Erneut schlägt der 1. FC Köln beim 3:3 in Wolfsburg spät zurück. Jakub Kaminski stellt mit seinem Tor in der 14. Minute der Nachspielzeit eine Liga-Bestmarke auf.
Sieben Punkte für den AufsteigerDer 1. FC Köln feiert nach Kaminskis Rekordtor

3:3-Torschütze Jakub Kaminski (M.), Kristoffer Lund (l.) und Jan Thielmann (r.) jubeln vor dem Gästeblock.
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Lukas Kwasniok war derjenige Kölner, der nach dem packenden 3:3 seines 1. FC Köln beim VfL Wolfsburg die wohl passendsten Worte fand. „Es war eine wilde Achterbahnfahrt. Wir konnten auch dank der Einwechslungen nach hinten raus dem Gegner erneut wehtun“, sagte der Trainer des 1. FC Köln nach einem Duell, das erst gegen 17.50 Uhr nach mehreren Unterbrechungen und einer 14-minütigen Nachspielzeit sein Ende gefunden hatte.
Und es war vor allem diese Overtime, die noch einmal für Spektakel und große Spannung gesorgt hatte. In der der FC durch ein Tor des eingewechselten Isak Johannesson in der ersten Minute der Nachspielzeit erst zum 2:2 kam, dann durch einen sehenswerten Freistoß-Treffer von Maximilian Arnold acht Minuten später scheinbar auf die Verliererstraße geriet – um dann weitere fünf Minuten später noch einmal durch die Wolfsburger Leihgabe Jakub Kaminski in Form des 3:3 zurückzuschlagen. Das war in der Summe in der Tat alles wild, spektakulär – und endete mit einem tollen und verdienten Ausgang für den Aufsteiger.
Der konnte sogar etwas Historisches für sich verbuchen. Denn Kaminski stellte einen Bundesliga-Rekord auf. Und zwar gegen den Verein, von dem er aktuell an den FC ausgeliehen ist. Das Tor des Polens in der 14. Minute der Nachspielzeit ist eines für die Bundesliga-Geschichtsbücher. Es war das späteste der Bundesliga-Historie. „Das war geil. Das fühlt sich gut an. Ich habe großen Respekt vor Wolfsburg, weil ich noch Spieler des VfL bin. Deswegen wollte ich nicht jubeln, aber es ist gut für mich, hier in Köln zu sein“, meinte der 23-Jährige. Mit seinem Treffer hat Kaminski ausgerechnet seinen neuen Teamkollegen Marius Bülter von Platz eins verdrängt. Dieser hatte im Mai 2023 beim Auswärtsspiel des FC Schalke 04 in Mainz in der 90.+12. Minute den 3:2-Siegtreffer erzielt.
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1. FC Köln: Kwasnioks Wechsel haben erneut großen Einfluss aufs Spiel
In Wolfsburg hatte der im Gegensatz zum 4:1-Sieg gegen Freiburg auf zwei Positionen veränderte (Luca Waldschmidt und Joel Schmied begannen für den noch leicht angeschlagenen Isak Johannesson und Denis Huseinbasic) und statt mit einer Dreierabwehrkette wieder mit einer Viererkette auflaufende FC erneut Widerstandsfähigkeit, Moral und einige gehörige Portion Frechheit bewiesen. Und die Kölner hatten erneut gezeigt, dass sie seit dieser Saison über einen breiten Kader verfügen. Vor allem Kwasnioks Hereinnahmen von Johannesson, FC-Juwel Said El Mala, der nach seiner Einwechslung begeisterte, und Ache, der mit seiner Kopfballvorlage auf Torschütze Ache seine Qualitäten in der Luft eindrucksvoll unter Beweis stellte, veränderten das Spiel. „Nach der Verletzung von Raf van den Berg, als wir mit dem Mut der Verzweiflung einen offensiven Achter für einen Innenverteidiger gebracht haben, war es ein Signal an die Mannschaft, dass wir hier unbedingt versuchen wollen, den Punkt mitzunehmen. Die letzten 15 Minuten waren noch wilder als die 90 davor. Die Mannschaft hat sich das 3:3 über die 105 Minuten verdient“, befand der FC-Coach, der in der 71. Minute auch noch Florian Kainz gebracht hatte.
Und erneut hatte Kwasnioks Team in der Nachspielzeit das letzte Wort. Bereits im Pokal in Regensburg hatten sie das Spiel noch zu ihren Gunsten gedreht (2:1), in Mainz gewann der FC durch ein spätes Tor (1:0). Und auch in Wolfsburg hatte der FC eine späte Antwort parat. Sie waren erneut nicht kleinzukriegen. „Das war verrückt. In der zweiten Hälfte haben wir es uns erkämpft, wieder einmal mit Jungs, die von der Bank gekommen sind und spielentscheidend waren. Das spricht für uns, für die Mannschaft. Den Punkt nehmen wir gerne mit“, sagte der bis dato so überzeugende Neuzugang Marius Bülter, der um ein Haar erneut getroffen hätte. Doch sein vermeintliches Tor zum 2:1 für den FC in der 56. Minute fand aufgrund eines Mini-Fouls von Joel Schmied zuvor keine Anerkennung. Möglicherweise wären die Gäste mit dem Treffer auf die Siegerstraße geraten. Doch auch mit Remis konnten sie prima leben.
Nach drei Spieltagen haben sie stattliche sieben Punkte auf dem Konto. Diese Ausbeute hatten dem Aufsteiger nur wenige zugetraut. Sie soll aber kein Ruhekissen sein. Kwasniok will mit FC Gegner weiter wehtun„Wir haben noch viele Themen, an denen wir arbeiten können. Es wäre auch schlimm, wenn wir nach zehn Wochen keine Arbeit mehr hätten“, befand Sportdirektor Thomas Kessler, der sich vor allem mit der Phase nach der Gewitterunterbrechung (24.) nicht zufrieden zeigte, aber auch konstatierte: „Nach so einem emotionalen Spiel und einem 3:3 in der 104. Minute freuen sich die Jungs, und das ist auch völlig okay.“
FC so auch am kommenden Samstag in Leipzig nicht chancenlos
Für die Kölner steht am kommenden Samstag (18.30 Uhr) erneut ein Auswärtsspiel an. Zu einem Gegner wie RB Leipzig ist der FC in der Vergangenheit als krasser Außenseiter hingefahren. Mit der neuen breiten Brust dürfte der Aufsteiger aber auch in Sachsen keineswegs chancenlos sein. Kwasniok, der seinen Spielern bis Dienstagnachmittag frei gab, forderte bereits: „Wir können jetzt keinen Gang zurückschalten. Ganz im Gegenteil. Qualität und Erfolg verpflichtet. Ich habe schon die Überzeugung, dass wir in den nächsten drei Spielen wieder unter Beweis stellen, dass wir in der Liga jedem Gegner wehtun können. Diese Haltung will ich auch in den nächsten Spielen sehen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir nachlegen können. Wie viele Punkte das in der Summe sein werden, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen“, sagte der 44-jährige Coach, der dann aber nicht zu kritisch werden wollte: „Auf jeden Fall kann ich nach den ersten zehn Wochen in Köln schon mal sagen: Ich bin stolz auf die Jungs, was sie bisher erreicht haben. Die Mannschaft bekommt von mir schon viele Freiheiten, aber auf dem Platz gibt es kein Pardon. Der Glaube ist für uns zu einem Vorteil geworden. Mal gucken, wie lange wir das aufrecht erhalten können.“ Die bis dato glücklichen Fans des FC hoffen, dass das noch lange der Fall sein wird.