Der 1. FC Köln will in Leverkusen im Ballbesitz seine Chance suchen – El Mala und Waldschmidt beginnen
FC vor Duell in LeverkusenDer Kölner Traum vom perfekten Spiel

Lukas Kwasniok will seinen Gegner vor Herausforderungen stellen – durch mutiges Spiel und eine fantasievolle Aufstellung.
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Selbstverständlich wurde auch Lukas Kwasniok am Freitag mit der Frage konfrontiert, ob es sich beim Duell des 1. FC Köln mit Bayer 04 Leverkusen um ein Derby handelt. Viele Kölner bestreiten das und verweisen auf einen Mangel an Tradition. Eine zutiefst kölsche Frage, darf man dazu wohl anmerken, daher ging der Trainer erst gar nicht darauf ein. „Sonst würde ich mir anmaßen, etwas beurteilen zu können, obwohl ich erst seit fünf Monaten hier bin. Ich bin immer noch Imi und kein Kölscher Jung. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen“, sagte der 44-Jährige, während gleichzeitig sein dänischer Kollege Kasper Hjulmand in Leverkusen saß und feststellte: „Natürlich ist das ein Derby.“
Als Aufsteiger im Duell mit einem Champions-League-Teilnehmer hat Kwasniok andere Sorgen als die Suche nach einem geeigneten Titel für die Partie am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) beim Tabellen-Vierten. Nach vier Spielen ohne Sieg stehen die Kölner zwar nach wie vor gut da. Doch der Abstand zur gefährlichen Zone ist kleiner geworden. Das Feld sortiert sich, und nach dem unglücklichen 1:1 gegen den FC St. Pauli werden die Chancen weniger, den Sprung nach oben zu schaffen. „Am besten ein perfektes Spiel abliefern“, lautet Kwasnioks Motto vor der Reise ins Rechtsrheinische. Den Gegner zu pressen, scheint er nicht als Mittel der Wahl ausgemacht zu haben. Der FC wird sich wohl nicht primär der Jagd nach dem Ball widmen. „Auf einem perfekten Rasen ist es schwierig, Zugriff auf sie zu bekommen, weil sie gute Ballstafetten haben, gute Rotationen, ein gutes Positionsnetz und spielstarke Spieler. Da muss man bereit sein, das auch mal auszuhalten und zu leiden“, sagt Kwasniok.
Die Erfahrung hat den Kölnern allerdings gezeigt, dass es gegen Spitzenteams auch auf den eigenen Beitrag ankommt. Er wolle „gepflegten, mutigen Fußball“ spielen lassen: „Das haben wir in Dortmund in der ersten Halbzeit geschafft, in Leipzig über weite Strecken“, sagt Kwasniok – und verschweigt noch glatt die hervorragenden ersten 30 Minuten im Pokal gegen die Bayern. Einen Sieg haben die Kölner jedoch bislang gegen keines dieser Teams geschafft. Kwasniok hofft, sich in derartigen Vergleichen verbessert zu haben.
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Der Gegentreffer in der letzten Minute der Nachspielzeit, der die Kölner gegen St. Pauli den Sieg kostete, habe keine Spuren hinterlassen. Am Geißbockheim hätten in dieser Woche „ein motiviertes Trainerteam und eine motivierte Mannschaft“ gearbeitet, wie immer: „Nach einem Rückschlag in der 94. Minute, der sich null angedeutet hatte, darf man mal einen halben Tag brauchen, um sich zu schütteln. Danach gilt es, nach vorn zu schauen. Das machen die Jungs“, sagte Kwasniok.

Ab durch die Mitte: Gegen St. Pauli lief Said El Mala auf dem Weg zum Kölner 1:0 allen davon.
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Über Kwasnioks erste Elf lässt sich nach den Erkenntnissen der bisherigen Saison nur spekulieren. Er hat bislang nie zweimal die gleiche Elf starten lassen. Von einem Hang zu Experimenten will der Coach allerdings nichts hören. „Das sind keine Experimente. Es ist ja nicht so, dass wir Eric Martel auf der Neun aufbieten und Marvin Schwäbe in der Innenverteidigung“, befand er. Und definierte „Positionsgruppen“, schließlich könne „jeder rechte Offensivspieler auch rechts in der Viererkette spielen, sonst wäre Bayer 04 Leverkusen mit Frimpong nicht Deutscher Meister geworden“. Überhaupt: Leverkusen. „Bei Grimaldo, der vermeintlich Linksverteidiger ist, aber als linke Acht, rechte Zehn, falscher Neuner oder zweiter Sechser unterwegs ist, nennt man das eine Stärke, und es ist ja auch eine“, sagt Kwasniok. In Köln würde man bei einer vergleichbaren Konstellation wohl sagen: „Der hat ja keine feste Position.“
Umstellungen sieht er als Möglichkeit, den Gegner vor Herausforderungen zu stellen, beschrieb Kwasniok. Man muss eben alles versuchen. „Gegen fußballerisch überlegene Mannschaften reicht es nicht, einen guten Ball zu spielen.“ Aber es hilft. Ein Gedanke wird sein, in den wenigen Ballbesitzphasen in der Bay-Arena optimal zu nutzen, denn da sieht Kwasniok Möglichkeiten. „Überlegene Mannschaften haben nicht den allerletzten Fokus auf der Arbeit gegen den Ball, weil sie daran gewöhnt sind, dich zu beherrschen. Darin liegt eine Chance“, sagte der Kölner Trainer, der auch auf den Faktor El Mala setzt.
Die Kombination aus einem guten Fuß und einem guten Auge beim einen und der Geschwindigkeit und der Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen beim anderen Spieler – die tut einem immer gut und dem Gegner oftmals weh
Gegen St. Pauli spielte der 19-Jährige aus dem Zentrum, was eine Position ist, die ihm bislang weniger liegt als die linke Seite. Doch das Tor erzielte El Mala aus einer Aktion durch die Mitte, und womöglich wird ihm gegen Leverkusen auch helfen, einen etwas kürzeren Weg zum Tor zu haben. Außerdem hätte El Mala gegen eine zu erwartende Leverkusener Fünferkette auf dem Weg ins Zentrum zwei Spieler auszudribbeln, bevor er schießen kann. Im Zentrum wäre womöglich weniger Verkehr auf El Malas Weg zum Abschluss.
Gegen St. Pauli schickte Luca Waldschmidt den Kölner Hoffnungsträger auf die Reise, auch in Leverkusen dürfte der Offensivmann wieder starten. „Die Kombination aus einem guten Fuß und einem guten Auge beim einen und der Geschwindigkeit und der Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen beim anderen Spieler – die tut einem immer gut und dem Gegner oftmals weh“, sagt Kwasniok: „Ich nehme nicht zu viel vorweg, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie auch morgen wieder in der Startelf stehen werden. Beide.“
Bayer 04 Leverkusen: Flekken – Quansah, Andrich, Tapsoba – Poku, Garcia, Maza, Grimaldo – Hofmann, Tillman – Kofane. – 1. FC Köln: Schwäbe – Sebulonsen, Martel, van den Berg – Thielmann, Johannesson, Krauß, Lund – Waldschmidt, El Mala, Kaminski; Schiedsrichter: Osmers (Hannover).

