Duell der Gegensätze gegen Union BerlinBayer 04 will nächsten Rekord knacken

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Florian Wirtz im Duell mit Danilho Doehki um den Ball.

Mit einem Sieg gegen die Eisernen aus Union kann Leverkusen Geschichte schreiben.

Am Sonntag trifft die „Werkself“ auf Union Berlin. Mit einem Sieg könnte man den besten Saisonstart in der Bundesligahistorie feiern. 

Mit dem 1:0-Erfolg in Karabach sicherte sich Bayer 04 Leverkusen einen Platz in der K.-O.-Runde der Europa League. Nun ist das Team von Trainer Xabi Alonso in der Bundesliga gegen Union Berlin gefordert. Mit einem Sieg bliebe der zwei Punkte-Abstand zu den Bayern bestehen und könnte bei einer Niederlage oder einem Unentschieden der Münchener gegen Heidenheim sogar wachsen.  

Duell der Gegensätze

Dabei könnte die Ausgangslage beider Teams nicht unterschiedlicher sein. Während Bayer 04 Leverkusen die Tabelle der Fußball-Bundesliga anführt und einen beeindruckenden Lauf aufweist (16 Spiele, 15 Siege,  ein Unentschieden), steht Union Berlin mit dem Rücken zur Wand. Zwölf Pflichtspielniederlagen in Folge mussten die „Eisernen“ einstecken, ehe am Mittwoch das 1:1-Unentschieden in der Champions League in Neapel die Serie beendete.

Durch einen Erfolg der Leverkusener kann Alonso und sein Team den besten Saisonstart aller Vereine in der Bundesliga-Historie feiern. Bisher ist der FC Bayern Rekordhalter: In der Saison 2015/2016 holte die Münchner Mannschaft unter Pep Guardiola aus elf Spielen zehn Siege und ein Unentschieden. Alonso stand damals als Stammspieler auf dem Platz.

Für Alonso spielt der Rekord aber keine Rolle: „Nur der Sieg ist für uns wichtig. 31 von 33 Punkten wären unglaublich. Wir fokussieren uns auf die drei Punkte gegen Union.“

Verdrehte Vorzeichen

Fast genau vor einem Jahr, am 6. November 2022, trafen beide Vereine am 13. Spieltag in der BayArena aufeinander. Bemerkenswert: Union Berlin stand an der Spitze, Bayer 04 Leverkusen auf dem 16. Tabellenplatz. Es war eines der ersten Spiele unter Alonso, in dem Ansätze seiner Idee von Fußball zu erkennen waren. Am Ende gewannen die Leverkusener eindrucksvoll mit 5:0. Dieses Jahr sind die Kräfteverhältnisse anders verteilt. 

Doch den aktuellen Negativ-Lauf der Unioner lässt Alonso nicht als Indiz dafür gelten, dass Leverkusen der große Favorit im direkten Duell sei. „In vielen Spielen haben sie gut gespielt, aber unverdient verloren. Sie sind eine starke Mannschaft und zeigen eine geschlossene Defensive und lassen wenig zu. Wir werden wenig Torchancen haben“, betont Alonso.

Die große Stärke der Unioner war in den vergangenen Jahren eine überzeugende Defensive und schnelle, effektive Konter. Doch diese Saison funktioniert weder das Eine noch das Andere. Den Unionern fehlt vor allem die Kaltschnäuzigkeit. In der vergangenen Saison erzielte Urs Fischers Mannschaft deutlich mehr Tore als statistisch erwartbar. Diese Saison liegt der Wert deutlich darunter.

Warnsignal in Karabach?

Zwar konnte Bayer Leverkusen mit dem 1:0-Erfolg ihre beeindruckende Serie am Donnerstag in Karabach ausbauen, doch die Mannschaft trat nicht so souverän auf wie noch zu Beginn der Saison. Die Gastgeber verteidigten Mann gegen Mann und konnten so das kreative Herzstück des Mittelfelds, Granit Xhaka und Robert Andrich, ausschalten. 

Fehlpässe, Abstimmungsprobleme in der Defensive und falsche Tiefenläufe lähmten das Leverkusener Spiel. Zusätzlich erlaubten sich Weltklasse-Talent Florian Wirtz und Stürmer Victor Boniface ungewohnte technische Mängel. Bereits in den vergangenen drei Spielen  hatte Leverkusen streckenweise Probleme, das Spiel zu kontrollieren. Große Abstände zwischen der Defensive und dem Mittelfeld bei Ballverlusten, begleitetet von hektischen Spielphasen, führten zu verhinderbaren Gegentoren.

Für Alonso sind solche Phasen im Spiel jedoch normal: „Unser Ziel ist immer, die Kontrolle zu haben. Aber wir wissen auch, dass das nicht immer möglich ist. Wichtig ist aber, wie wir in solchen Phasen auf das Spiel reagieren. Wenn wir kompakt defensiv gegen den Ball stehen, besitzen wir ja auch Spielkontrolle“, erläutert der Baske seine Spielidee. 

Dennoch: Auch die engen Spiele wurden gewonnen. Auch wenn die Leistung nicht so furios wie in anderen Spielen war, kämpfte Bayer 04 und hielt in solchen Phasen dagegen. Wenn es spielerisch nicht funktionierte, dann eben mit Kampfgeist und Biss. Eine Tugend, die Leverkusen in den vergangenen Jahren ab und an vermissen ließ.

Abhängigkeit von Schlüsselspielern 

Bisher glückte die Rotation von Alonso im DFB-Pokal und in der Europa-League. Die Kadertiefe war das Ass im Ärmel. Doch in Karabach liefen Spieler wie Amine Adli, Nathan Tella oder Piero Hincapie nicht warm. Ohne Jonas Hofmann oder Jeremie Frimpong wirkte die Offensive stockend und ideenlos. Erst mit den Einwechslungen der beiden entwickelte sich ein gefährlicheres Angriffsspiel. Der Lohn: Das Elfmetertor in der 94. Minute durch Victor Boniface.

Vor dem Union-Spiel wirft der Auftritt in Aserbaidschan Fragen auf: Wie viel Spielkontrolle kann Leverkusen auf den Platz bringen? Um Kontrollverlust im Spiel gegen Union zu vermeiden, betont Alonso die Bedeutung der Arbeit in der Defensive. „Wir müssen gegen den Ball verteidigen, das ist Teil unserer Spielidee. Ohne Ballbesitz müssen wir uns wohlfühlen. Wir müssen mit Spielkontrolle und guter Energie spielen, um eine Chance zu haben.“

Tapsoba fehlt, Palacios fraglich 

Edmond Tapsoba fällt nach einer Hand-OP bis nach der Länderspielpause aus. Auch der Argentinier Exequiel Palacios ist für das Spiel am Sonntag fraglich. „Er hat ein kleines Problem im Knie. Vielleicht kann er am Samstag trainieren, aber wir müssen abwarten, ob er sich fit genug fühlt“, sagt Alonso. 

Erfreuliche Nachrichten gab es nach dem Spiel in Karabach hingegen für Alejandro Grimaldo. Der Linksverteidiger steht im Kader der spanischen Nationalmannschaft für die kommenden EM-Qualifikation-Spiele gegen Zypern (16. November, 18 Uhr) und Georgien (19. November 20.45). Zudem ist Außenstürmer Nathan Tella ebenfalls im Kader der nigerianischen Nationalmannschaft.

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