Bayer 04 Leverkusen strebt einen Sieg gegen Union Berlin an, um eine problematische Erfolgsserie vor Länderspielpausen zu durchbrechen.
„Mehr Spieler für 90 Minuten“Wie fit ist die Mannschaft von Bayer 04 wirklich?

Wieder fit: Leverkusens Robert Andrich - hier am Ball in der Champions League beim FC Kopenhagen
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Es gibt bessere Nachrichten für Bayer 04, als die, dass eine Länderspielphase bevorsteht. Denn die Bundesligapartie vor einer solchen Ligapause misslingt der Werkself in aller Regel. In der Hinrunde der vergangenen Saison ging Leverkusen stets mit mieser Laune in die drei Ligaunterbrechungen: 2:3 gegen Leipzig, 2:2 gegen Kiel, 1:1 in Bochum. Vor der ersten Phase in dieser Spielzeit im September vergeigte Bayer in Überzahl eine 3:1-Führung bei Werder Bremen (3:3). Anschließend musste Trainer Erik ten Hag gehen.
Vor der Partie gegen Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr, DAZN und Sky) sagt sein Nachfolger Kasper Hjulmand deshalb: „In dieser Phase ist es so ein wichtiges Spiel für uns. Die Mannschaft hat einen neuen Trainer, viele neue Spieler, die spät kamen – jetzt haben wir ein paar Spiele gemacht. Diese Phase jetzt mit einem Sieg abzuschließen, ist sehr, sehr wichtig. Wir sollten für diese drei Punkte brennen. Und es ist auch für mich wichtig als Coach. Ich hasse es, 14 Tage zu warten, bis wir wieder ein Spiel haben.“
Union sei unter Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart eine „lauf- und kampfstarke Mannschaft“, betont Hjulmand: „Wir wissen also, was zu tun ist.“ Für den Favoriten Leverkusen heißt das, sowohl die eigene spielerische Klasse zu zeigen als auch in Zweikämpfen dagegenzuhalten. „Wir haben noch Raum für Verbesserungen – auch beim Verteidigen. Wir haben nicht so viele Chancen hergegeben, können aber das letzte Spieldrittel noch besser schützen. Wir müssen auch noch lernen, wann wir rausrücken, um Druck auszuüben“, betont der Trainer, der weiter auf seine Stamm-Dreierkette aus Jarell Quansah, Loic Badé und Edmond Tapsoba setzen kann. „Ich bin zufrieden mit der Entwicklung unserer Dreierkette. Ich sehe eine Verbindung. Und mit dem Ball sind wir mittlerweile flexibler und lebendiger, wenn wir das Spiel aufbauen.“
Handicap Umgang mit 1:0-Führungen
Gegen die Köpenicker stehen dem ehemaligen dänischen Nationaltrainer auch wieder zwei personelle Optionen mehr zur Verfügung: Robert Andrich und Lucas Vázquez haben ihre muskulären Probleme, die sie zur Pause beim 1:1 gegen die PSV Eindhoven in der Champions League gezwungen hatten, überwunden. Axel Tape fällt hingegen länger aus. Der 18-jährige Franzose zog sich während der Champions-League-Begegnung gegen die PSV Eindhoven (1:1) eine Muskel-Sehnen-Verletzung im linken hinteren Oberschenkel zu. Dies ergab eine MRT-Untersuchung. Eine OP ist nicht erforderlich, Tape wird der Werkself voraussichtlich nach der Länderspielperiode im November wieder zur Verfügung stehen.
Die vielen Muskelverletzungen zuletzt, hatten die Frage aufgeworfen, ob Hjulmand die Mannschaft in einem fragwürdigen Fitnesszustand von ten Hag übernommen habe. „Für mich ist es schwierig, das zu sagen“, erklärte der Trainer, „natürlich habe ich mir alle Statistiken angesehen. Und es sind auch einige Spieler dabei, die erst spät zu diesem Verein gekommen sind. Natürlich müssen wir die Belastung steuern. Viele Spieler waren in der Vorbereitung nicht hier.“ In der Länderspielpause sei „Zeit, etwas aufzubauen. Natürlich haben wir die meisten Spieler nicht hier, also hoffen wir, dass sie in der Nationalmannschaft gut behandelt werden. Aber wir werden in diesen 14 Tagen etwas aufbauen. Das wird gut für uns sein. Einige der Verletzten werden nach dieser Pause wieder fit sein. Aber zuerst haben wir am Samstag ein sehr wichtiges Spiel.“
Hjulmand fordert konstante Mentalität
Ein Handicap, das Leverkusen mit sich umherschleppt, ist der schlechte Umgang mit Führungen. Gegen Hoffenheim, Bremen, Mönchengladbach und Eindhoven erzielte Bayer jeweils das 1:0 – keines dieser Spiele konnte der Vizemeister gewinnen. „Für mich ist es entscheidend, dass wir auch bei einer Führung proaktiv bleiben, wir müssen wach sein. Gerade bei einer Führung mit einem Tor müssen wir so spielen, dass wir noch einen weiteren Treffer erzielen. Da ist es auch egal, ob wir dann mit hohem Pressing oder mit tiefem Block agieren. Das geht mit beiden Ansätzen“, betont Hjulmand. „Wir brauchen diese Mentalität, um unser Positionsspiel nicht zu verlieren. Und es geht auch um die physische Komponente. Gegen Eindhoven habe ich dreimal wegen Verletzung oder Ermüdung wechseln müssen. Für manche Spieler ist diese Phase wie eine Vorbereitung, sie müssen ihre Physis Stück für Stück aufbauen. Wir brauchen mehr Spieler, die 90 Minuten durchziehen können.“
Ein Spieler, der das erst im nächsten Jahr wieder kann, ist Exequiel Palacios. Der Mittelfeldspieler fällt nach einer Adduktoren-OP bis zum Winter aus. Doch Bayers Verantwortliche nutzten die Zeit, um den Vertrag mit dem 26 Jahre alten Weltmeister zu verlängern. Statt bis 2028 läuft der Kontrakt jetzt bis 2030. „Palas Wert für uns ist von Saison zu Saison gestiegen. Seine große internationale Erfahrung sowie seine herausragenden strategischen und individuellen Qualitäten als zentraler Sechser machen ihn zu einem Kernelement bei der Konstruktion eines erneut hochambitionierten Teams“, betont Sportgeschäftsführer Simon Rolfes.
Palacios sagt: „Bayer 04 hat sich seit meiner Ankunft in Deutschland vor fünf Jahren geradezu atemberaubend entwickelt. Es ist ein tolles Gefühl, ein wichtiger Teil dieses Prozesses gewesen zu sein. Jetzt wollen wir diese Geschichte fortschreiben mit einer Mannschaft, die alles mitbringt, um weiterhin eine gute Rolle in den nationalen und europäischen Wettbewerben zu spielen.“ Ein Sieg gegen Union Berlin wäre ein passendes Zeichen dafür.
Leverkusen: Flekken - Quansah, Badé, Tapsoba - Vazquez, Andrich, Garcia, Grimaldo - Echeverri, Poku - Kofane; Union: Rönnow - Doekhi, Querfeld, Diogo Leite - Trimmel, Khedira, Haberer, Köhn - Burke, Ansah - Ilic; Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle).