Kommentar zum 1. FC KölnDer Verein beweist ein unverhofftes Talent

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Das Rhein-Energie-Stadion in Müngersdorf

  • In seinem Bitten um Unterstützung schlägt der 1. FC Köln bescheidene Töne an.
  • Der Verein beweist ein Maß an Empathie, das nicht jeder erwartet hätte.
  • An ihrem Bekenntnis zum Miteinander werden sich die Fußballprofis messen lassen müssen.

Köln – In seinem Bitten um Hilfe hat sich der 1. FC Köln um einen bescheidenen Tonfall bemüht, den Gemeinsinn betont und seinen Fans vorsichtige Entscheidungshilfen gegeben, darunter diese: Dauerkartenkunden des 1. FC Köln sehen im Schnitt sechs von 17 Heimspielen umsonst, so hoch ist der Rabatt eines Jahresabos im Vergleich zum Einzelticket. Demnach sind Dauerkartenkunden also seit dem Heimsieg über Schalke im Plus. Ein so niedliches wie stimmiges Argument – wenn man denn so rechnen mag, es sich leisten kann und womöglich noch einen letzten Schubser im Disput mit sich selbst benötigte.

Klauseln gehören überprüft

Immerhin hat der Klub darauf verzichtet, ein weiteres Mal mit seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu argumentieren, die eine Erstattung zwar ausschließen, nach Ansicht der Verbraucherzentrale aber nicht wirksam sind und deren Legitimität auch im Verein diskutiert wird. Der 1. FC Köln sollte nun, da er ein weiteres Mal unter Beweis gestellt hat, ohne seine Fans nichts zu sein, seine Klauseln unter diesem Gesichtspunkt neu bewerten.

Besondere Werte

Besieht man sich das Angebot des FC, wird der Wille des Vereins deutlich, seinen Fans etwas wirklich Besonderes anzubieten. Den Briefen ist wie den Angeboten anzumerken, dass darüber gebrütet wurde. Der Verein hat sich in die Köpfe der Menschen gedacht, aus deren Taschen das Geld stammt, mit dem die Stars auf dem Rasen bezahlt werden. Womöglich widerspricht dieses unverhoffte Talent zur Empathie sogar der These, der Profifußball habe sich so weit entfernt von den Menschen, dass er längst verloren ist.

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Es gibt gewiss bessere Adressaten, wenn man sein Geld spenden möchte, doch ist die Anhängerschaft zu einem Fußballverein nicht rational zu begründen – allerdings auch nicht einfach zu banalisieren. Die Bindung an einen Fußballverein gehört in vielen Lebensläufen zu den wenigen Konstanten. Man hängt schließlich an mehr als ein paar millionenschweren Spielern.

Bekenntnis zur Abhängigkeit

Die Abhängigkeit von Fan und Verein ist damit eine gegenseitige, oft genug scheint das Personal der Vereine das zu vergessen. Nicht nur beim 1. FC Köln, der in seiner Stadt verankert ist wie kaum ein anderer Bundesligaklub und vor allem von dieser Bindung lebt, nicht etwa von seinen andauernden sportlichen Erfolgen.

Mit seiner Bitte an die Fans hat der 1. FC Köln diese Abhängigkeit noch einmal deutlich formuliert. Daran wird sich der Verein messen lassen müssen.

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