Stürzt der Kronprinz den König? Matej Kovar fordert Lukas Hradecky bei Bayer 04 Leverkusen heraus.
Kovar gegen HradeckyXabi Alonso eröffnet Rennen um Nummer eins im Bayer-Tor

Kapitän Lukas Hradecky (re.) mit Herausforderer Matej Kovar
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Vor etwas mehr als drei Monaten steht Xabi Alonso vor der malerischen Kulisse am Steinernen Meer in Österreich und verkündet am Rande des Trainingslagers, dass Lukas Hradecky auch in der kommenden Saison Kapitän bei Bayer 04 Leverkusen bleiben werde. Wenige Wochen später präsentiert die Werkself in Matej Kovar einen neuen Torwart. Nun, kurz vor dem vierten Gruppenspiel in der Europa League am Donnerstagabend (18.45 Uhr) in Baku gegen Karabach Agdam eröffnet Alonso offiziell den Zweikampf ums Bayer-Tor. Sitzt der Kapitän somit in Zukunft nur noch auf der Bank?
Alonso hatte sich für diese Saison eine Strategie zurechtgelegt: Er entscheidet in den Pokalwettbewerben von Spiel zu Spiel, wer im Tor stehen würde. Bisher war die Sachlage klar geregelt: In den zehn Bundesligaspielen stand Hradecky zwischen den Pfosten, in den Europa-League-Partien war es Kovar. Der Tscheche durfte auch in der zweiten Pokalrunde beim 5:2 gegen Sandhausen ran, Hradecky hütete in der ersten Runde das Tor - da war Kovar aber noch gar nicht verpflichtet. Eine von anderen Trainern gerne genommene Generalregel des Pokaltorhüters wollte Alonso bisher nicht aussprechen, er blieb beim Von-Spiel-zu-Spiel-Vorhaben.
Am Mittwochmorgen saß nun Kovar neben Alonso auf dem Podium bei der Spieltags-Pressekonferenz. Dass ein Spieler dabei ist, ist Uefa-Regel. Dass es ausgerechnet Kovar war, kann aber durchaus als Zeichen gewertet werden. Zumal Alonso dem 23-Jährigen nicht nur die Spielgarantie für Baku gab, sondern auch sagte: „Natürlich ist Matej auch eine Option für die Bundesliga. Wenn er seine Wettbewerbsfähigkeit weiter nachweist, kann das eine Option sein. Bisher hat er im Pokal und der Europa League gespielt und Lukas in der Bundesliga, aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Es kann sich ändern.“
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Lukas Hradecky mit Patzer in Hoffenheim
Besonders der Zeitpunkt dieser Aussage bringt eine gewisse Brisanz mit sich. Schließlich hatte Hradecky (33) beim Stand von 2:0 in Hoffenheim am vergangenen Samstag gepatzt und so die TSG wieder ins Spiel zurückgebracht. Am Ende reichte es aber dennoch für einen 3:2-Erfolg. „Lukas hat aber auch in vielen Spielen wichtige Paraden gezeigt, zum Beispiel in Wolfsburg“, betont Alonso. „Ich habe totales Vertrauen in Lukas, aber auch in Matej. Sie sind beide bereit für alle Wettbewerbe. Ich bin ganz entspannt mit der Situation im Tor. Wir werden sehen.“
Kovar strahlte in seinen Einsätzen bisher große Ruhe aus, hatte aber auch einen ähnlichen Fehlpass, wie in Hradecky in Hoffenheim spielte, im Repertoire. Allerdings blieb dieser folgenlos. „Matej hat es sehr gut gemacht. Wir sind zufrieden mit seiner Persönlichkeit und seinem Wunsch, sich immer weiter zu verbessern“, sagt Alonso. „Er unterstützt auch Lukas, wenn er selbst auf der Bank sitzen muss. Er hat gute Qualität und ist immer bereit. Es ist gut für uns, dass wir auch im Tor eine gute Konkurrenzsituation haben.“
Konkurrenz ja, Fehde nein - so beschreibt Kovar das Verhältnis der beiden Keeper. „Lukas hat mich vom ersten Tag an, herzlich empfangen. Er hat eine tolle Persönlichkeit. Und er spricht die gleiche Sprache, das hilft“, sagt er. Hradecky ist finnischer Nationaltorhüter, wurde aber 1989 in Bratislava, heute Slowakei, damals Tschechoslowakei, geboren und spricht daher Tschechisch. „Ich habe schon immer zu den erfahreneren Torhütern aufgeschaut, weil ich immer etwas von ihnen lernen will“, sagt Kovar. „Es gibt Null Negativität in unserer Torhütergruppe. Wir pushen uns ans Limit, und dann muss der Coach entscheiden.“
Kovar kam im Sommer von Manchester United zur Werkself, unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Allerdings sollen sich die Red Devils laut „Kicker“ eine Rückkaufklausel in zweistelliger Millionenhöhe vertraglich gesichert haben. In Manchester konnte sich der 1,96-Mann einiges vom ehemaligen spanischen Nationaltorhüter David De Gea abschauen. 2018 war der damals 18-Jährige aus seiner Heimat vom 1. FC Slovacko nach Manchester gewechselt, wurde danach zu Swindon Town, Burton Albion und Sparta Prag verliehen, um Spielpraxis zu sammeln.
Gruppensieg möglich
Jetzt will er sich bei Bayer 04 auch für die tschechische Nationalelf empfehlen. „Ich habe jede Minute genossen, die mir gegeben wurde vom Coach. Wir waren in den drei Europa-League-Spielen sehr fokussiert und konsequent“, sagt er. Damit soll es in Aserbaidschan weitergehen. Bei einem Sieg gegen Karabach und einem Punktverlust von Molde FK im Parallelspiel bei BK Häcken stünde nicht nur das Weiterkommen, sondern auch der Gruppensieg und der damit verbundene Einzug ins Achtelfinale bereits fest.
Nicht mit dabei sein wird am Donnerstag hingegen Edmond Tapsoba. Der 24-Jährige wurde an der linken Hand operiert. „Es war keine einfache Entscheidung, aber er braucht diese Operation“, sagte Trainer Xabi Alonso. „Wir haben dann gesprochen und entschieden, dass es der richtige Zeitpunkt für die OP ist und nicht erst im Dezember. Wenn wir es jetzt nicht machen, wär die Ausfallzeit länger gewesen.“
Tapsoba hatte sich beim Pokalerfolg in Sandhausen verletzt, konnte am Wochenende in Hoffenheim aber mit einer Spezialschiene auflaufen. Nun fällt er vorerst aus. „Er wird in Baku und auch ganz sicher gegen Union Berlin fehlen. Aber nach der Länderspielpause wird er wieder dabei sein“, sagte Alonso.