„Entweder deine Binde oder dich“Polizei nimmt Kölner Fußball-Fan bei WM in Katar Regenbogen-Utensilien ab

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Bengt (l.) und Jan Kunkel stehen bei der Mobilen Fan-Botschaft des DFB in Doha. Bengt Kunkel zeigt das Regenbogen-Schweißband an seiner rechten Hand. Beide tragen Deutschland-Trikots.

Bengt (l.) und Jan Kunkel stehen bei der mobilen Fan-Botschaft des DFB in Doha. Bengt Kunkel wurde ein Regenbogen-Armband in einem Stadion abgenommen.

Die Polizei in Katar hat einem Kölner Fußball-Fan im Stadion Regenbogen-Utensilien abgenommen. Der Spoho-Student scheint sich davon jedoch nicht beirren zu lassen.

Ein Fußball-Fan aus Köln hat wegen einer Armbinde und eines Schweißbandes in Regenbogenfarben während des WM-Spiels zwischen den Niederlanden und Senegal am Montag offenbar Ärger mit der Polizei in Katar bekommen.

„Mitte der zweiten Halbzeit wurde ich von vier Polizisten von meinem Platz eskortiert, stand in den Katakomben umzingelt von zehn bis 15 Polizisten, die mich aufgefordert haben, die Binde abzunehmen“, sagte Bengt Kunkel, Student an der Deutschen Sporthochschule in Köln, der Deutschen Presse-Agentur.

Regenbogen-Protest in Katar: Ähnlicher Vorfall beim Spiel zwischen Wales und USA

Ihm sei gesagt worden: „Entweder nehmen wir deine Binde und dein Schweißband oder wir nehmen dich mit. Dann habe ich es natürlich auch abgegeben.“ In einem Video bei Tiktok erklärte Kunkel zudem sarkastisch zu dem Vorfall: „Das ist Gastfreundschaft, perfekt!“

Einen ähnlichen Vorfall hatten walisische Fans beim Spiel gegen die USA erlebt, als ihnen Regenbogenhüte abgenommen worden waren. Kunkel betonte, dass er ein Zeichen setzten wollte. „Gianni Infantino hatte erzählt, dass Regenbogenbinden und Regenbogenflaggen im Stadion erlaubt seien. Dann sollte er zu seinem Wort stehen. Aber das war nicht der Fall.“

Fußball-Fan über Polizei in Katar: „Mir wurde geraten, ich solle die Mülleimer durchsuchen“

Seine Sachen seien von den katarischen Sicherheitskräften im Müll entsorgt worden. „Mir wurde geraten, ich solle die Mülleimer durchsuchen, wenn ich sie wieder haben will“, erklärte Kunkel im Gespräch mit dem WDR. Angst habe er in der Situation nicht gehabt, erklärte der Fußball-Fan. „Ich war gespannt, was passiert.“

Vor Ort bekäme man von den politischen Diskussionen kaum etwas mit, schilderte Kunkel seine bisherigen Eindrücke aus Katar. Informationen erlange er nur über deutsche Medien und soziale Netzwerke.

Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin des Innern, und Deutschland-Fan Bengt Kunkel unterhalten sich bei einem Pressetermin vor der Mobilen Fan-Botschaft des DFB in Doha.

Nancy Faeser (SPD) und Deutschland-Fan Bengt Kunkel unterhalten sich bei einem Pressetermin vor der Mobilen Fan-Botschaft des DFB in Doha.

Die Protest-Aktion und das Einschreiten der katarischen Polizei weckte offenbar auch politische Aufmerksamkeit. In einer Instagram-Story berichtete Kunkel am Mittwoch von einem Gespräch mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die derzeit in Katar vor Ort ist, um das erste Spiel der deutschen Mannschaft zu besuchen. Auch Fotos der Deutschen Presse-Agentur zeigen den Fan im Gespräch mit der Ministerin.

Der Besuch des Deutschland-Spiels scheint derweil auch bei Kunkel auf dem Plan zu stehen. Der Fußball-Fan will seine Protest-Aktion dabei offenbar wiederholen. In seiner Story posierte er am Mittwochvormittag im Trikot der deutschen Nationalmannschaft – und mit Regenbogen-Schweißband am Handgelenk. Zuvor hatte er bereits durchblicken lassen, dass er mehrere derartige Schweißbänder mitgebracht habe. (das/dpa)

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