Interview mit Lukas Podolski„Mir wird die Chance genommen, das zu zeigen, was ich kann“

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Lukas Podolski während des Spiels gegen Gibraltar.

Lukas Podolski während des Spiels gegen Gibraltar.

Nürnberg – Beim 4:0-Sieg gegen Gibraltardurfte Lukas Podolski vom FC Arsenal mal wieder über 90 Minuten für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ran. Anschließend sprach der Offensivmann über seine Situation beim FC Arsenal und das Debüt von Kölns Jonas Hector.

Der 1. FC Köln hat einen neuen Nationalspieler, was sagen Sie dazu, Herr Podolski?

Lukas Podolski: Glückwunsch, das ist überragend. Dass der Klub wieder einen Nationalspieler hat, spricht auch für den Verein. Jonas Hector ist ein super Junge, er passt gut hier rein. Er hat eine gute Zweitliga-Saison gespielt und den Rhythmus mitgenommen in die erste Liga. Ich denke, dass er in der Zukunft weitere Einsätze bekommen wird.

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Konnte er sportlich auf diesem Niveau hier bei der Nationalelf überzeugen, auch in den Trainingseinheiten?

Podolski: Er war ja jetzt erst mal nur ein paar Tage dabei. Er wird bestimmt weitere Chancen bekommen und dann wird’s an dem Jungen liegen, was er da zeigen kann. Und ich hoffe, dass in den nächsten Jahren noch weitere Spieler des 1. FC Köln folgen.

Wer könnte das sein?

Podolski: Timo Horn ist auf einem guten Weg. Ansonsten gibt es da derzeit nicht so viele, aber ich habe ja gesagt: In den nächsten Jahren… (lacht).

Sind Sie mit dem Spiel und Ihrer Leistung zufrieden?

Podolski: Es ist nicht immer einfach, sofort den Schalter umzulegen und zu zeigen: Hier, jetzt bin ich da. Ich denke aber, ich habe die Sache ordentlich gemacht, ich habe von vier Toren zwei vorbereitet. Aber ich bin nie einer, der sich selbst lobt oder kritisiert. Das überlasse ich anderen. Ich denke, Gibraltar heute war kein absoluter Maßstab. Der Gegner hat tief gestanden und gut gegen uns verteidigt. Für uns zählen die drei Punkte, aber wir hätten es natürlich noch besser machen können und müssen in einigen Situationen. Das müssen wir uns ankreiden lassen. Und jetzt fliegen wir nach Spanien und schauen, was passiert.

Wie war es denn für Sie, mal wieder 90 Minuten spielen zu dürfen?

Podolski: Die Situation ist ja nicht einfach für mich. Wenn man im Verein über drei, vier Monate immer nur Kurzeinsätze hat und sich jedes Mal eine dicke Winterjacke, Schal und Mütze anziehen muss, wenn man die Mannschaft spielen sieht. Mir wird die Chance genommen, das zu zeigen, was ich kann. Ich denke ich habe das Potenzial, in dieser Mannschaft zu spielen. Diese Chance wird mir aber genommen, aus welchen Gründen auch immer. Klar ist diese Situation nicht zufriedenstellend. Von daher war es heute schön, mal wieder gespielt zu haben.

Gab es mal ein klärendes Gespräch mit Trainer Arsene Wenger

Podolski: Ein Trainer braucht ja nicht immer alles zu erklären. Es gab vor der Saison ein Gespräch mit ihm, da hat er mir gesagt, dass er auf mich setzt. Aber so, wie die letzten Wochen verlaufen sind – damit kann ich nicht zufrieden sein. Was soll ich auch sonst sagen? Alles ist super und ich sitze meinen Vertrag ab? Ich bin Straßenfußballer, ich liebe den Wettkampf. Das wird mir genommen, diese Situation muss ich ändern, ich will noch jahrelang Fußball spielen.

Wo führt Ihr Weg denn hin?

Podolski: Das kann man sich im Fußball nicht aussuchen. Man schaut erst mal und sucht das Gespräch. Wenn ich da bleibe, dann bleibe ich da und versuche Gas zu geben und mehr Einsätze zu bekommen. Und wenn der Trainer sagt: „Such Dir einen neuen Verein, du hast hier keine Möglichkeiten mehr“ – dann werde ich mir einen neuen Verein suchen.

Auch, damit Sie in der Nationalelf Ihren Status wieder verbessern?

Podolski: Wenn die Situation im Verein nicht zufriedenstellend ist, kann man hier natürlich nicht irgendwelche Ansprüche stellen. Das ist ja normal. Aber ich denke, das kann man getrennt sehen. Ich habe bei der Nationalmannschaft über Jahre immer gute Leistungen gezeigt. Ich bin hier ein Bestandteil der Mannschaft und versuche, das weiterhin zu sein. Ich habe noch viele Jahre vor, weiter Fußball zu spielen.

Aufgezeichnet von Michael Krämer

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