Kommentar zur Frauenfußball-WMARD und ZDF haben sich beim Rechte-Poker entlarvt

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Deutscher Torjubel bei der EM 2022. Zweite von rechts: Kapitänin Alexandra Popp.

Deutscher Torjubel bei der EM 2022. Zweite von rechts: Kapitänin Alexandra Popp.

Wegen einer Summe von rund fünf Millionen Euro haben die Öffentlich-Rechtlichen einen TV-Blackout der Frauen-WM riskiert.

Gut fünf Wochen vor Beginn der Frauen-Fußball-WM in Australien und Neuseeland haben sich der Weltverband Fifa und die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Deutschlands im Rechtepoker geeinigt. Das ist erfreulich. Damit haben die Spiele unserer Nationalmannschaft das größtmögliche Publikum und den Platz, der ihnen gebührt trotz der wegen Zeitverschiebung unattraktiven Anstoßzeiten am deutschen Morgen oder Mittag.

Um ein Haar wäre es jedoch anders gekommen. ARD und ZDF haben so lange mit der Fifa gestritten, dass eine WM ohne Live-Bilder drohte. Spontan mag man die Schuld an der Eskalation beim Fifa-Präsidenten Gianni Infantino sehen, der so oft mit den Reichen und Verdächtigen paktiert, dass ihm alles zuzutrauen ist. Hier würde dieser Reflex jedoch in die Irre führen, denn es war alleine die Fifa, die den gestiegenen Wert des Frauenfußballs anerkannt und danach gehandelt hat.

Infantino hat die Frauen-Rechte erstmals aus dem Paket des Männerfußballs gelöst, die WM-Prämien für die Frauen verzehnfacht und weniger als fünf Prozent des Preises für den Männerfußball verlangt. Der „Kicker“ schrieb unwidersprochen von zehn Millionen Euro, denen als Angebot von ARD und ZDF fünf Millionen gegenüberstanden. Für die Differenz von fünf Millionen Euro – ein Vierzigstel der Kosten für die Winter-WM in Katar – war das deutsche Fernsehen bis zuletzt bereit, einen Blackout der gesamten WM hinzunehmen. Offenbar hat am Ende nur die große Verhandlungslösung mit der Europäischen Rundfunkunion EBU das Schlimmste verhindert.

Es fällt schwer, der Fifa die Alleinschuld zuzuschieben

Angesichts dieser Fakten fällt es nicht mehr so leicht, der Fifa die Alleinschuld an der Eskalation zuzuschieben. Alle Beteiligten wissen, dass der ideelle Wert des Frauenfußballs und der Wert des Frauenfußballs als Produkt nicht dasselbe sind. Die Fifa gibt das zu, hat versucht, den Unterschied zu verkleinern und das in den geforderten Summen zum Ausdruck gebracht.

ARD und ZDF wollten die Rechte quasi geschenkt, sich im Nachhinein noch einmal mit den EM-Rekordquoten des letzten Sommers brüsten und dann so tun, als sei man Vorreiter der Gleichbehandlung. Es ist gut, dass sich alle Seiten geeinigt haben, auch wenn sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen dabei kräftig entlarvt hat.

KStA abonnieren