LeverkusenBayer spielt jetzt um Prestige, sportliche Argumente und viel Geld

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Werkself Jubel

Die Werkself feiert mit ihren Fans

Leverkusen – Aus der Mannschaftskabine von Bayer 04 Leverkusen dröhnte ein lauter Bass, der Text der Ballermann-Hits war kaum zu verstehen. „Es gefällt ja nicht jedem die Musik – aber sie bringt gute Stimmung“, berichtete Robert Andrich alias „DJ Rob“, der sich für die Kabinen-Unterhaltung zuständig fühlende Mittelfeld-Veteran. „Er spielt eigentlich gute Lieder, Ballermann-Musik. Das geht in meine Richtung, besser als dieser Gangster-Rap“, sagte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky grinsend, ehe der feierfreudige Finne zurück in die Kabine eilte.

Bayer 04 hatte am Montag zwar keinen Titel gewonnen. Dafür gab es aber einen verdienten 2:0-Sieg gegen die harmlose B-Elf von Eintracht Frankfurt zu feiern. Und dank der 1:3-Niederlage von RB Leipzig in Mönchengladbach die hervorragenden Aussichten auf die Qualifikation für die Champions League. Ein Sieg am kommenden Samstag am vorletzten Spieltag bei der TSG 1899 Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky) würde in jedem Fall reichen. So würde Leverkusen ein Finale zum Saisonende gegen den bissigen SC Freiburg vermeiden. Zuletzt hatte es der hochambitionierte Werksklub 2019/20 in die Königsklasse geschafft.

Daumen drücken für Frankfurt

Der Einzug in die Champions League würde die im DFB-Pokal (Zweitrunden-Aus) und Europa League (Achtelfinal-Aus) enttäuschende Saison aus Leverkusener Sicht zu einem guten Ende führen. Neben dem Prestige gibt es vor allem viel Geld und sportliche Argumente, um mit Topspielern über den Sommer hinaus zusammenzuarbeiten. Alleine als Antrittsprämie würde Bayer 04 in der Königsklasse 15,6 Millionen Euro erhalten, in der Europa League wären es nur 3,6 Millionen. Jeder Punkt, jeder Sieg und jedes Überstehen einer Spielrunde spült vor allem in der Champions League weitere Millionen in die Klubkassen.

Gegen Frankfurt, das mit Blick auf das Halbfinal-Rückspiel am Donnerstag gegen West Ham United mit einer mäßig spielfreudigen Auswahl angetreten war, hatte Bayer 04 nur wenig Mühe und hätte noch höher gewinnen können. Doch es blieb bei den Treffern von Paulinho (18.) und Patrik Schick (51.), jeweils vorbereitet vom zuletzt kriselnden Flügelstürmer Moussa Diaby. „Es war ein guter, aber noch nicht der letzte Schritt. Wir haben es selbst in der Hand“, sagte Hradecky nach dem Sieg gegen seinen Ex-Klub.

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Dass Leverkusen zu zwei schön herausgespielten Toren und weiteren aussichtsreichen Umschaltsituationen kam, lag vor allem an Sardar Azmoun. Der iranische Winter-Zugang glänzte erneut auf der Zehner-Position und versprühte viel Spielfreude. Immer wieder fand der 27-Jährige kleine Räume in der Frankfurter Defensive, die durch seine Pässe weit aufgerissen wurden. Auch mit dem Ball am Fuß ist Azmoun dank seiner Antrittsschnelligkeit und Wendigkeit eine große Bereicherung für Bayer 04. „Er hat viele Situationen sehenswert mit seiner Spielintelligenz und mit seiner Technik gelöst, es war ein weiterer Schritt nach vorne für ihn. Aber er hat noch mehr Potenzial, wenn er mal bei 100 Prozent ist“, lobte Trainer Gerardo Seoane. „Bei ihm ist es von Spiel zu Spiel eine große Steigerung.“

Für die Eintracht gab es in der Bay-Arena neben den beiden Gegentoren noch viele gute Wünsche für Donnerstag, wenn es den 2:1-Hinspiel-Erfolg gegen West Ham in Frankfurt zu verteidigen gilt. „Ich habe heute schon allen viel Glück gewünscht. Donnerstag bin ich wieder Eintracht-Fan“, sagte Hradecky, der zwischen 2015 und 2018 bei den Hessen gespielt hatte, ehe er zu Bayer 04 gewechselt war. Für den Finnen wären es wieder Anlässe zum Feiern: „Ich hoffe, dass wir erstmal die Champions League klarmachen und das wir uns dann beide in der Champions League sehen – Frankfurt durch einen Europa-League-Sieg.“

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