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1. FC Köln vor Regensburg-SpielEric Martel spricht über verpasste Chance – „Das ist bitter“

Lesezeit 4 Minuten
Eric Martel war auch beim Kölner 0:1 in Hannover einer der kampfstärksten FC-Spieler.

Eric Martel war auch beim Kölner 0:1 in Hannover einer der kampfstärksten FC-Spieler. 

Der Mittelfeldspieler zählt zu den zuverlässigsten FC-Profis - und gibt sich vor Heimspiel gegen Regensburg kämpferisch.

Der 1. FC Köln trainierte am Feiertag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das war schade, denn bei prächtigem Wetter war der Grüngürtel voller Ausflügler, von denen viele gern einen Blick auf die FC-Profis erhascht hätten. Doch die Lage am Geißbockheim ist ernst, daher gibt es keinen Anlass für Trainer Gerhard Struber, von seinen Gewohnheiten abzuweichen. So saßen auf der Tribüne des Franz-Kremer-Stadions nur ein paar Freunde und Familienangehörige der FC-Profis, einer hatte sogar seinen Zahnarzt nebst Familie eingeladen. Die Stimmung war frühlingshaft – aber konzentriert.

Nach dem 0:1 bei Hannover 96 gibt es zwar einerseits keinen Anlass, die Saisonziele konkret gefährdet zu sehen, der Blick auf die Tabelle beruhigt vorerst die Nerven. Doch der Auftritt in Niedersachsen zeigte andererseits erneut die Schwächen der Kölner Mannschaft: Das ohnehin wenig funktionale Angriffskonzept geriet gegen die beste Verteidigung der Liga früh an seine Grenzen. In Unterzahl – Leart Pacarada musste mit Gelb-Rot früh vom Platz, fand der FC dann offensiv kaum noch statt.

FC vor Spiel in Regensburg: Aufstieg am Sonntag möglich

Immerhin dieses Problem werden die Kölner am Samstagabend (20.30 Uhr, Sky und Sport1) in Müngersdorf kaum haben: Mit 65 Gegentoren nach 31 Spielen ist Gegner Jahn Regensburg die Schießbude der Liga. Mit nur 19 eigenen Treffern, ebenfalls der schlechteste Wert im Unterhaus, bringt es der Jahn auf eine absurde Tordifferenz von minus 46 und ist damit praktisch außer Konkurrenz unterwegs. Und obwohl Pacarada gesperrt fehlen wird, werden die Kölner mit elf Spielern in die Partie starten dürfen.

Die Mannschaft hat das Erlebnis aus Hannover hinter sich gelassen, wenngleich am Ende der Analyse keine absolute Klarheit darüber herrschte, woran es gelegen hatte. „Wir waren nicht ganz wach. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Wir hatten 15.000 Fans im Rücken, hatten eine Megachance. Aber in gewissen Situationen waren wir zu schlampig, mit dem Kopf nicht bei der Sache. Dann haben wir Probleme bekommen“, beschrieb Martel.

Wenn wir nicht mit Selbstvertrauen in dieses Spiel gehen – wer sonst?
FC-Profi Eric Martel

Immerhin ist dem 23-Jährigen ein Bewusstsein anzumerken, dass der Aufstieg trotz der positiven Tabellenlage nicht sicher ist. Man geht offen um mit der Situation. „Wir kommunizieren viel. Mit dem Trainerteam, aber auch innerhalb der Mannschaft. Wir haben da einen guten Austausch“, sagt Martel: „Wir versuchen einfach, unsere beste Leistung in jedem Spiel hinzubekommen. Das gelingt uns in dieser Hinsicht nicht so oft. Aber wir haben gute Ergebnisse eingefahren, können mit einem guten Gefühl ins Spiel gegen Regensburg gehen. Wir haben immer noch vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wenn wir nicht mit Selbstvertrauen in dieses Spiel gehen – wer sonst?“

Der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft spielte einst selbst in Regensburg, doch der gebürtige Straubinger wird seine Sympathien für den ehemaligen Arbeitgeber am Samstagabend beiseiteschieben. Der Gegner wird einfache Methoden wählen und versuchen, die Kölner Schwächen anzugreifen. „Regensburg hat nichts mehr zu verlieren. Es werden viele lange Bälle kommen. Wir müssen stabil stehen“, sagt Martel.

FC: Köln kann am Samstag noch nicht aufsteigen

Nach dem Abstieg blieb er in Köln, um den Wiederaufstieg in Angriff zu nehmen. Die aktuelle Situation kommt Martel also entgegen, so hat er sich das gewünscht. „Ich bin hiergeblieben, um genau das zu erreichen. Ich versuche, voranzugehen und die Mannschaft mitzuziehen. Nicht jeder hätte vor der Saison gedacht, dass wir jetzt stehen, wo wir stehen. Jetzt sind wir so nah dran. Jetzt wollen wir es auch durchziehen.“

Klar ist seit der Niederlage in Hannover, dass Köln am Samstagabend nicht im eigenen Stadion den Wiederaufstieg vollenden kann. Grundsätzlich sei das „bitter“, sagt Martel. Doch persönlich ist er nicht auf den Knalleffekt vor ausverkauftem Haus aus. „Mir ist es egal, wir können es auch auswärts schaffen. Hauptsache, wir schaffen es“, sagt er.

Die Kölner könnten im Falle eines Sieges über Regensburg je nach Verlauf der weiteren Spiele des Wochenendes bereits am Sonntagnachmittag aufsteigen, die Rückkehr in die Bundesliga also auf der Couch erleben. Ansonsten böte sich am 9. Mai (Freitag, 18.30 Uhr) in Nürnberg die nächste Gelegenheit.

Sollte es dann wieder nicht klappen, liefe es womöglich auf einen finalen Showdown gegen den direkten Konkurrenten 1. FC Kaiserslautern in Müngersdorf hinaus. Dann wäre es vorbei mit der komfortablen Situation dieser Tage. Führung wäre gefragt. Eric Martel stünde auch dafür bereit. „Ich bin von der Persönlichkeit her ein Leadertyp und versuche, immer voranzugehen“, sagt er.

1. FC Köln: Eric Martel führt auch ohne Kapitänsamt

Derzeit ist Timo Hübers Kölns Kapitän, Martel hat den Abwehrchef hier und da vertreten. Doch führen kann er auch ohne Amt. „Ob ich dabei die Binde trage, ist mir egal. Als Kapitän hat man noch mehr Verantwortung. Timo macht das sehr gut.“

Martels Vertrag läuft noch ein Jahr. Bei einer möglichen Verlängerung spielte die Aussicht auf das Kapitänsamt „keine Rolle“, sagt er. Womit man ihn stattdessen motivieren, teilte er auch auf Nachfrage nicht mit – und verwies lachend auf „andere Dinge“. Der Aufstieg in diesem Frühjahr könnte dazugehören.