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Jonas HectorMusterschüler vom SV Auersmacher

Lesezeit 3 Minuten

Der Musterschüler lauscht dem Lehrer: Jonas Hector (links) und Trainer Holger Stanislawski.

Köln – Es war ein Debüt unter besonderen Umständen. Die Thermometer im Sportpark Unterhaching zeigten beim ersten Profispiel von Jonas Hector Temperaturen von knapp 40 Grad. Zudem stand für den 1. FC Köln in der ersten Runde des DFB-Pokals einiges auf dem Spiel. Eine Niederlage hätte die Krise des Vereins verschärft – und die wirtschaftliche Situation verschlimmert. Doch all das war dem 22-Jährigen nicht anzumerken. Von Beginn war er im defensiven Mittelfeld sehr konzentriert, ordnete das Kölner Spiel an der Seite von Matthias Lehmann und scheuchte seine Unterhachinger Widersacher humorlos über den Rasen. Als das Debüt vorüber war und der FC die zweite Runde durch den 2:1-Sieg erreicht hatte, stand Hector im Kabinengang. Keine Spur von Glückseligkeit nach dem Eintritt in die Welt des Profifußballs; äußerlich gelassen, als hätte er gerade zwei Stunden in einer Hängematte gelegen. „Das war kein Unterschied zu den Spielen vorher. Man fokussiert sich genauso auf die Aufgabe“, sagte Hector. Eine kleine Gefühlsregung zeigte er dann aber doch – er war zufrieden. „Gewinnen ist immer gut, gerade nach zwei Spielen ohne Sieg. So ein Erfolg ist wertvoll, auch gegen einen Drittligisten. Siege geben Selbstvertrauen, das ist ein Startschuss.“

Hector will seinen Platz nun verteidigen – und weiß um die Gunst Holger Stanislawskis. Zum Abschluss der Vorbereitung hatte der Trainer seinen Musterschüler gelobt: „Jonas Hector läuft in jeder Einheit, bis er auf seine Zunge tritt, da macht die Arbeit Spaß.“ Zusammen mit Lukas Kübler und Kacper Przybylko schaffte Hector den Sprung in den Profikader und verdrängte stärker eingeschätzte Kräfte wie Odise Roshi, Christopher Buchtmann, Konstantinos Giannoulis und Reinhold Yabo. „Ich war am Samstag mit Hector und Przybylko sehr zufrieden. Beide entwickeln sich und sind noch lange nicht am Ende. Wir werden sie schrittweise einbauen, um sie so weiterzuentwickeln. Mit Kübler steht das nächste Talent ja schon bereit“, sagte Stanislawski. Allerdings ist das hoffnungsvolle Trio nicht beim FC ausgebildet worden, alle wurden von anderen Klubs verpflichtet. Przybylko kam von Arminia Bielefeld, Kübler vom Bonner SC und Hector vom Oberligisten SV Auersmacher.

Nach dem Wechsel zum FC spielte Hector 61-mal für die Reserve, erzielte fünf Tore und gab 17 Vorlagen. Frank Schaefer freut sich über die Entwicklung. „Es ist eine tolle Geschichte, wie Jonas hierhin gekommen ist“, sagt der Leiter Sport. Im Winter 2009 hatte Hector mit seinem ein Jahr älteren Bruder Lukas ein Probetraining bei der Reserve des FC Bayern München absolviert, wo er mit Holger Badstuber, Thomas Müller und Toni Kroos zusammenspielte. „Wir haben zwei Tage in der zweiten Mannschaft bei Trainer Mehmet Scholl trainiert. Es hat Spaß gemacht“, sagte Hector damals. Vor seinem Transfer nach Köln entschied sich Hector lange gegen einen Wechsel – obwohl Hoffenheim, Stuttgart und Bochum Interesse hatten. Mit 22 Jahren ist er angesichts des derzeitigen Jugendwahns im Profibereich relativ alt für einen Neuling. „Ich wollte damals einfach nicht weg. Ich spielte seit der F-Jugend in Auersmacher und wollte zumindest eine Oberligasaison spielen“, sagte er. Sein Vater und Manager Erhardt Hector war dann aber vom Schritt zum FC überzeugt: „So viel wie Köln hat kein anderer Verein investiert. Man hatte wirklich das Gefühl, dass sie Jonas eine Perspektive bieten können“, sagte er nach der Unterschrift. Nun hat Jonas Hector sein erstes Etappenziel erreicht: „Dass es schon im dritten Spiel passiert, macht mich froh.“