Kommentar nach 1:1 in StuttgartDarum gibt es für den 1. FC Köln Anlass zur Hoffnung und Skepsis zugleich

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Kölns junger Linksverteidiger Max Finkgräfe (M.) duelliert sich mit Stuttgarts Enzo Millot, der starke Jeff Chabot (l.) muss nicht eingreifen.

Kölns junger Linksverteidiger Max Finkgräfe (M.) im Duell mit Stuttgarts Enzo Millot, der starke Jeff Chabot (l.) muss nicht eingreifen.

Auch in die kommenden Spiele geht der FC als Außenseiter, aber beileibe nicht mehr chancenlos. Doch ein großes Problem bleibt.

Nach dem 1:1 des FC in Stuttgart war im Kölner Lager von einem „gewonnenen, verdienten Punkt“, der „aller Ehren wert“ sei, die Rede, aber auch von einem verpassten „Lucky Punch“. Spieler und Verantwortliche des FC zeigten sich ganz zufrieden mit der Leistung, wussten aber auch nicht so recht, wie sie das respektable Unentschieden mit Blick auf den Kampf gegen den Abstieg einordnen sollten. Das Spiel, der Spieltag und die Entwicklung insgesamt geben dem FC in der Tat Anlass zu Hoffnung und Skepsis zugleich.

Anlass zur Hoffnung, denn vor allem auswärts präsentiert sich die Mannschaft unter Trainer Timo Schultz in der Defensive stabiler. Nach den zum Teil indiskutablen Auftritten vor Weihnachten in Freiburg und bei Union Berlin (jeweils 0:2) konnte sich der FC insbesondere in der Fremde steigern. In der Hinrunde hatten die Kölner gegen Wolfsburg, Hoffenheim und Stuttgart allesamt verloren, jetzt holten sie bei deutlich höher eingeschätzten Teams drei Unentschieden. Zumindest in sechs von sieben Spielen in diesem Jahr war der FC nicht chancenlos, sondern mit dem Gegner ganz oder zumindest über weite Strecken auf Augenhöhe.

1. FC Köln: Der Weg mit den jungen Talenten ist vorerst alternativlos

Beim Dritten Stuttgart kam der FC mit der jüngsten Mannschaft seit Jahren zum verdienten Remis. 23,6 Jahre betrug das Durchschnittsalter der Startelf, auf der linken Seite durften sich mit Max Finkgräfe und Justin Diehl zwei 19-jährige Talente aus dem eigenen Nachwuchs bewähren. In Anbetracht der verheerenden Transfersperre ist dieser Weg erst einmal auch alternativlos.

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Anlass zur Skepsis. Mit zu vielen Unentschieden kommt man nicht so recht vom Fleck, es fehlt der Befreiungsschlag. Summa summarum holte der FC in diesem Jahr bisher sieben von 21 möglichen Punkten. Die Moral und der Aufwand stimmen nahezu immer, in Stuttgart agierte der FC zudem mutiger als zuletzt. Doch wie fast keine Mannschaft hat Köln weiter immense Probleme, im gegnerischen Strafraum gefährlich zu werden. Es fehlt der Zielspieler, vielleicht kann der kurz vor dem Comeback stehende Davie Selke für etwas Abhilfe sorgen. Zudem haben die vermeintlichen Kreativspieler derzeit vor allem mit sich selbst zu tun und lassen Konstanz vermissen. Wird der FC mal gefährlich oder kommt zu Toren, sind die selten herausgespielt, sondern meist das Produkt von Fehlern des Gegners – oder des Zufalls.

Bei Keller-Konkurrent Mainz ist unter Henriksen ein anderer Zug drin

Und wer Mainz in Leverkusen gesehen hat, dem schwant, dass der Vorletzte noch ins Rollen kommen könnte. Der Kader des FSV ist gewiss nicht schlechter besetzt als der des FC, der neue Trainer Bo Henriksen hat ein zuvor lethargisches Team wachgerüttelt. Am 31. Spieltag kommt es für den FC zum Abstiegskrimi in Mainz.

Doch vor der Länderspielpause kommen auf die Kölner mit den Derbys gegen Leverkusen und in Gladbach und dem Duell mit Leipzig schwierige Aufgaben zu, in denen es vorerst gilt, Relegationsplatz 16 zu verteidigen. Das Jahr 2024 hat bisher gezeigt: In alle drei Spiele geht der FC als Außenseiter, doch beileibe nicht chancenlos.

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