Das 8:0 der Werkself in der AnalyseBayer 04 gelingt ein seriöser Start in die neue Saison

Lesezeit 4 Minuten
Während sich seine Mannschaft feiern lässt, bleibt Trainer Xabi Alonso trotz des fulminanten 8:0 in Ottensen ernst.

Während sich seine Mannschaft feiern lässt, bleibt Trainer Xabi Alonso trotz des fulminanten 8:0 in Ottensen ernst.

Ein Jahr nach der Auftaktpleite beim damaligen Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg hat Bayer Leverkusen im DFB-Pokal mühelos die zweite Runde erreicht.

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat die erste Pokalrunde überstanden. Die Elf von Weltmeister Xabi Alonso ließ am Samstag vor 11.035 Zuschauern im Millerntorstadion des FC St. Pauli dem Regionalligisten Teutonia Ottensen keine Chance und gewann nach einer souveränen Leistung 8:0 (3:0). Nach dem schlimmen 3:4 in Elversberg vor einem Jahr unter Ex-Coach Gerardo Seoane gelang der Werkself diesmal ein hochseriöser Auftritt, der in der Schlussphase gar zum Schaulaufen wurde.

Die Tore

Eine Viertelstunde war gespielt, als Jonas Hofmann einen Eckball in den Strafraum der Gastgeber schlug. Granit Xhaka brachte den Ball aufs Tor, Teutonias Keeper Liesegang wehrte ins Zentrum ab, wo Tapsoba bereitstand und per Kopf versenkte. 

Drei Minuten vor der Pause passte Florian Wirtz steil den linken Flügel hinab in Grimaldos Lauf. Victor Boniface kam dem Spanier einen Schritt entgegen, wurde flach bedient und schloss mit dem linken Fuß sicher über Liesegangs Schulter hinweg ab – unhaltbar. Die Aussichten auf eine Sensation am Millerntor kollabierten. 

Palacios und Neuzugang Jonas Hofmann hatten in Hamburg einiges zu feiern.

Palacios und Neuzugang Jonas Hofmann hatten in Hamburg einiges zu feiern.

Allerdings hatte Ottensen die erste Halbzeit damit noch nicht überstanden. In der Nachspielzeit tauchte Adli im Strafraum des Regionalligisten auf, spielte elegant mit dem linken Außenrist auf Wirtz, der sich freigeschlichen hatte und ohne Schwierigkeiten zum 3:0 vollendete.

Das 4:0 erzielte Adli, erneut lieferte der Franzose was fürs Auge: Mit einem Schritt Anlauf jagte er den Ball aus elf Metern in den Winkel, das Tor hatte er sich hart verdient: Zuvor war er frei aufs Ottensen-Tor zugesprintet und von hinten von den Beinen geholt worden – ein beinahe kurios-klarer Elfmeter.

Adli setzte seinen glanzvollen Auftritt fort, als er im Mittelfeld einen Ball sicherte und Frimpong auf die Reise schickte. Der Niederländer zog einen Sprint an, dem nicht viele Fußballer folgen können, zumal solche aus der Regionalliga. Und traf flach ins lange Eck.

Hlozek wird eingewechselt und spielt sich in einen Rausch

Weil die Tore nun scheinbar leicht fielen, versuchte sich auch der eingewechselte Hlozek, indem er nach Andrichs Pass den Raum nutzte und einen Flatterball auf das Teutonia-Tor jagte, der Keeper Liesegang sehr schlecht aussehen ließ, aber auch tückisch geschossen war.

Hlozek machte weiter und eroberte zehn Minuten vor Schluss einen Ball, sprintete los und spielte zu Jonas Hofmann, dem beim Pflichtspieldebüt für Leverkusen gleich der erste Treffer gelang.

Hlozek war nun in Torlaune und besorgte den Endstand im Alleingang: Zunächst raubte er Monteiro den Ball, dann umkurvte er Liesegang und schob zum 8:0 ein. Zuvor hatte bereits Robert Andrich bei seinem Comeback nach schwerer Verletzung getroffen, allerdings auf Nachfrage des Schiedsrichters ein Handspiel gestanden. Faire Aktion, die Andrich sogar noch übertraf, als er sich hinterher nicht dafür feierte. Sondern einräumte, bei einem weniger deutlichen Spielstand wohl anders geantwortet zu haben. So macht man das. 

Das war gut

Der Gesamteindruck der Leverkusener: Die Werkself trat in Bestbesetzung auf und ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel daran, die Pflicht beim Regionalligisten mit aller Seriosität zu absolvieren. Und das gegen einen Gegner, der nicht nur hervorragend in die Regionalliga-Nord gestartet ist. Sondern der sich in der Anfangsphase mit einer außerordentlich defensiven Spielweise als durchaus lästig erwies.

Ohne Video-Unterstützung aus Köln in Schwierigkeiten: Schiedsrichter Tom Bauer.

Ohne Video-Unterstützung aus Köln in Schwierigkeiten: Schiedsrichter Tom Bauer.

Das war schlecht

Schiedsrichter Tom Bauer, der ohne die Unterstützung des Video-Assistenten ziemlich alt aussah: Zunächst verwehrte er den Leverkusenern einen klaren Hand-Elfmeter. Dann pfiff er den Vorteil ab, aus dem Victor Boniface ein Tor erzielt hätte. Und kurz vor dem Leverkusener 3:0 übersah er Frimpongs Handspiel im eigenen Strafraum. Damit fehlinterpretierte er drei Szenen, die zu Toren oder zumindest Elfmetern geführt hätten, und das innerhalb einer Halbzeit. Dass Bauer keine Karte zeigte für Coffies Grätsche von hinten ohne jede Aussicht auf den Ball gegen Adli, verwunderte ebenso.

Das sagt Xabi Alonso (Trainer Bayer 04)

„Die erste Halbzeit war nicht einfach für uns, aber danach haben wir es besser gemacht. Am Ende war es dann wieder in Ordnung.“

Das sagen wir

Die Werkself hat sich mit einer bemerkenswerten Leistung beim Tabellenführer der Regionalliga-Nord in der neuen Saison angemeldet. Leverkusen zeigte Mann für Mann eine konzentrierte und entschlossene Leistung, auch von der Bank kam viel Wucht. In der abgelaufenen Spielzeit missglückte nicht nur der Auftakt im Pokal, sondern gleich das komplette erste Saisondrittel. Diese Gefahr scheint nach den Eindrücken der Partie in Hamburg deutlich geringer.

Statistik

Ottensen: Liesegang - Weidlich, Coffie (72. Brodersen), Hertner, Schwede - Maiolo (82. Uphoff) - Wohlers (53. Monteiro), Istefo, Graudenz, Berisha (72. Igwe) - Ifeadigo (46. Siala); Leverkusen: Hradecky - Frimpong (70. Arthur), Kossounou, Tapsoba (62. Tah), Grimaldo - Palacios, Xhaka (62. Andrich) - Hofmann, Wirtz (69. Hlozek), Adli - Boniface (76. Mbamba); Schiedsrichter: Bauer (Mainz); Tore: 0:1 Tapsoba (16.), 0:2 Boniface (42.), 0:3 Wirtz (45.+1), 0:4 Adli (59., Foulelfmeter), 0:5 Frimpong (67.), 0:6 Hlozek (74.), 0:7 Hofmann (81.), 0:8 Hlozek (90.); Zuschauer: 11.035.

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