Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kesslers Suche vor AbschlussKölner Trainerliste ist geschlossen

Lesezeit 4 Minuten
Lukas Kwasniok beim Sieg des SC Paderborn im Oktober 2024 in Köln

Lukas Kwasniok beim Sieg des SC Paderborn im Oktober 2024 in Köln

Gespräche vor Abschluss – Lukas Kwasniok aus Paderborn gilt als Favorit – Präsentation in der kommenden Woche

Die Trainersuche beim 1. FC Köln geht auf die Zielgerade. Zwar wird es in dieser Woche keine Vollzugsmeldung aus dem Geißbockheim mehr geben. Doch nach dem Wochenende könnte der Bundesliga-Rückkehrer bald einen neuen Coach präsentieren.

Zuletzt verdichteten sich die Hinweise darauf, dass Lukas Kwasniok der aussichtsreichste Kandidat ist. Der 43-Jährige steht seit vergangener Woche mit FC-Sportchef Thomas Kessler im Austausch, unter anderem gab es ein mehrstündiges Gespräch, in dem der Trainer den neuen starken Mann beim FC bereits weitgehend überzeugt haben soll. Dass Kwasniok auf Kesslers Liste einen vorderen Platz einnimmt, ist unbestritten. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist die Kontaktaufnahme zu möglichen Kandidaten mittlerweile abgeschlossen. Wer bislang noch nichts vom FC gehört hat, wird in der kommenden Saison eher nicht Trainer am Geißbockheim werden. Die Liste ist geschlossen.

Beim Aufsteiger soll Kwasniok die Mission Klassenerhalt leiten. In der abgelaufenen Spielzeit kämpfte Kwasniok mit dem SC Paderborn bis zum letzten Spieltag selbst um den Aufstieg, wurde letztlich mit drei Punkten Rückstand auf die SV Elversberg Tabellen-Vierter. Eigentlich ginge Kwasniok in der kommenden Saison in sein letztes Vertragsjahr mit Paderborn. Allerdings gaben Klub und Trainer bereits im Frühjahr bekannt, nach diesem Sommer getrennte Wege gehen zu wollen. Man habe „gemeinsam eine gute Lösung gefunden“, teilte der Verein Mitte April mit. Teil dieser Lösung ist, dass für den Trainer, sollte er sich vor dem 30. Juni 2026 einem neuen Verein anschließen, eine Ablöse fällig würde.

Bei einer Verpflichtung Kwasnioks würde sich ein Stück FC-Geschichte wiederholen. Bereits 2021 hatte Köln einen langjährigen Trainer des SC Paderborn verpflichtet. Unter Steffen Baumgart schafften die Kölner, die Friedhelm Funkel zuvor in der Relegation gerettet hatte, die Qualifikation für die Conference League.

In der nun abgelaufenen Saison hatte Funkel (71) die Rückkehr des FC in die Bundesliga vollzogen. Anders als vor vier Jahren hatte der Trainer zwar signalisiert, seine Arbeit am Geißbockheim gern fortsetzen zu wollen. Sich dann jedoch dazu entschieden, nicht am Auswahlverfahren des Klubs teilnehmen zu wollen. Ob sich Funkel in einem solchen Verfahren durchgesetzt hätte, wird die Fußballwelt nie erfahren. Klar ist, dass der 43-jährige Kwasniok und der 71 Jahre alte Funkel für sehr unterschiedliche Ansätze stehen. Kwasnioks Mannschaften definieren sich über Ballbesitz und den Willen, das Spielgeschehen zu dominieren. Diese Erfahrung machten etwa die Kölner im vergangenen Herbst, als sie bei der 1:2-Niederlage gegen den SCP deutlich schlechter aussahen, als das Ergebnis vermuten ließ.

Zum Zeitplan: So schnell es geht. Die Trainer-Personalie hat höchste Priorität. Denn die Trainer-Entscheidung spielt natürlich auch in Sachen Kaderplanung eine ganz wichtige Rolle
FC-Geschäftsführer Philipp Türoff

Kwasnioks Fußball könnte für den Standort Köln mit seinem stets ausverkauften Stadion gut geeignet sein. Während sich etwa Gerhard Struber darin verlor, seine Mannschaft zu schulen, dem Gegner den Ball abzunehmen, legt Kwasniok einen deutlichen Akzent auf eine aktive Spielweise, bei der das Ziel ist, Torchancen zu kreieren und Spiele durch Offensivaktionen zu entscheiden. Das erinnert an Steffen Baumgarts Herangehensweise, allerdings gilt der im polnischen Gleiwitz geborene Kwasniok als deutlich flexibler. Gerade das dürfte eine Eigenschaft sein, nach der Thomas Kessler sucht: Der neue Kölner Sportchef weiß, dass der FC zwar mit einem konkurrenzfähigen Lizenzspieler-Etat in die kommende Erstliga-Saison gehen wird. Allerdings wird es für die Kölner auch darauf ankommen, gegen die Branchengrößen zu bestehen. Auch wenn es womöglich weniger progressiv klingt: Man wird sich an die Gegner anpassen müssen. Kwasniok gilt als einer, dem das liegt.

Thomas Kessler hat als neuer Sportchef das Vertrauen der Kölner Verantwortlichen.

Thomas Kessler hat als neuer Sportchef das Vertrauen der Kölner Verantwortlichen.

Mit unterlegenen Mannschaften für Überraschungen zu sorgen – das gelang Kwasniok etwa in der Saison 2019/20, als er mit dem Regionalligisten 1. FC Saarbrücken nach Siegen über Karlsruhe und Düsseldorf bis ins Halbfinale des DFB-Pokals vorstieß. Noch unter seinem Vorgänger Dirk Lottner hatten die Saarbrücker in dieser Saison in der zweiten Runde bereits den 1. FC Köln aus dem Wettbewerb geworfen.

In der vergangenen Saison zeigte Paderborn weitere Faktoren, die zu Köln passen könnten. So spielten die Westfalen unter Kwasniok mit dem drittjüngsten Kader der Liga, blieben gegen den HSV und Elversberg ohne Niederlage. Was bereits zum neuen Kölner Mittelstürmer Ragnar Ache passen könnte: Der SCP schlug die meisten Flanken im Unterhaus. Ache hätte also Möglichkeiten, seine Kopfballstärke einzubringen.

Suche nach einem Coach, der das Kölner Gefühl bedienen kann

Allerdings ist davon auszugehen, dass Thomas Kesslers Auswahlverfahren ein wenig anders aussieht als das seines Vorgängers Christian Keller. Zwar setzt auch Kessler seine Schwerpunkte und arbeitet Bedingungen ab, die er erfüllt sehen will. Allerdings wird der 39-Jährige auch auf sein Gefühl setzen, statt Punkte zu vergeben und danach zu entscheiden. Nach den Fehlbesetzungen mit Timo Schultz und Gerhard Struber könnte Kwasniok ein Trainer sein, der dem 1. FC Köln und seinen Fans wieder etwas näher kommt.

FC-Geschäftsführer Philipp Türoff stellt klar, dass er die Trainersuche vertrauensvoll in die Hände des neuen Sportchefs legt. „Zum Profil: Das fällt in Thomas Kesslers Verantwortungsbereich“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, und ergänzt: „Zum Zeitplan: So schnell es geht. Die Trainer-Personalie hat höchste Priorität. Denn die Trainer-Entscheidung spielt natürlich auch in Sachen Kaderplanung eine ganz wichtige Rolle.“