Bayer 04 verpflichtet Claudio Echeverri und Loic Badé. Die Leverkusener setzen auf talentierte Jungspunde, nicht auf Erfahrung.
Extreme VerjüngungskurNur drei Teams haben weniger Bundesligaerfahrung als Bayer 04

Leverkusens Coach Erik ten Hag im Pokalspiel in Großaspach mit den Zugängen Ernest Poku (l.) und Axel Tape.
Copyright: IMAGO/Jan Huebner
Der Zerfall des Leverkusener Meisterpuzzles von 2024 geht weiter. Das nächste Teil, das wegbricht: Amine Adli. Der Franzose vollzog am Donnerstag seinen Wechsel von Bayer 04 zum AFC Bournemouth in die englische Premier League. Rund 30 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen kassiert Leverkusen für den französischen Flügelstürmer, der 2021 aus der zweiten französischen Liga vom FC Toulouse zur Werkself gestoßen war.
Adli ist nach Trainer Xabi Alonso, Jonathan Tah, Jeremie Frimpong, Florian Wirtz, Granit Xhaka, Lukas Hradecky und Matej Kovar der achte Akteur aus dem Team, das in der Saison 2023/2024 ungeschlagen das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen hatte, der in diesem Transferfenster geht. Für Ersatz hat Leverkusen allerdings bereits gesorgt. Die Leverkusener Verantwortlichen setzen bei ihren Verpflichtungen konsequent den Jugendtrend fort.
„Ich bin sehr stolz darauf, was wir gemeinsam in Leverkusen erreicht haben“, ließ Adli zum Abschied mitteilen. „Die besondere Zeit in diesem Verein hat mich als Sportler und als Mensch geprägt. Ich werde sie nie vergessen.“ Sportgeschäftsführer Simon Rolfes betonte: „Bei Bayer 04 ist Amine Adli zu einem gestandenen Bundesliga-Profi geworden, der mit seinen Leistungen seinen ganz persönlichen Beitrag zu unserer Entwicklung in den vergangenen Jahren geleistet hat. Für die jetzige Fortsetzung seiner Karriere in England wünschen wir Amine viel Erfolg.“
Rolfes preist Echeverri an
Der Mann, der Adlis Abgang kompensieren soll, hat bereits unterschrieben: Claudio Echeverri, 19 Jahre altes Offensivtalent aus Argentinien, kommt zur Leihe von Manchester City. „Claudio Echeverri ist ein technisch starker, energiegeladener Spieler, der sich sehr dynamisch zentral zwischen den Linien bewegt und von dort aus für Gefahr sorgt“, sagt Rolfes zu den Qualitäten des 1,70 großen Rechtsfußes. „Ein feiner Fußballer – sehr dribbelstark, mit Zug zum Tor und immer in der Lage, seine Mitspieler gewinnbringend einzusetzen. Für einen wie Claudio kommen die Fußballfans ins Stadion“, betont Rolfes. „Seine Kreativität wird unserem Spiel neue, attraktive Facetten verleihen.“
Mit Echeverri, der die Nummer 9 tragen wird, hat die Werkself in diesem Sommer insgesamt elf Feldspieler verpflichtet. Der älteste war bis gestern noch Malik Tillmann mit 23 Jahren, gefolgt von Jarell Quansah mit 22. Die restlichen neun Akteure, von denen drei weiterverliehen wurden, sind 21 Jahre oder jünger. Verlassen haben den Klub hingegen (inklusive Leihspielern) acht Feldspieler, der jüngste ist Florian Wirtz mit 22 Jahren.
Es ist eine extreme Verjüngungskur, die Rolfes der Mannschaft verpasst. Derzeit sind nur zwei Feldspieler Ü30: Kapitän Robert Andrich (30) und Jonas Hofmann (33). Bayer 04 verlor mit diesen Spielern neben einer gewissen Reife auch reichlich Bundesligaerfahrung. Von den Zugängen haben nur Tillmann (4) und Ibrahim Maza (2) sechs Kurzeinsätze in der höchsten deutschen Spielklasse vorzuweisen. Das führt zu einer interessanten Statistik: Im Ligavergleich gibt es nun nur noch drei Vereine, die Spieler mit weniger Bundesligaerfahrung im Kader haben: Heidenheim (886 Einsätze), Aufsteiger Hamburger SV (456) und St. Pauli (336). Spitzenreiter ist der FC Bayern (3262). Leverkusens hat Spieler mit 1328 Bundesligaeinsätzen im Kader.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat auch Trainer Erik ten Hag seinen Wunsch nach erfahreneren Spielern bei den Klubverantwortlichen hinterlegt. Rolfes und Kaderplaner Kim Falkenberg sollen in dieser Hinsicht auch Spieler auf dem Radar haben, warten aber – wie viele andere Klubs – ab, ob die Preise gegen Ende des Transferfensters am 1. September noch fallen werden.
Immerhin wurde Tillmann als ältester Zugang des Sommers noch am Donnerstag abgelöst: Loic Badé, 25 Jahre alter Innenverteidiger kommt vom FC Sevilla als zwölfter neuer Feldspieler. Rund 25 Millionen Euro überweist Leverkusen für den 1,91-Meter-Mann nach Spanien. Badé lief insgesamt 125 Mal in der ersten französischen und spanischen Liga auf, soll die Abwehr um Quansah, Edmond Tapsoba, Piero Hincapie, Jeanuel Belocian und Piero Hincapie ergänzen. „Loïc ist physisch kompromisslos und spielintelligent, eine absolute Verstärkung unserer Verteidigungslinie. Mit dieser defensiven Gesamtbesetzung sind wir auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig“, betont Rolfes. Ob Echeverri und Badé am Samstag beim Bundesliga-Auftakt gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr, Sky) bereits im Kader stehen werden, ist noch nicht klar.
Der nächste Abgang steht hingegen bereits so gut wie fest: Victor Boniface wird den Klub auf Leihbasis verlassen. Der 24-Jährige ist sich mit dem AC Mailand – vorbehaltlicher medizinischer Untersuchungen – einig. Auch die Klubs sind klar: Bayer 04 kassiert dem Vernehmen nach, eine Leihgebühr von fünf Millionen Euro für ein Jahr, die Mailänder haben sich zudem eine Kaufoption für rund 25 Millionen Euro gesichert.
Bayer 04 und Trainer ten Hag hatten zunächst den Plan, Boniface zusammen mit dem gesetzten Patrik Schick spielen zu lassen. Nach der Vorbereitung, in der Boniface mit Fitnessproblemen zu kämpfen hatte, soll nun hinter Schick Zugang Christian Kofane (19) eine größere Rolle spielen. Zudem ist auch Alejo Sarco (19) eine Option für das Sturmzentrum im 3-4-2-1-System. Boniface wird somit das neunte Teil, das aus dem Meisterpuzzle von 2024 in diesem Sommer wegbricht.