 endet, ist immer das Tor der entscheidende Augenblick. Doch auch Rav van den Bergs Platzverweis beim Stand von 0:0 in der 83. Minute war folgenschwer. Schließlich fehlte den Kölnern zu allem Standard-Unglück nun auch noch ein Mann in der Rückraumverteidigung. Viel übler kann es nicht kommen, denn angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle in der Innenverteidigung kommt die Sperre gegen den Niederländer zur Unzeit. Lukas Kwasniok wird auch zum Jahresauftakt in Heidenheim in der Defensive basteln müssen.

Union-Coach Steffen Baumgart (r.) war in Köln und in Paderborn einer von Lukas Kwasnioks Vorgängern.

Union-Coach Steffen Baumgart (r.) war in Köln und in Paderborn einer von Lukas Kwasnioks Vorgängern.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (Union Berlin): Der Sieg war nicht abzusehen, 0:0 wäre das normale Ergebnis. Doch wir konnten den Lucky Punch setzen und nehmen gern die drei Punkte mit.

Lukas Kwasniok (1. FC Köln): Über 90 Minuten war es eher ein 0:0. Wir haben es in der ersten Halbzeit gut gemacht, keinen Konter zugelassen. Wir haben in der zweiten Halbzeit nicht mehr den Weg zum Tor gefunden und wurden dann fahriger. So entstand nach einer schwachen eigenen Ecke die Rote Karte, die spielentscheidend war. Wir haben heute zwei Fehler zu viel gemacht und gehen leider als Verlierer vom Platz. Es wird im neuen Jahr ein harter Weg. Aber wir sind ready und zählen auf euch.

Das sagen wir

Lukas Kwasniok wirkt nach wie vor nicht wie ein Trainer, dem nichts mehr einfällt – im Gegenteil. Auch am Samstag zeigten sich viele seiner Ideen im Kölner Spiel auf dem Platz. Allerdings wirkt der 44-Jährige zum Ende seines ersten Halbjahres als Bundesligatrainer vollständig vom Glück verlassen. Darauf mit immer weiteren Ideen zu antworten, schien die Krise zuletzt eher zu verschärfen als zu beenden. Womöglich wird es allen Beteiligten – Mannschaft, Trainerstab, sportlicher Leitung – guttun, einander für ein paar Tage nicht über den Weg zu laufen.