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Torhüter als Kapitän und VizeZwei „wahre Männer“ führen den 1. FC Köln an

5 min
18.05.2025, Fussball, 2. Bundesliga, 34. Spieltag Saison 2024/2025, 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern, Timo Hübers 1. FC Köln, Torwart Marvin Schwäbe 1. FC Köln, Eric Martel 1. FC Köln xRHR-FOTO/TKx *** 18 05 2025, Soccer, 2 Bundesliga, 34 Matchday Season 2024 2025, 1 FC Köln 1 FC Kaiserslautern, Timo Hübers 1 FC Köln , Goalkeeper Marvin Schwäbe 1 FC Köln , Eric Martel 1 FC Köln xRHR PHOTO TKx Copyright: RHR-FOTOx RHR-FOTO/TK

Torhüter Marvin Schwäbe (M.) folgt auf Timo Hübers (l.) als Kapitän des 1. FC Köln. Eric Martel wird der Ansprechpartner auf dem Platz für den Schiedsrichter sein.

FC-Trainer Kwasniok bestimmt Schwäbe zum Kapitän und Zieler zum Stellvertreter. Vorwurf im Poker um Paderborns Obermair

Es war zur ungewohnten Zeit um 8.55 Uhr, als Lukas Kwasniok am Freitagmorgen überpünktlich im Rhein-Energie-Stadion zu seiner ersten Pressekonferenz vor einem Pflichtspiel des 1. FC Köln erschien. Der Grund war ein ab 12 Uhr beginnender ökumenischer Gottesdienst. Oder präziser: Die FC-Andacht im Dom, eine Veranstaltung, die schon Tradition beim Klub ist und die folkloristische Seele des Traditionsvereins streichelt. 4000 FC-Fans waren anwesend. Wie passend, dass der FC in diesem Jahr seinen 77. Geburtstag feiert, während vor 777 Jahren der Grundstein für den Bau des Doms gelegt wurde.

Als sich Kwasniok dann den Fragen stellte, wurde es aber nicht religiös, sondern das erste Pflichtspiel unter seiner Regie am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) war das Thema. Die Kölner treten in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg an, der in den vergangenen Jahren so etwas wie der Kölner Angstgegner war. Der allerdings so gut wie nichts mehr mit der Mannschaft gemein hat, auf die der FC noch in der vergangenen Zweitliga-Saison traf. Doch dazu später mehr.

Es galt für Kwasniok, auch offiziell die Kapitänsfrage zu beantworten. Das tat der 44-Jährige so, wie man ihn zuletzt bereits wahrgenommen hatte: direkt, offen. Marvin Schwäbe wird neuer Spielführer des Bundesliga-Aufsteigers. Der 30-jährige Torhüter löst den bisherigen Amtsinhaber Timo Hübers (29) ab. Stellvertreter ist Rückkehrer Ron-Robert Zieler (36). Ansprechpartner für den Schiedsrichter ist Eric Martel (23).

Der neue Kapitän wurde nicht von der Mannschaft gewählt, sondern von Kwasniok bestimmt. „Marvin Schwäbe wird die Nummer eins sein – auf dem Feld grundsätzlich und auch unser Kapitän“, sagte der Coach. Zieler wird also nicht nur Schwäbes Stellvertreter auf dem Platz, sondern auch im Kapitänsamt. Während Schwäbe als Nummer eins in der Bundesliga im Tor steht, darf Weltmeister Zieler für den FC im Pokal ran. Folglich also auch am Sonntag in Regensburg. Kwasniok: „Wir haben das beste Torwart-Duo der vergangenen Zweitliga-Saison bei uns. Die Jungs stellen etwas dar, sind wahre Kanten, wahre Männer. Beide können Druck standhalten und haben Lebenserfahrung. Sie sind brutale Persönlichkeiten.“

Auch Leistungsträger Martel war zuletzt für das Kapitänsamt gehandelt worden. Hübers wurde nach einem Jahr im Amt abgesetzt. Kwasniok stellte klar: „Das ist in keinster Form etwas gegen Hübi oder Eric, sondern für Marvin und Ron.“ Martel und Hübers stehen jeweils nur noch bis Sommer 2026 beim FC unter Vertrag, die Tatsache hat bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, sagte Kwasniok: „Wenn Hübi oder Eric Kapitän wären, müsste ich spätestens im Oktober oder November ganz viele Fragen beantworten. Wann verlängert der Kapitän seinen Vertrag? Kann man als Kapitän mit auslaufendem Vertrag eine gute Leistung bringen? Diese Thematik haben wir damit umgangen.“

1. FC Köln, Trainingslager Bad Waltersdorf, Tag 2, 20.07.2025, Bild: GEISSBLOG / Marc L. Merten

Neuer stellvertretender Kapitän des 1. FC Köln: Rückkehrer Ron-Robert Zieler. Im Pokalspiel in Regensburg am Sonntag wird er im Tor stehen.

Der Trainer musste zudem einen Profi benennen, der während der Spiele bei Bedarf mit dem Schiedsrichter kommuniziert und dessen fester Ansprechpartner ist. Ein Torhüter fernab des Spielgeschehens ist da ungünstig, diese Aufgabe soll nun Mittelfeld-Abräumer Martel übernehmen. Kwasniok lobte Martel und Hübers für ihre Leistungen in der Vorbereitung („1a mit Sternchen“), die beim Coach gesetzt sein dürften. Den Mannschaftsrat wird der Coach erst in absehbarer Zeit und nach dem Ende der Transferperiode (2. September) vom Team wählen lassen.

Der erste Kölner Gegner Regensburg ist einer, mit dem der FC zuletzt fast nur grauenvolle Erfahrungen gemacht hatte. Vor allem im Pokal. Die Kölner schieden 2021 im Achtelfinale und 2022 in der ersten Runde beim SSV Jahn aus – jeweils mit 3:4 nach Elfmeterschießen. In der vergangenen Zweitliga-Saison gewann der FC ein unansehnliches Hinspiel in Bayern mit 1:0, nach dem 1:1 im Rückspiel folgte allerdings ein Donnerschlag, der noch in Düsseldorf zu vernehmen war: Da die Stimmung derart ins Negative umgeschlagen war und die Verantwortlichen den Aufstieg in Gefahr gesehen hatten, mussten zwei Spieltage vor Saisonende die seit langer Zeit umstrittenen Sport-Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Gerhard Struber gehen. Mit Nachfolger Friedhelm Funkel gelang dann der direkte Wiederaufstieg.

Kwasniok zum Obermair-Poker: „Eine der drei Parteien ist nicht ganz ehrlich“

Regensburg half aber auch der Achtungserfolg in Köln nichts mehr, der Jahn stieg ab. Sagenhafte 21 Spieler gingen, bisher 16 Spieler und ein neuer Trainer (Michael Wimmer) kamen. Der Kader-Gesamtwert beträgt bis dato rund 8,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: Diese Summe kostete ungefähr alleine der bis dato letzte Neuzugang der Kölner, Innenverteidiger Rav van den Berg, der wie der jüngst verpflichtete Abwehrspieler Cenk Özkacar dem Spieltags-Kader angehören sollen. Der Saisonstart des Jahn ging prompt in die Hose: Der Zweitliga-Absteiger verlor gegen den Drittliga-Aufsteiger Duisburg gleich mit 0:4. Zwar rechnet Kwasniok mit einem „Fight“, doch größer machen als er ist, wolle er den Gegner nun auch nicht: „Natürlich ist das klare Ziel, dass wir weiterkommen. Wir wollen mit Hingabe auftreten.“

Inklusive Juwel Said El Mala war van den Berg der elfte Neuzugang der Kölner, Kwasniok hofft, demnächst auch den elften begrüßen zu können: Raphael Obermair (29) von seinem Ex-Klub SC Paderborn. Das Interesse des FC am vielseitigen Mittelfeldspieler hat Kwasniok selbst öffentlich gemacht. Auf die Frage, wie es denn zusammenpasse, dass Paderborns Sportchef Sebastian Lange erklärte, dass kein Angebot für Obermair vorliege, ging der FC-Trainer trotz anfänglicher Zurückhaltung doch noch ein. „Eine der drei Parteien ist nicht ganz ehrlich. Dann passt es ja wieder“, sagte Kwasniok mit einem Schmunzeln. Der FC scheint also sehr wohl ein Angebot abgegeben haben. Da zwischen Obermair und dem FC ohnehin Einigkeit über einen Wechsel herrschen soll, könnte der Transfer demnächst über die Bühne gehen. Auch ohne Beistand von ganz oben.

Mögliche Aufstellung:

1. FC Köln: Zieler - Schmied, Hübers, Krauß - Sebulonsen, Johannesson, Martel, Lund - Thielmann, Kaminski - Bülter.