FC braucht gegen Kaiserslautern am Sonntag noch einen Punkt, um sicher aufzusteigen
FC kämpft um den AufstiegKöln bekommt das große Finale

FC-Trainer Friedhelm Funkel herzt nach dem Spiel seinen zweifachen Torschützen Florian Kainz.
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Friedhelm Funkel war darauf gefasst, dass der 1. FC Köln am nächsten Sonntag noch ein entscheidendes Spiel zu bestreiten haben würde. Der 71-Jährige wirkt in diesen Tagen auf alles vorbereitet, was man sich vorstellen kann. Die Möglichkeit eines Aufstiegs auf der Couch hatte der Trainer nicht einkalkuliert – und sollte damit Recht behalten.
Schon vor dem Drama in Nürnberg hatte er mit seiner Aufstellung dokumentiert, dass er für das große Saisonfinale in Müngersdorf gegen Kaiserslautern plante – und Linton Maina zunächst auf der Bank gelassen. Der Flügelspieler sei zwar sein „bester Offensivmann“, räumte Funkel ein. Nach langer Verletzungspause habe er allerdings die Sorge, dass sich Maina eine Verletzung einhandeln könnte. Dieses Risiko könne er nicht eingehen, befand Funkel. Für einen Trainer, dessen Mission zunächst auf nur zwei Spiele angelegt ist, war das außerordentlich langfristig gedacht.
Die Partie in Nürnberg war dann im Wahnsinn geendet. Köln hatte in der 67. Minute durch Florian Kainz den Ausgleich erzielt und sich anschließend eher abwartend gezeigt. Ein Remis hätte genügt, um das Schicksal am Sonntag gegen Kaiserslautern in den eigenen Händen zu haben: Mit einem Sieg wäre in diesem Szenario die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gewesen. Weil Kainz jedoch in der 90. Minute das 2:1 nachlegte, reicht Köln nun ein Unentschieden.
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Dennoch wird das Finale kein Spaziergang. Weil der FCK am Sonntagnachmittag 2:1 gegen Darmstadt gewann, reisen die Pfälzer mit einer eigenen Aufstiegschance im Gepäck nach Köln. Es wird eine der größten Partien der vergangenen Jahre: Köln kann die Bundesliga-Rückkehr vollenden. Kaiserslautern hat die Möglichkeit, den FC noch auf Rang 4 zu schicken und selbst die Bundesliga zu erreichen. 300.000 Tickets hätten die Kölner für das Spiel verkaufen können, bestätigte Kölns Sportlicher Leiter Thomas Kessler am Freitag in Nürnberg. Allein 150.000 Anfragen gab es aus Kaiserslautern. Mehr kann nicht auf dem Spiel stehen. Für die Kölner könnte die Konstellation sogar hilfreich sein. Während der FCK einen Sieg braucht, kann der FC abwarten und versuchen, im Tosen des Saisonfinales zur Ruhe zu kommen. Darin ist niemand besser als Friedhelm Funkel.
Der Trainer hat Lockerheit und Spaß reingebracht
Am Freitag war Kessler in der Schlussphase beim Stand von 1:1 mit wehenden Rockschößen in den Innenraum des Frankenstadions gestürmt und hatte dabei ausgesehen, als wolle er den Cheftrainer anweisen, volles Risiko zu gehen und den Sieg zu erzwingen.
Doch wie Funkel wusste auch Kessler, dass ein später Nürnberger Siegtreffer wohl das Aus für die Kölner Ambitionen bedeutet hätte. Sein Plan sei von Anfang an gewesen, „am Sonntag im eigenen Stadion aufzusteigen“, gab Kessler später zu Protokoll. Er freue sich zwar über den späten Sieg und den Schwung, den ein solcher Erfolg bedeutet. Ein Punkt hätte ihm jedoch völlig genügt.
Der Trainer habe vor dem Spiel in Nürnberg „eine extreme Ruhe ausgestrahlt“, sagte der 39-Jährige. Bei der Mannschaftsbesprechung habe es bei allem Druck „den einen oder anderen Schmunzler“ gegeben. Wer den Kölnern eine Woche zuvor beim 1:1 gegen Regensburg beim Versagen zugeschaut hatte, wird Zweifel daran gehabt haben, überhaupt jemals wieder einen FC-Profi schmunzeln zu sehen. Doch Funkel schaffte das vor einem Spiel im ausverkauften Frankenstadion. Kessler berichtete nach dem Schlusspfiff von „vielen glücklichen Gesichtern. Die Jungs sind sehr erleichtert.“

Wieder hat Florian Kainz getroffen, der FC gewinnt in Nürnberg nach 0:1-Rückstand noch 2:1.
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Zwar hatten sich Trainer und Sportdirektor auf einen Aufstieg im eigenen Stadion festgelegt. Dennoch traf sich die Mannschaft samt Trainer am freien Samstag im Besprechungsraum des Geißbockheims zum Fußballschauen. Man war bereit zum Feiern, sogar Bier stand kalt. Doch die Konkurrenz spielte nicht mit – Elversberg und Paderborn landeten Siege und könnten den FC wegen der besseren Tordifferenz noch abfangen, sollte es schiefgehen gegen Kaiserslautern.
Viel Druck für die Kölner, doch schon am Freitag in Nürnberg wirkten sie immun gegen äußere Einflüsse. Florian Kainz, ein Kölner Gefühlsspieler, der furchtbare Jahre hinter sich hat, entschied die Partie mit zwei Treffern und wirkte wie neugeboren. „Der Trainer hat Lockerheit und Spaß reingebracht“, sagte der Österreicher, nachdem er in den Wochen zuvor ausgesehen hatte, als habe er allen Spaß am Fußball verloren. Nach starker erster Hälfte habe der Rückstand keinen Einfluss gehabt. Zu groß war die Überzeugung. „Wir hatten ein gutes Gefühl, weil wir eine gute Halbzeit gespielt hatten“, sagte Kainz.
Ein Ausrutscher könnte gravierende Folgen haben
Die vielen knappen Erfolge nach durchwachsenen Leistungen in den Monaten zuvor hatten die Zweifel nie beseitigen können. Spielweise und Ansprache des Trainers Gerhard Struber hatten dafür gesorgt, dass Köln stets nur eine Niederlage von der nächsten Krise entfernt war.
Allerdings gilt das auch für den kommenden Sonntag. Ein Kölner Ausrutscher könnte erneut gravierende Folgen haben. Die Situation, die im Falle einer Niederlage eintreten könnte, wäre mit dem Wort Krise nicht ausreichend beschrieben. Aber die Kölner haben ja nun Friedhelm Funkel.