Der Aufsteiger ist erfolgreich in die Bundesliga zurückgekehrt: In Überzahl gewinnen die Kölner 1:0 in Mainz
Bülter entscheidet die PartieAufsteiger 1. FC Köln kehrt mit Sieg zurück

Die FC-Profis um ihren Torschützen Marius Bülter (r.) feierten nach dem Schlusspfiff in Mainz mit ihren Fans.
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Als der Kölner Matchwinner Marius Bülter eine halbe Stunde nach dem Abpfiff vor der Gästekabine Rede und Antwort stand, waren Spuren des Kampfspiels in Mainz deutlich zu sehen. Auf seinem Trikot, denn der Schriftzug des Hauptsponsors hatte sich zur Hälfte gelöst. In seinem Gesicht, denn die Bundesliga-Partie inklusive neunminütiger Nachspielzeit hatte viel Kraft gekostet. Doch als das Sieger-Pils (kein Kölsch) in Richtung Kabine gebracht wurde, hellte sich die Miene des Neuzugangs sofort auf.
Der 1. FC Köln ist wieder da! Der Aufsteiger ist erfolgreich in die Bundesliga zurückgekehrt. Die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok gewann durch ein Kopfballtor von Bülter in der 90. Minute 1:0 beim FSV Mainz 05. Es war ein verdienter Erfolg der Kölner, die seit der 60. Minute nach der Roten Karte gegen Paul Nebel in Überzahl waren und geduldig blieben. Der FC brachte damit den Mainzern die erste Heimniederlage nach zuvor 13 Partien ohne Pleite bei. Beim Pokalspiel in Regensburg hatte der FC in der Nachspielzeit die Partie zu seinen Gunsten gedreht (2:1), jetzt war es wieder knapp vor Feierabend. Und man darf konstatieren: Die Taktik von Kwasniok ist aufgegangen.
Der Coach hatte beim FC-Talk von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ am vergangenen Donnerstag davon gesprochen, dass man die Mainzer müde spielen und zuschlagen müsse, wenn ihnen die Kraft ausgehe. Der FSV hatte am Montag im Pokal in Dresden (1:0) und sogar noch am Donnerstagabend in der Conference League in Trondheim gespielt, im Vergleich zur Partie in Norwegen hatte der Mainzer Trainer Bo Henriksen seine Elf nur auf einer Position (Hanche-Olsen für Bell) verändert. Und in der Tat ging den zunächst tonangebenden Mainzern später mit einem Mann weniger die Puste aus.
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Und es zeigte sich zudem, dass der runderneuerte Kölner Kader einiges hergibt. Kwasniok nahm nach dem Platzverweis insgesamt fünf Wechsel vor. Ein Einwechselspieler, Luca Waldschmidt, bereitete mit einer perfekten Flanke aus dem Halbfeld das Tor von Bülter vor, der geschickt in den Strafraum eingelaufen war und den Ball in die Maschen nickte.
„Es war einfach eine super Flanke von Luca, so viel musste ich da gar nicht mehr machen. Wir haben es heute nicht perfekt gespielt, für viele von uns war es aber das erste Bundesligaspiel. Das Beste war, dass wir vor allem defensiv gut gestanden sind. Es war klar, dass es heute ein intensives Spiel wird. Wir haben aber sehr gut dagegengehalten. Am Ende haben wir uns den späten Sieg erarbeitet und an ihn geglaubt, das spricht für die Mannschaft. Der Erfolg gibt uns einen Push und schweißt uns noch mehr zusammen“, sagte Bülter. Und Kwasniok befand: „Wir sind happy. Am Anfang war heute safety first angesagt. Sicherlich war die Rote Karte spielverändernd, aber erst einmal nicht spielentscheidend. Wir haben dann ein paar Wechsel vorgenommen. Am Ende waren wir der etwas glückliche, aber nicht unverdiente Sieger. Die ganzen 90 Minuten waren wild. Es war jetzt kein Gaumenschmaus fußballerisch.“
Der Coach konnte rund eine Stunde nach dem Abpfiff bei Ragnar Ache leichte Entwarnung geben. Denn nach einem Foul in der Nachspielzeit von Philipp Mwene, das nicht einmal eine Verwarnung nach sich zog, hatte sich der Stürmer vor Schmerzen gekrümmt. Eine schwerwiegende Verletzung am Knie war erst befürchtet worden. „Glücklicherweise hat Ragnar nur eine Fleischwunde davongetragen. Sein Gegenspieler hat sich bereits bei ihm entschuldigt“, sagte Kwasniok und kritisierte den Video-Schiedsrichter: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum der VAR da nicht eingegriffen hat. Mwene tritt ihm einfach das Knie weg.“
Kwasniok hatte zu Beginn der „Bergamo-Elf“ vertraut, also jenen elf Spielern, die bei der Generalprobe gegen Atalanta (4:0) überzeugt hatten. Ins Tor rückte absprachegemäß wieder Stammkeeper Marvin Schwäbe für Ron-Robert Zieler. Tom Krauß, Kristoffer Lund und Jan Thielmann erhielten wieder den Vorzug vor Cenk Özkacar, Linton Maina (verletzt) und Luca Waldschmidt. Die Idee hinter der Hereinnahme von Krauß, der in Regensburg keine Minute gespielt hatte: Der Neuzugang sollte aus der Halbposition diagonal spielen, auch das ging überwiegend auf. Auf Ache verzichtete der FC-Coach noch zu Beginn. Dessen Zeit für einen Startelf-Einsatz sei noch nicht gekommen, befand Kwasniok, der nicht in seinem geliebten schwarzen Ausweichtrikot am Spielfeldrand stand, da seine Mannschaft in eben jenem auflief. Stattdessen sah man den Trainer im gestreiften Heimtrikot: „Da sieht man einfach schlanker aus“, sagte Kwasniok später mit einem Schmunzeln.
Sicherlich war die Rote Karte spielverändernd, aber erst einmal nicht spielentscheidend. Wir haben dann ein paar Wechsel vorgenommen. Am Ende waren wir der etwas glückliche, aber nicht unverdiente Sieger
Als sich der Kölner Coach zu Beginn kurz auf die Bank setzte, sah er erst einmal eine unsortierte FC-Mannschaft. Mainz hatte nach 100 Sekunden eine Doppelchance durch Nebel und Caci, doch deren Schüsse wurden von der Kölner Abwehr geblockt.
Der FC wirkte beeindruckt und agierte zurückhaltend. Die Mainzer hatten das Pech, dass der am Oberschenkel verletzte Torjäger Benedict Hollerbach schon nach 14 Minuten verletzt ausscheiden musste. Für ihn kam Nelson Weiper ins Spiel, der nach einer Vertrags-Kehrtwende überraschend doch im Kader stand. Nach rund 25 Minuten drückten die Gastgeber wieder aufs Tempo und schnürten die Gäste teilweise in der eigenen Hälfte ein. Der FC konnte nicht für Entlastung sorgen, probierte nach vorn aus freien Stücken aber auch nichts. Das Gute aus Kölner Sicht: Richtig gefährlich wurde Mainz nur selten bis nie. Die bis dato beste FC-Chance hatte Jakub Kaminski kurz vor der Pause, doch seinen Rechtsschuss wehrte Torhüter Robin Zentner zur Seite ab. Aber es war ein Signal.

Trainer Lukas Kwasniok reagiert auf Bülters Treffer zum Kölner 1:0-Sieg in Mainz.
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Denn nach dem Wechsel agierte der FC mutiger und druckvoller. Resultat waren gleich zwei Chancen durch Jan Thielmann, der einschussbereit den Ball nicht richtig traf, zudem ein Weitschuss von Kristoffer Lund.
Nach rund einer Stunde überschlugen sich die Ereignisse: Nach einem Duell zwischen Krauß und Caci forderten die Mainzer Elfmeter, den es allerdings zu Recht nicht gab, da der Kontakt nur minimal war. Sebastian Sebulonsen erkannte die Situation schnell, schickte mit einem langen Pass Kaminski, der allein aufs Mainzer Tor zulief und von Nebel umgerissen wurde. Notbremse, die Rote Karte war die logische Folge.
Der FC sah in Überzahl seine Chance und erhöhte die Schlagzahl. Kwasniok nahm schnell einen Dreifach-Wechsel vor, die eingewechselten Ache, Cenk Özkacar und Said El Mala hatten sogleich Chancen. Nach dem Tor von Bülter musste der FC noch einmal kurz zittern, doch Lee köpfte in der neunten Minute der Nachspielzeit knapp über das Tor.