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Olympia 2014Biathlon-Staffel: Olympia-Gold mit elf Jahren Verspätung

Lesezeit 3 Minuten
Die deutsche Biathlon-Staffel von Sotschi 2014 bekommt über elf Jahre später doch noch Olympia-Gold.

Die deutsche Biathlon-Staffel von Sotschi 2014 bekommt über elf Jahre später doch noch Olympia-Gold.

Die deutschen Biathleten werden nach juristischem Urteil doch zu Staffel-Olympiasiegern 2014. Ustjugow scheitert vor der letzten Instanz. Für die Medaillenübergabe haben die Sportler einen Wunsch.

Wenn alle Stricke reißen, würde Erik Lesser seinen Garten in Oberhof für die Übergabe der olympischen Goldmedaillen zur Verfügung stellen. Über elf Jahre nach den Winterspielen von Sotschi können sich Lesser und seine früheren Biathlon-Kollegen Daniel Böhm, Arnd Peiffer und Simon Schempp über nachträgliches Staffel-Gold freuen. 

„Ich freue mich, dass das jetzt wirklich vom Tisch und beendet ist. Und ich kann mich auf eine neue Medaille mit einer neuen Farbe freuen. Auch nach elf Jahren ist es richtig, dass ein anderer nachrückt, wenn jemand unfair spielt“, sagte Lesser der Deutschen Presse-Agentur. 

Zwei Einsprüche abgewiesen - IOC ist am Zug

Das deutsche Quartett rückt nun nachträglich vom Silber- auf den Goldrang, wenn das IOC - wie erwartet - die gewohnte Praxis anwendet. Silber geht dann an Österreich und Bronze an Norwegen. Lesser hatte wie seine Staffelkollegen seine Silbermedaille bereits vor geraumer Zeit an den Deutschen Olympischen Sportbund zurückgeschickt, wo sie verwahrt werden. 

Das Schweizer Bundesgericht wies zwei Einsprüche des Russen Jewgeni Ustjugow gegen Entscheidungen des Internationalen Sportgerichtshof Cas über seine Dopingsperre sowie die Annullierung seiner Wettkampfergebnisse ab. Wie der Weltverband IBU mitteilte, werden nun alle Ergebnisse Ustjugows zwischen dem 24. Januar 2010 bis zum Ende der Saison 2013/2014 - „ausdrücklich einschließlich seiner Ergebnisse bei den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 und Sotschi 2014“ - gestrichen. In Vancouver hatte Ustjugow Gold im Massenstart und Bronze mit der Staffel gewonnen, bei der WM 2011 zwei Silbermedaillen.

„Damit sind alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft und das Urteil rechtskräftig. Somit kann das IOC nun über die Medaillenvergabe entscheiden“, sagte IBU-Mediendirektor Christian Winkler. 

Gartenparty oder Zeremonie bei Olympia?

Peiffer würde sich wie Lesser auf eine Medaillenübergabe bei den Winterspielen im kommenden Jahr in Italien freuen, womöglich im Biathlon-Stadion von Antholz. „Die Olympia-Medaille bei den Olympischen Spielen zu bekommen, wäre ein schöner Rahmen“, sagte Peiffer. Falls das aus organisatorischen Gründen nicht klappen sollte, wäre Lesser auch für eine Gartenparty bei sich zu Hause zu haben: „Ansonsten hoffe ich, dass mein Garten fertig ist.“ 

Am 22. Februar 2014 hatten sich die deutschen Skijäger in einem packenden Staffelrennen in Sotschi den Russen nur um 3,5 Sekunden geschlagen geben müssen, als Schempp im Schlussspurt gegen Anton Schipulin knapp den Kürzeren zog. 

Dopingtests im Kontrolllabor manipuliert?

Bereits im November 2018 hatte der Weltverband Doping-Verfahren, auch gegen die 2010-Staffel-Olympiasiegerin Swetlana Slepzowa, eingeleitet, Ustjugow wurde 2020 gesperrt. Das IOC annullierte danach das russische Staffelergebnis von Sotschi und führt bisher keinen Goldmedaillen-Gewinner des Rennens in seinen Statistiken. Die IBU hingegen führt in ihrer Ergebnisliste die Deutschen bereits seit längerem auf Rang eins.

Die IBU geht davon aus, dass die Russen im Zuge des Skandals um Staatsdoping bei den Heimspielen in Sotschi 2014 Daten im Moskauer Kontrolllabor manipuliert haben. Zudem hatte die unabhängig vom Weltverband agierende Integrity Unit Ustjugow wegen eines Dopingverstoßes aufgrund von Anomalien in seinem biologischen Blutpass im Zeitraum zwischen Januar 2010 bis Februar 2014 angeklagt und gesperrt. 

Das sagten Ustjugows Anwälte

Laut Ustjugows Anwälten sollen seine zu hohen Hämoglobinwerte auf eine genetische Anomalie zurückzuführen sein, die schon seine Eltern besessen hätten. Aber auch den Einspruch gegen dieses Urteil wies das Schweizer Bundesgericht nun ab, ebenso wie den von Slepzowa. Die Dopingsperre von vier Jahren gegen Ustjugow spielt aufgrund seines Rücktrittes keine Rolle mehr. (dpa)