Drei starke deutsche Auftritte bei der Eishockey-Weltmeisterschaft geben Anlass zum Träumen. Doch das WM-Aus eines Leistungsträgers trübt die Stimmung. Die großen Herausforderungen kommen noch.
Eishockey-WeltmeisterschaftReichels WM-Aus trübt guten Start von Eishockey-Nationalteam

Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft beginnt die WM mit dem Spiel gegen die Schweiz erst so richtig.
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Das verletzungsbedingte WM-Aus von NHL-Star Lukas Reichel kommt für das deutsche Eishockey-Team nach dem überzeugenden Start zur Unzeit. Vor dem Prestigeduell gegen den Erzrivalen Schweiz am Donnerstag (16.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) gab der Deutsche Eishockey-Bund den endgültigen Ausfall des Stürmers von den Chicago Blackhawks bekannt.
„Für Lukas ist das sehr bitter“, bedauerte Bundestrainer Harold Kreis das Fehlen seines Angreifers. „Er hatte einen starken Start ins Turnier bislang und hat so einen großen Beitrag geleistet.“
Der Verlust des 22 Jahre alten Stürmers vor den Duellen mit der Schweiz, den USA und Weltmeister Tschechien ist ein herber Rückschlag. Reichel steuerte bislang ein Tor und drei Vorlagen bei und überzeugte mit Geschwindigkeit und Speed. „Dennoch haben wir genug Qualität im Team, mit solchen Situationen umgehen zu können“, erklärte Kreis. Reichel hatte sich im Spiel gegen überharte Norweger am Dienstag (5:2) an der Schulter verletzt.
Der Auftakt mit drei klaren Siegen aus den ersten drei Vorrundenspielen hatte für Medaillenträume beim Team des Deutschen Eishockey-Bundes gesorgt. „Wir sind schwer ausrechenbar“, sagte Kreis. Die bisherigen Auftritte der Mannschaft um die anderen NHL-Stars wie Moritz Seider und Tim Stützle geben trotz der Reichel-Verletzung Anlass zum Träumen. Bislang konnte nur ein Loch im Eis in der Messehalle von Herning die DEB-Auswahl stoppen. Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1) und auch Norwegen waren keine Maßstäbe.
Zu schnell und zu dominant war das deutsche Team. Kämpfte die Nationalmannschaft vor wenigen Jahren gegen diese Nationen um den Klassenerhalt, dominiert sie diese mittlerweile fast nach Belieben.
Treffsichere und variable Offensive
Die Qualität im Kader hat sich Jahr für Jahr gesteigert. Gegen Norwegen musste in Leo Pföderl von den Eisbären Berlin sogar der Spieler des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga zusehen. Zehn verschiedene Spieler haben in den bislang drei Begegnungen getroffen. „Stürmer, Verteidiger, jeder kann bei uns Tore schießen. Wir sind jung, wir können schießen und sind spritzig“, lobte auch NHL-Keeper Philipp Grubauer (Seattle Kraken).
Dabei hat der später dazugekommene Weltklasse-Stürmer Stützle von den Ottawa Senators erst ein Spiel absolviert, leistete aber gegen Norwegen direkt zwei Torvorlagen. „Er macht die Mitspieler besser“, sagte Angreifer Marc Michaelis. Blieb die Reihe mit Michaelis und Yasin Ehliz in zwei Partien ohne Treffer, gelang beiden Stürmern mit Stützle in einer Formation jeweils das erste Turnier-Tor.

Für NHL-Star Tim Stützle und Co. gibt es noch Luft nach oben.
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Zudem wird auch auf dem Eis der viel gelobte Team-Spirit ausgelebt. Die Norweger checkten einige deutsche Spieler mit viel Härte in die Bande, dies beeindruckte das Kreis-Team allerdings nicht. „Wenn man einen Spieler von uns angeht, bekommen sie es zurück“, sagte Stützle.
NHL-Torhüter Grubauer fordert mehr Abgebrühtheit
Dazu überließ die DEB-Auswahl in allen drei Spielen für kurze Zeit dem Gegner die Kontrolle. „Da müssen wir abgebrühter sein, smarter spielen“, forderte Grubauer. „Dann hängen wir nicht so viel in der eigenen Zone und geben so viele Chancen her.“ Der NHL-Goalie musste gerade gegen Norwegen mehrfach retten.
Und die harten Brocken kommen jetzt erst. Ähnliche Fehler werden gegen die mit NHL-Stars besetzten Nationen sofort bestraft. „Da müssen wir eine Schippe drauflegen“, verlangte Abwehrspieler Jonas Müller.
Nicht immer nur zaubern
Michaelis forderte eine bessere Balance für die teilweise zu verspielte deutsche Mannschaft. Klare und einfache Zuspiele, nicht immer zaubern. „Wir haben Jungs dabei, die sind technisch exzellent, versuchen alles spielerisch zu lösen. Wir werden jetzt analysieren, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist“, sagte der Mannheimer. „Wenn die Pässe angekommen, sieht es gut aus. Wenn nicht, hast du zwei, drei Konter gegen dich. Das darf uns nicht passieren.“ (dpa)