Bayer 04Bender-Zwillinge beenden ihre Karrieren im Sommer

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Lars Bender (links) und Bruder Sven

Leverkusen – Die Quälereien waren dann selbst für den leiderprobten Lars Bender und seinen nicht weniger gestählten Bruder Sven zu viel. Die Angst vor gesundheitlichen Spätfolgen überwog die Lust am Fußball. Am Montag verkündeten die beiden verletzungsgeplagten Profis von Bayer 04 Leverkusen, dass sie ihre am Saisonende auslaufenden Verträge nicht verlängern und ihre aktiven Karrieren beenden werden. Vorhergegangen seien eine „lange Bedenkzeit“ und „unzählige Gedankenspiele“, heißt es in der im Namen der Zwillinge von Bayer 04 verbreiteten Erklärung.

Die Hintergründe des anstehenden Abschieds sind klar, auch wenn sie in der Mitteilung erst gegen Ende erwähnt werden. „Letztlich war es keine Entscheidung gegen den Verein, sondern für die Gesundheit und die Familie. Wir haben erkannt, dass es schwierig wird, über den Sommer hinaus auf diesem hohen Niveau Fußball zu spielen“, erklären die 31 Jahre alten Benders. „Jeder, der uns kennt, weiß, dass wir jeden Tag 100 Prozent geben. Dass das für uns im Training und im Spiel immer die Grundvoraussetzung war. Es fällt uns leider zunehmend schwerer, dies mit all den Schmerzen und körperlichen Problemen, unter denen wir mehr und mehr zu leiden haben, kontinuierlich abzurufen.“

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Lars und sein zwölf Minuten jüngerer Bruder Sven lernten beim TSV Brannenburg, der SpVgg Unterhaching und 2002 ab der U14 bei 1860 München das Fußballspielen. Schnell galten sie als herausragende Talente im defensiven Mittelfeld, weit über München hinaus. Im Sommer 2008 wurden sie – an der Seite von Teamkollegen wie Ron-Robert Zieler und Marcel Risse – in Tschechien U-18-Europameister, Lars und Sven Bender wurden als beste Spieler des Turniers geehrt. Wenig später führte Lars in der 2. Bundesliga 1860 als Kapitän auf dem Feld, dem jüngsten in der langen Klubhistorie. Im darauffolgenden Sommer trennten sich die Wege der Zwillinge. Sven wechselte zum BVB, Lars wenige Wochen später zu Bayer 04: Top-Talente für Top-Bundesligisten.

„Manni“ Bender mit dem BVB im Champions-League-Finale

Auch wenn die Brüder schon zu Beginn ihrer Karriere immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatten, setzten sie sich bei ihren neuen Klubs durch. Sven Bender war in Dortmund dabei erfolgreicher, gewann unter Jürgen Klopp zwei Meisterschaften und zweimal den DFB-Pokal, 2013 stand er im Finale der Champions League. Unter BVB-Fans wird „Manni“ Bender aufgrund seiner Opferbereitschaft noch heute verehrt. Unvergessen ist seine Rückkehr Jahre später mit Leverkusen, als er nach Bayers 0:4-Klatsche noch minutenlang von der „Gelben Wand“ gefeiert wurde.

Bruder Lars ist in Leverkusen trotz der kleineren Kulisse und weniger Erfolgen nicht minder beliebt. „Ich habe wohl in all den Jahren in Leverkusen kaum einen anderen Spieler erlebt, der sich so sehr mit Bayer 04 identifiziert hat wie er“, sagt Sport-Geschäftsführer Rudi Völler. Ab 2015 trug Bender in Leverkusen die Kapitänsbinde. Doch da auch ihm das Verletzungspech treu blieb, gab er sie Anfang der laufenden Saison freiwillig ab. Es war schon im Sommer ein erster Schritt in Richtung Abschied. Doch bekam er das Amt schneller als gedacht wieder zurück – denn Nachfolger Charles Aránguiz fällt langfristig aus. Sich vor der Verantwortung zu drücken, stand für Lars Bender nie zur Debatte.

Konzentration auf den Rest der Saison

Seit 2017 sind die Brüder in Leverkusen wieder vereint. Aus den ehemals defensiven Mittelfeldspielern sind mittlerweile der herausragende Innenverteidiger Sven Bender und Stamm-Rechtsverteidiger Lars geworden. Zusammen gespielt haben sie aufgrund der bekannten Problematik viel zu selten. Was sie noch hätten erreichen können, wenn ihre Körper besser für professionellen Sport geeignet wären – diese Frage werden sich viele stellen. Nicht aber die Benders. Sie konzentrieren sich auf den Rest der Saison. „Genau dieser Ehrgeiz zeichnet beide aus, sich bis zum Schluss einer Sache zu 100 Prozent zu verschreiben“, sagt Völler.

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