Pokal-KommentarDas Schock-Aus im Pokal hat für Bayer 04 unabsehbare Folgen

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Elversberg jubelt verdient

Elversberg. – Das Aus von Bayer 04 Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten SV Elversberg ist keine dieser Pokal-Sensationen, von der die Zeugen noch Jahrzehnte später in bunten Farben erzählen. Das dazu nötige dramaturgische Element fehlte fast vollständig. Die seit dem Kampf des Spartaners Leonidas gegen das persische Heer erprobte Heldenrhetorik des Außenseiters, der einer Übermacht mit bescheidensten Mitteln hohe Verluste zufügt, ist für die Beschreibung dieser Überraschung unbenutzbar. Es trafen zwei Fußball-Mannschaften aufeinander, von denen eine die bessere war. Sie gewann das Spiel ohne die Unterstützung höherer Mächte verdient mit 4:3 Toren. Punkt.

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Das war, mehr noch als das reine Ergebnis, die eigentliche Sensation. Der Drittligist Elversberg, dessen Kader auf einen Gesamtwert von fünf Millionen Euro taxiert wird, beherrschte den Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 mit einem Kaderwert von 455 Millionen Euro alleine durch die Qualität seines Spiels. Diese Erkenntnis war so schockierend, dass den Verantwortlichen von Bayer 04 noch am Tag danach die passenden Worte fehlten.

Der einzige Wettbewerb, in dem sie halbwegs realistische Chancen auf die Erfüllung ihres ewigen Titeltraumes hatten, ist ihnen abhandengekommen, noch bevor die Saison richtig begonnen hat. Der Nachmittag von Elversberg liefert so viele alarmierende Erkenntnisse, dass man gar nicht weiß, wo man in der Aufzählung beginnen soll. Die Verantwortung für diese Pleite geht über das Einzelversagen der Spieler weit hinaus, denn sie wurden vorbereitet und eingestellt von einem Expertenteam, das bei Klubs wie Bayer 04 mittlerweile Heeresstärke angenommen hat.

Diese Koryphäen der Sportwissenschaft analysieren, überwachen, drillen, trainieren, lenken und leiten die hoch talentierten, hoch bezahlten Profis bis hinein in den Schlaf, dokumentieren mit Kameras jeden Laufweg im Training und entwerfen nach eingehender Analyse des Gegners die Strategie. Und das, was am Samstagnachmittag in Elversberg auf dem Platz stand, war das Ergebnis dieser Gemeinschaftsarbeit. Sozusagen mit dem Untertitel: So geht es. Das ist unser Plan.

Demgegenüber saß am Fußball-Stammtisch der von jedem Detailwissen unbefleckte Einfältige und brummte: „Ach, ihr seid Bayer 04. Ihr werdet schon einen Weg finden, es zu versemmeln.“ Und er behielt Recht, wie so oft in den letzten Jahrzehnten bei wichtigen Ereignissen.

Die Folgen dieses Million- Schadens, sind kurz vor dem Bundesliga-Start nicht vollständig zu ermessen. Er geschah im für Bayer 04 emotional wichtigsten Wettbewerb. Und kann nicht repariert werden. 

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