Droht Verlust der Staatsangehörigkeit?Terrorvorwürfe gegen Benzema – angeblich Kontakt zu Muslimbruderschaft

Lesezeit 3 Minuten
Als Nationalspieler Frankreichs oftmals umstritten: Karim Benzema

Als Nationalspieler Frankreichs oftmals umstritten: Karim Benzema

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin behauptet, der Fußball-Star pflege Verbindungen zu einer Terror-Organisation.

Weltfußballer Karim Benzema ist in Frankreich wegen eines Posts auf der Plattform X (ehemals Twitter) zum dramatischen Konflikt im Nahen Osten ins Kreuzfeuer der Politik geraten.

Der Auslöser: Die israelische Militär-Operation, als Reaktion auf den Großangriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober, bezeichnete der 35-jährige Fußballprofi als „ungerechtfertigt“.

Benzema, der seit Sommer in Saudi-Arabien für Al-Ittihad spielt, hatte geschrieben: „All unsere Gebete für die Einwohner von Gaza, die einmal mehr zum Opfer ungerechter Bombardierungen werden, bei denen weder Frauen noch Kinder verschont werden.“

Senatorin Valérie Boyer sieht Benzemas französische Staatsbürgerschaft auf dem Spiel

Daraufhin warf ihm Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin in einem TV-Interview mit „CNews“ vor, „berüchtigte Verbindungen“ zur terroristischen Organisation der Muslimbruderschaft zu pflegen.

Die Senatorin Valérie Boyer (Département Bouches-du-Rhône) legte am Donnerstag nach und forderte, dass Benzema sogar seine französische Staatsbürgerschaft verlieren solle, sofern sich Benzemas Verbindung zur Muslimbruderschaft nachweisen lasse. In diesem Fall solle der Torjäger, der mit Real Madrid seine größten Erfolge feierte, auch seinen Ballon d'Or abgeben.

Boyer, die wie Benzema algerischer Abstammung ist, erklärte: „Wenn die Aussagen des Innenministers wahr sind, sollten wir über Sanktionen gegen Karim Benzema nachdenken. Eine zunächst symbolische Sanktion wäre die Aberkennung des Ballon d'Or. Dann müssen wir den Verlust der Staatsangehörigkeit beantragen. Wir können nicht akzeptieren, dass ein international bekannter Franzose mit doppelter Staatsbürgerschaft sein Land auf diese Weise entehren und sogar verraten kann.“

Jean-Luc Mélenchon verteidigt Benzema – „Regierung hat entschieden, Sie zu dämonisieren“

Rückendeckung bekam Benzema noch am selben Tag in Person des Chefs der linkspopulistischen Partei „La France insoumise“. (Auf Deutsch: Unbeugsames Frankreich)

In einer auf X (vormals Twitter) veröffentlichten Nachricht wandte sich Jean-Luc Mélenchon direkt an den französischen Stürmer, um ihn zu verteidigen. „Hallo Herr Benzema. Ich kenne dich nicht und ich weiß nichts über Fußball“, schrieb er zunächst, bevor er sich mit seinen politischen Gegnern befasste. „Aber die Regierung und ihre Freunde haben sich entschieden, Sie zu dämonisieren. Sie behandeln Sie als ‚Papierfranzosen‘. Wenn solche Feinde mit solchen Worten sprechen, müssen Sie ein bemerkenswerter Mensch sein, ohne ethnischen oder religiösen Hass.“

Der Ex-Abgeordnete von Marseille zog dann eine Parallele zu seiner persönlichen Geschichte: „Als Enkel von Menschen, die von den Pétainisten ebenfalls als ‚Papierfranzosen‘ behandelt wurden und denjenigen, die weniger als zehn Jahre lang Franzosen waren, ihre Papiere entzogen, weiß ich, dass Frankreich jedem gehört, der es wählt. Wer uns beleidigt, hat es nicht verdient.“

FFF-Präsident Philippe Diallo: „Karim Benzema ist einer der größten französischen Spieler“

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Paris wollte sich der Präsident des französischen Fußballverbands, Philippe Diallo, unterdessen nicht „auf diese Kontroverse einlassen“. Diallo wolle lediglich daran erinnern, dass „Karim Benzema einer der größten französischen Spieler ist“. Fußballer seien Bürger wie alle anderen, betonte der 60-Jährige: „Wenn sie das Bedürfnis haben, sich zu Themen zu äußern, ist das völlig natürlich.“

Benzema wehrt sich derweil selbst über seinen Anwalt Hugues Vigier, der zu den schweren Vorwüfen einer möglichen Unterstützung der Muslimbruderschaft zuletzt erklärte: „Benzema hat nie die geringste Beziehung zu dieser Organisation gehabt. Er entschied sich dafür, in Saudi-Arabien zu leben, wo die besagte Organisation als terroristisch eingestuft wurde, was Frankreich nie getan hat.“

KStA abonnieren