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CHIO in AachenDeutsches Dressur-Team führt dank Stute Dalera

Lesezeit 4 Minuten
Die deutsche Reiterin Jessica von Bredow-Werndl auf dem Pferd Dalera reitet im Parcours

Die deutsche Reiterin Jessica von Bredow-Werndl auf dem Pferd Dalera reitet im Parcours

Vor der Entscheidung am Samstag führen die deutschen Reiter im Dressur-Nationenpreis.

Dalera, eine 16 Jahre alte, braune Trakehner-Stute, ist hochdekoriert. Mit ihr gewann Jessica von Bredow-Werndl unter anderem vor zwei Jahren in Tokio zweimal olympisches Gold im Dressurreiten. Beim CHIO Aachen war sie mit ihrem Paradepferd, mit dem sie die Rangliste des Weltverbandes FEI anführt, seit 2019 nicht mehr am Start. Mit Spannung wurde somit am Donnerstag ihr erster Auftritt mit der Stute im Aachener Dressurstadion erwartet, im Grand Prix, der ersten Wertungsprüfung des Nationenpreises. Und zwar in einer bemerkenswert hochklassigen Konkurrenz, in der fast die gesamte Weltelite vertreten war. „Dalera geht es sehr gut. Ich glaube, sie freut sich auch sehr, wieder hier in Aachen zu sein“, ließ von Bredow-Werndl vorab wissen.

Ob letzteres tatsächlich stimmt, ist natürlich schwer zu beurteilen. Dass die 37-jährige Reiterin aus dem bayerischen Aubenhausen und ihr Pferd perfekt harmonieren, wurde jedoch wieder einmal deutlich: Bredow-Werndl und Dalera legten am Donnerstag einen leicht wirkenden, fast makellosen Auftritt ins Viereck, für den sie von den Richtern die hervorragende Wertung von 82,30 Prozentpunkten erhielt – das beste Ergebnis des Tages. „Ich glaube, das war mein bester Grand Prix ever“, sagte von Bredow-Werndl. „Sie war phänomenal gut zu reiten, genau im richtigen Maß aus Anspannung und Entspannung.“ Das Paar ließ damit die beiden starken britischen Konkurrentinnen hinter sich: Charlotte Dujardin, die mit Imhotep auf Rang zwei kam (79,78 Prozent). Und Charlotte Fry, für deren Ritt auf Everdale es 78,91 Prozent gab, auf Position drei. In der Gesamtwertung führt die deutsche Dressur-Mannschaft knapp vor Dänemark und den Briten.

Isabell Werth hielt nicht ganz mit

Die deutsche Altmeisterin Isabell Werth (54), die ihr voriges Spitzenpferd Bella Rose im vergangenen Jahr in Aachen offiziell in die Pferderente verabschiedet hatte, konnte mit den Topreiterinnen nicht ganz mithalten. Sie zeigte mit ihrem 13-jährigen Hengst Quantaz aber einen soliden Auftritt, mit dem sie 74,89 Prozent einfuhr. Damit sei sie „sehr zufrieden“, meinte Werth, die im Einzelklassement auf Position acht rangierte und drittbeste deutsche Reiterin war - nach von Bredow-Werndl und dem 36-Jährigen Frederic Wandres mit dem Wallach Bluetooth (78,69) auf dem fünften Platz.

Im Hinblick auf die Ereignisse aus dem Vorjahr war das Wichtigste aber: Werths Auftritt im Viereck verlief ohne Beanstandungen, 2022 war sie in der zweiten Wertungsprüfung, dem Grand Prix Special, noch den Regeln entsprechend disqualifiziert worden, da Blut an Quantaz‘ Maul festgestellt wurde. Er habe sich auf die Zunge gebissen, gab die siebenmalige Olympiasiegerin damals an. Die deutsche Equipe verpasste deshalb im Vorjahr den Sieg im Nationenpreis, den sich die Mannschaft aus Dänemark sicherte. Bredow-Werndl war 2022 in Aachen nicht dabei, da sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war.

Ingrid Klimke musste absagen

Die in diesem Jahr ursprünglich für das deutsche Dressurteam eingeplante Vielseitigkeitsspezialistin Ingrid Klimke (55) hatte ihren Start kurzfristig absagen müssen. An der Reiterin lag es nicht, sie fühlte sich trotz ihres in Luhmühlen bei einem Sturz erlittenen Schlüsselbeinbruchs fit. Ihr Pferd Franziskus, mit dem sie nach Aachen reiste, fiel jedoch aus, da er sich, wie Klimke erklärte, „auf dem Weg zum Stall vertreten“ habe. Ersetzt wurden Klimke und ihr „Franz“, wie sie ihn nennt, durch Sönke Rothenberger (28) mit dem erst neunjährigen Wallach Fendi.

Das junge Pferd schien vor den etwa 6000 Zuschauern im Dressurstadion etwas nervös zu sein, nach einem Ritt mit allerlei kleineren und größeren Patzern kam das Paar nur auf eine Wertung von enttäuschenden 69,01 Prozent und Position 26 im Einzel. Entschieden wird der Aachener Nationenpreis der Dressurreiter am Samstag (ab 8.15 Uhr) mit dem Grand Prix Special.

CHIO-Kür am Sonntag in Aachen

Am Sonntag findet zum Abschluss die Kür statt (ab 10 Uhr), an der pro Land maximal die drei besten Starter teilnehmen dürfen. Auf letzteren Wettbewerb freut sich von Bredow-Werndl, wie sie sagte, am meisten: „Unsere Kür ist noch relativ neu“, erklärte sie. „Ich habe mich während meiner Babypause sehr intensiv damit beschäftigt – und ich liebe das Ergebnis.“