Bayer 04 gewinnt ohne Erik ten Hag ein Testspiel gegen Viktoria Köln. Die Trainersuche schreitet voran. Zwei neue Namen sind im Gespräch.
Testsieg gegen Viktoria KölnZwei neue Namen bei Trainersuche von Bayer 04

Leverkusens Lucas Vazquez (l.) und Raphael Ott von Viktoria Köln
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports
Lucas Vazquez riss die Augen auf, zog die Schultern hoch und antwortete mit leicht geneigtem Kopf: „Ich weiß nicht, was passiert ist.“ So erging es wohl einigen Akteuren bei Bayer 04, als sie am Montag erfuhren, dass Cheftrainer Erik ten Hag beurlaubt worden ist. „Jetzt wird der Klub entscheiden, darauf warten wir“, betonte Vazquez nach dem 2:1-Testspielsieg am Mittwochvormittag gegen Drittligist Viktoria Köln.
Der Weltstar, der nach 18 Jahren bei Real Madrid erst in der vergangenen Woche als Zugang in Leverkusen vorgestellt wurde, feierte beim Test im Ulrich-Haberland-Stadion sein Debüt im Trikot von Bayer 04. Vazquez sammelte wie die anderen Zugänge Loic Badé, Equi Fernandez, Malik Tillman und Christian Kofane Spielpraxis. Die Partie gegen die Höhenberger wurde auf zwei Mal 30 Minuten angesetzt. Kofane traf nach schöner Vorarbeit von Arthur früh zum 1:0, Tillman verwandelte nach der Pause einen Foulelfmeter zum 2:0, ehe Köln in der Schlussphase noch durch Raphael Ott auf 1:2 verkürzte.
„Ich muss mein Fitnesslevel Tag für Tag verbessern“, sagte der 34 Jahre alte Vazquez, der im Juli noch für Real Madrid bei der Klub-WM auf dem Platz gestanden hatte. „Ich weiß noch nicht, ob es kommende Woche dann für 90 Minuten reichen wird. Ich gebe mein Bestes.“ Am Freitag in einer Woche steht das bedeutende Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt in der Bay-Arena an. Die große Frage lautet: Wer wird dann federführend auf der Leverkusener Bank sitzen, um zu vermeiden, dass die Hessen nach nur drei Spieltagen auf acht Punkte enteilt sind? Am Mittwoch saß das Interimsduo aus Rogier Meijer (43) und Andries Ulderink (56) auf der Bank. „Ich spüre auf jeden Fall eine gute Stimmung. Das war an den vergangenen beiden Trainingstagen so und auch heute“, sagte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Wir haben ein gutes und auch ein funktionierendes Trainerteam, das die richtigen Schritte nach vorne einleitet.“
Meijer und Ulderink als Interimslösung
Rolfes betonte erneut, dass bei der Suche nach einem Cheftrainer auch interne Lösungen in Betracht gezogen werden. Echte Chancen auf die Dauerlösung werden Meijer, der beim Spiel gegen Viktoria Köln die Chefrolle übernahm, und Ulderink aber nicht eingeräumt. „Wir hoffen, dass das Training nächste Woche Dienstag vielleicht von jemand Neuem geführt werden kann“, sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Bayer 04, bei der DFL-Versammlung am Mittwoch in Berlin: „Aber eine Versicherung kann ich auf jeden Fall nicht geben.“
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist der Wunsch, dass der neue Coach am Montag präsentiert wird, um dann am Dienstag die Einheit mit den zurückkehrenden Nationalspielern zu leiten und die Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen Frankfurt zu übernehmen. „Wir haben ein paar Tage, die werden wir uns auch noch nehmen, um dann zu gucken, mit welcher Lösung wir in die nächste Trainingswoche gehen“, sagte Rolfes. Weiter gilt als wahrscheinlich, dass Leverkusen einen neuen Cheftrainer präsentieren wird, der derzeit ohne Job ist und nicht von einem anderen Klub zu Bayer 04 wechselt.
Die Liste der Kandidaten, die es nicht werden sollen, wird dabei immer länger. Nachdem Xavi, Edin Terzic und Domenico Tedesco als Nachfolger von ten Hag bereits am Dienstag ausgeschlossen werden konnten, erweiterte die „Bild“ die Liste um Marco Rose, Kasper Hjulmand, Raul und Roger Schmidt. Stattdessen tauchte ein neuer Kandidat auf, der auch nach Informationen dieser Redaktion zumindest intern diskutiert wird: Ange Postecoglou (60).
Der Australier mit griechischen Wurzeln gewann in Australien, Japan und Schottland Meisterschaften, ehe er 2023 Trainer bei Tottenham Hotspur in der englischen Premier League wurde. Dort stellte Postecoglu einen Ligarekord auf: Nie zuvor hatte ein Trainer in seinen ersten zehn Premier-League-Spielen 26 von 30 möglichen Punkten geholt, wurde am Ende dennoch nur Fünfter. In der Folgesaison stürzte Tottenham in der Liga ab, wurde nur 17. – gewann aber die Europa League. Dennoch wurde der Trainer entlassen.
Thomas Broich, der unter Postecoglou mit Brisbane Roar 2011 und 2012 australischer Meister wurde, sagte im Mai im „Tagesspiegel“ über den Trainer: „Postecoglou ist wirklich sehr autoritär. Da ist nix mit Kuschelkurs oder Spielerbonding. Als er nicht mehr unser Trainer war, haben wir alle erst mal aufgeatmet. Das war schon ein extremes High-Performance-Klima, das dich als Spieler ganz schön schlaucht. Aber im Nachgang merkst du, wie besonders das ist. Die Australier oder Engländer nennen das ‚tough love‘: Ich bin so streng zu dir, weil ich es gut mit dir meine.“ Und weiter: „Postecoglou war über den Fußball hinaus ein Lehrer für uns, ein Life-Coach, wenn man so will. Gerade in diesen Haltungsthemen war er sehr klar: Wie hart muss man zu sich selber sein? Welche Ansprüche hat man? Bei ihm hieß es: No Bullshit! Keine Ausreden! Findet eine Lösung!“
Ob der Australier aber wirklich Bayer-Trainer wird, ist ungewiss. Ein weiterer Name, der kursiert, ist Sergio Conceicao (50). Der Portugiese gewann mit dem FC Porto drei Meisterschaften, war zuletzt bei der AC Mailand angestellt, mit der er aber nur Achter in der Serie A wurde und nach der vergangenen Saison entlassen wurde.