Bayer-PlanungenLeverkusen hat auch nach dem Scheitern Top-Trainer im Fokus

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Hannes W.

Hannes Wolf ist als Interimstrainer nur Außenseiter für die nächste Saison bei Bayer 04.

Leverkusen – Unabhängig davon, wie die laufende Fußball-Saison endet, steht Bayer 04 Leverkusen vor einem Umbruch, der alle operativen Ebenen betrifft. Rudi Völler, Geschäftsführer und Gesicht des Werksklubs, wird sich 2022 aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Interimstrainer Hannes Wolf, der in den jetzt noch drei verbleibenden Spielen der Bundesliga-Saison versucht, mit seinem Team wenigstens das internationale Geschäft zu retten, wird nach Beendigung der Mission höchstwahrscheinlich als U-18-Trainer zum DFB zurückkehren. Und in der Mannschaft wird nach dem Rücktritt von Lars und Sven Bender eine neue Ära mit einer jetzt noch nicht absehbaren Hierarchie beginnen.

Klubchef Fernando Carro lässt keinen Zweifel daran, dass er in allen Angelegenheiten weiter groß denken will. Der ehrgeizige Spanier, seit 2018 an der Spitze von Bayer 04, hat an die noch laufende Spielzeit nur noch die Mindestansprüche. „Tatsache ist, dass wir in dieser Saison kaum noch ein Ziel werden erreichen können“, erklärte er, „aus der Europa League sind wir zu früh ausgeschieden, genauso wie im Pokal - gegen einen Regionalligisten. Damit kann man bei unseren Ansprüchen nicht zufrieden sein. In der Bundesliga sehe ich uns nach dem Trainerwechsel auf einem guten Weg. Hier müssen wir jetzt mal abwarten, wie die Saison endet.“

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Die Zielmarke ist und bleibt für Carro die Champions League. Dass sie nun wohl zum zweiten Mal in Folge verpasst wird, will er nicht so einfach hinnehmen. Man habe trotz der Wintertransfers „Handlungsbedarf“, erklärte der Klubchef auch im Hinblick auf den Verlust der Bender-Zwillinge. „Sie dürfen also davon ausgehen, dass wir nicht untätig in den Sommer gehen werden.“ Gesucht wird der seltene und sehr gefragte Typus des Charakterspielers zur Führung einer mit Talent bepackten Gruppe, die zu Leichtsinn und Orientierungslosigkeit neigt. Eine besondere Rolle wird danach auch ein Trainer spielen, dem es leicht fällt, sich mit den sehr ehrgeizigen Zielen und der Titelsehnsucht eines Klubs zu identifizieren, der diese Ziele zuletzt regelmäßig verpasst hat und seit 28 Jahren auf einen Titelgewinn wartet.

Bei aller Wertschätzung für den Einsatz und die Fachkenntnis des aktuellen Interimstrainers wird das dann doch eher nicht Hannes Wolf sein. Carro war da ziemlich deutlich. „Er ist natürlich eine mögliche Option“, sagt der Spanier über den 40-Jährigen, „aber wir werden auch in Ruhe und sehr gewissenhaft andere Möglichkeiten ausloten. Am Ende werden wir gemeinsam die Alternativen, die wir haben, abwägen. Für den Moment sind wir mit der Arbeit von Hannes und seinem Team sehr zufrieden.“

Nicht zufällig sind als dauerhafte Nachfolger für den im März freigestellten Peter Bosz Leute mit einer Erfolgsvita und einem deutlichen fußballerischen Profil im Gespräch. Ajax-Trainer Erik ten Hag entspräche wohl dem Idealbild des Fußball-Lehrers, der Erfolgsdenken, Offensivphilosophie und Bundesliga-Kenntnis vereint. In Amsterdam hat er sich das Abo für den nationalen Titel zurückgeholt, 2019 erreichte das Team sensationell das Halbfinale der Champions League. Die Konkurrenz im Werben um den ehemaligen U-23-Trainer des FC Bayern ist riesig und reicht über die Bundesliga weit hinaus.

Als realisierbare Option gilt derzeit der Schweizer Erfolgstrainer Gerardo Seoane, dessen Qualitäten Bayer 04 in der K.o.-Runde der Europa League beim Aus gegen Dauermeister Young Boys Bern selbst zu spüren bekommen hat. Der 42-Jährige war in Mönchengladbach im Gespräch, bevor Adi Hütter (Frankfurt) zusagte, und er ist es jetzt in Frankfurt. Selbstverständlich ist der Schweizer ein Kandidat beim Werksklub, der vor dem Duell mit Bern im Februar selbst ein Interview mit ihm führte, in dem sich Seoane schwärmerisch über Kader und Philosophie von Bayer 04 äußerte: „Die spielerische Kultur wird gepflegt, die Offensive überzeugt mit Dynamik und Schnelligkeit. Ich schaue Bayer 04 sehr gerne zu. Spannend finde ich zudem, dass es Leverkusen immer wieder schafft, junge Spieler so vorzubereiten, dass sie bei den Profis eingesetzt werden können. Ich denke da nur schon an den 17-jährigen Florian Wirtz.“

Das klang wie eine Bewerbung. Allerdings würde Seoane bestimmt auch in der kommenden Saison gern international spielen. Und dafür müssen beim aktuellen Tabellensechsten Hannes Wolf und sein Team in den abschließenden Spielen gegen Bremen, Union Berlin und Borussia Dortmund sorgen.

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