LeverkusenPeter Bosz hat sich noch nicht zur Vertragsverlängerung entschieden

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Peter Bosz

Leverkusen – Zehn Tage hatte Peter Bosz Zeit, um über Grundsätzliches nachzudenken. „In der Vorrunde hatten wir fast nur englische Wochen, alle drei Tage ein Spiel, da kommt man gar nicht zu tiefen Analysen“, sagte der Trainer von Bayer 04 Leverkusen nach der ersten Trainingseinheit des neuen Jahres. Das hat er über Weihnachten und Neujahr nachgeholt. Und die Erkenntnis auf der Kommandobrücke des Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga war so einfach wie kompliziert: „Wir müssen in allem besser werden. Und wenn es in allem ein bisschen ist, ist das insgesamt ganz viel.“

Nicht so eindeutig fällt seine Aussage zu der Frage aus, ob er über den 30. Juni hinaus Trainer der Werkself bleiben will. Noch ist der am Saisonende auslaufende Vertrag des Niederländers nicht verlängert worden. Die Bayer-04-Geschäftsführung um Rudi Völler und Fernando Carro wird nicht müde, zu betonen, wie zufrieden sie mit Arbeit und Auftreten des Trainers ist, und dass man in der entscheidenden Frage bald zusammenkommen werde. Peter Bosz, ganz Profi, sagte dazu am Tag vor der Abreise ins Trainingslager La Manga/Spanien: „Mein Berater hat schon mit dem Verein gesprochen. Ich werde das während des Trainingslagers tun. Und dann braucht es nicht noch Monate weiter zu gehen. Es wird entweder Ja oder Nein.“

"Es macht Spaß, hier zu arbeiten"

In der grundsätzlichen Sicht auf den Fußball passt zwischen Bayer 04 und Bosz („es macht Spaß, hier zu arbeiten“) kein Blatt Papier. Der Klub will genau diesen extrem offensiven, an Ballbesitz orientierten Fußball, der das Credo des Niederländers ist. Kritik nach Niederlagen oder schlechten Spielen, bei denen die schlecht umgesetzte Lehre wie seelenloses Ballgeschiebe wirkt, lässt man bei Bayer 04 nicht gelten. Der Trainer schätzt diese Rückendeckung, auch nach schlimmen Niederlagen wie dem 0:2 gegen den 1. FC Köln. Es ist unwahrscheinlich, dass es in den Verhandlungen um den letzten Euro geht. Eher schon werden Rahmenbedingungen eine Rolle spielen wie die Bereitschaft des Klubs, auch in einer Zeit nach dem wahrscheinlichen Abschied seines Top-Spielers Kai Havertz klug und mutig in ein Team mit spielerischer Qualität zu investieren. Wie um das zu dokumentieren hat Bayer 04 noch im alten Jahr den argentinischen Jung-Nationalspieler Exequiel Palacios für fast 20 Millionen Euro von River Plate Buenos Aires verpflichtet. Es scheint schwer vorstellbar, dass Bayer und Bosz nicht zueinander finden. Aber Formular und Füller sind noch nicht ausgepackt, und eine Tinte, die trocken werden kann, muss erst noch fließen.

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In der kurzen Zeit bis zum Rückrundenauftakt am 19. Januar in Paderborn muss sich Bosz darüber hinaus eine Menge Gedanken machen. Wie gelingt es, seine Mannschaft noch kompakter zu machen, weniger konteranfällig und bedrohlicher in der Offensive? Wie kann Kai Havertz nach einem unbefriedigenden halben Jahr wieder in die Nähe seiner Leistungsstärke kommen? Wie bekommt man es hin, die teuren Sommer-Transfers Kerem Demirbay und Nadiem Amiri zu Stützen der Mannschaft zu machen? Bereits die erste Einheit, noch ohne Südamerikaner, die direkt nach Spanien reisen, gab am Freitag einen Hinweis: 90 Minuten lang ließ Bosz passen, spielen, kombinieren. Fußball ohne Ball ist ihm zuwider. Er kündigt an: „Wir werden die nächste Woche dazu benutzen, mit den Spielern viel zu reden, viel zu trainieren, unsere Abläufe zu wiederholen und sie gut vorzubereiten auf die Rückrunde.“

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