Das Warten auf eine Entscheidung von Xabi Alonso geht weiter. Im Hintergrund läuft die Suche nach einem Nachfolger bei Bayer 04 Leverkusen.
Von Alguacil bis XaviBayer 04 sondiert den spanischen Trainermarkt

Stehen auf Bayers Shortlist: Imanol Alguacil (l.) und Xavi Hernandez.
Copyright: IMAGO/NurPhoto
Vieles sprach dafür, dass in dieser Woche Bewegung in die Trainerfrage bei Bayer 04 kommt. Dass es bisher ruhig geblieben ist, hängt an der Situation bei Real Madrid. Bei den Königlichen tut sich nichts, weiterhin ist unklar, ob und wann der aktuelle Trainer Carlo Ancelotti (Vertrag bis 2026) gehen wird. Solange in der spanischen Hauptstadt keine Klarheit herrscht, bleibt der designierter Nachfolger Xabi Alonso in Wartestellung – und mit ihm auch Bayer 04. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ geht man davon aus, dass sich an dieser Situation bis nach den Spielen am Wochenende auch nichts ändern wird.
Ancelotti hätte zu Beginn der Woche in London einen Vertrag als neuer Nationaltrainer Brasiliens unterschreiben sollen. Dazu kam es aber nicht. Der Deal ist allem Anschein nach aber nicht komplett gescheitert. Die spanische Sportzeitung „Marca“ berichtete, Ancelotti habe dem brasilianischen Verband nicht endgültig abgesagt. Auch italienische Topklubs sind hinter dem 65-jährigen Ex-Bayern-Coach her.
Nach dem für Real-Verhältnisse frühen Aus in der Champions League im Viertelfinale gegen den FC Arsenal und dem verlorenen spanischen Pokalfinale gegen Erzrivale FC Barcelona gilt die Trennung vom Italiener zum Saisonende als beschlossene Sache. Doch Madrid hat bei vier Punkten Rückstand auf Barcelona noch eine kleine Chance auf den Gewinn der Meisterschaft. Am übernächsten Sonntag (11. Mai) kommt es zum Clasico zwischen den beiden Teams. Gut möglich, dass Reals Präsident Florentino Perez mindestens bis zu diesem Duell mit der Verkündung der Trennung von Ancelotti zum Saisonende warten möchte.
Klub-WM für Carlo Ancelotti wichtig
Zwei Themen sind sowohl Klub als auch Coach bei einer möglichen Trennung wichtig. Zunächst eine Abfindung, auf die Ancelotti dem Vernehmen nach nicht verzichten möchte. Zum anderen geht es auch um die Frage nach der Klub-WM im Juni und Juli. Die Verträge von Spielern und Trainer sind im Regelfall stets bis zum 30. Juni datiert. Ancelotti würde wohl gerne noch die Klub-WM als Real-Trainer absolvieren.
Die Hängepartie um die Zukunftsentscheidung ihres Trainers sehen die Verantwortlichen bei Bayer 04 zwiegespalten. Einerseits wollen sie schnellstmöglich Klarheit, andererseits zeigen sie auch Verständnis für Alonsos Situation. Zudem gilt: Geht der Spanier, will vor allem Klubchef Fernando Carro seinem Meistertrainer einen gebührenden Abschied beim letzten Heimspiel bereiten. Das Problem: Die Partie gegen Dortmund findet am selben Tag wie der Clasico am 11. Mai statt. Es ist also eher wahrscheinlich, dass Alonso gehen wird, ohne sich in der Bay-Arena verabschieden zu können.
Im Hintergrund läuft die Suche nach einem potenziellen Nachfolger jedenfalls schon länger auf Hochtouren. „Es die Aufgabe des Sport-Geschäftsführers, eine Liste zu haben, mit vielen möglichen Trainern. Die hat Simon Rolfes. Diese Liste wird immer aktualisiert“, sagte Carro einmal. Im Normalfall wird diese Shortlist aber nicht so regelmäßig aktualisiert wie bei Transferzielen für den Kader. Doch zuletzt wurde an der Trainerliste aktiv gearbeitet. Nach Informationen dieser Zeitung stehen dabei einige Spanier weit oben im Ranking.
Dass der Nachfolger von Alonso mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Landsmann werden wird, liegt im Prinzip auf der Hand. Bayer 04 hat sich unter dem Spanier Carro und Rolfes, der den spanischen Fußball seit jeher bewundert, in eine klare Richtung entwickelt. Der spanische Ansatz vom technisch feinen, auf Ballbesitz ausgerichteten Fußball ist in allen Mannschaften des Vereins zu erkennen. Auch bei den Assistenztrainern und im Jugendbereich sind Spanier angestellt. Ein Beispiel: Sergi Runge trainierte zunächst die U17, ist jetzt als U19-Coach maßgeblich für die Entwicklung der größten Talente verantwortlich. Passend dazu sind derzeit einige interessante spanische Trainer auf Jobsuche. Zum Beispiel Xavi, der ehemalige Weltklassespieler und Vorgänger von Hansi Flick beim FC Barcelona. Oder Rafael Benitez, der Xabi Alonso als Trainer beim FC Liverpool geprägt hat. Oder Imanol Alguacil, der Alonsos Heimatklub Real Sociedad San Sebastian in die Champions League geführt hatte. Ein Spanier ist seit Donnerstagnachmittag hingegen nicht mehr auf dem Markt: Julen Lopetegui. Der Ex-Trainer von Real Madrid und der spanischen Nationalmannschaft soll nun Katar zur WM 2026 führen.
Nach Berichten italienischer Medien soll Bayer 04 zudem am Spanier Cesc Fabregas interessiert sein. Mit dem Trainer des italienischen Erstligisten Como Calcio soll es sogar bereits ein Treffen in Italien gegeben haben. Gerüchte gibt es freilich auch über Trainer, die keinen spanischen Pass besitzen: Erik ten Haag (vormals Manchester United), Oliver Glasner (aktuell bei Crystal Palace) oder Sandro Wagner (gerade vom DFB als Co-Trainer verabschiedet). Diese drei hätten den Vorteil, dass sie Deutsch sprechen. Das ist allerdings kein Einstellungskriterium bei Bayer 04. Was die Sprache angeht, bestehen die Leverkusener einzig und allein auf Englisch.
Das Warten auf eine Entscheidung in der Alonso-Frage geht also weiter. Am Sonntag (17.30 Uhr, Dazn) steigt das Bundesligaspiel beim SC Freiburg. Es könnte das drittletzte Spiel des 43-Jährigen als Trainer von Bayer Leverkusen werden.