Fußball-LegendeFranz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren gestorben

Lesezeit 4 Minuten
Franz Beckenbauer im Jahr 2016. Am 7. Januar 2024 starb der „Kaiser“.

Franz Beckenbauer im Jahr 2016. Am 7. Januar 2024 starb der „Kaiser“.

Die Familie Beckenbauers gab seinen Tod bekannt. Der „Kaiser“ starb bereits am Sonntag.

Franz Beckenbauer ist tot. Die größte deutsche Fußball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Montag mitteilte. Auch weltweit gehörte Beckenbauer zu den Allergrößten im Fußball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte Lichtgestalt.

„In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist“, teilte die Familie mit. „Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen.“

Beckenbauer kam als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.

Franz Beckenbauer holt WM-Titel in Italien

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Europameisterschaft 1988: Teamchef Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus nach einem Gruppenspiel.

Europameisterschaft 1988: Teamchef Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus nach einem Gruppenspiel.

Beckenbauer trat zurück - nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten.

Sommermärchen: Vorwürfe gegen Franz Beckenbauer

Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.

Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.

Bayern München trauert um Beckenbauer

Der FC Bayern München hat Franz Beckenbauer als wichtigste Figur für den Verein geadelt. Nach der Nachricht über den Tod der einstigen Fußball-Lichtgestalt sagte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß in einer Mitteilung: „Franz Beckenbauer ist die größte Persönlichkeit, die der FC Bayern jemals hatte. Als Spieler, Trainer, Präsident, Mensch: unvergesslich. Niemand wird ihn jemals erreichen. Die Menschen können sagen, sie haben Fußball gesehen zu Zeiten von Franz Beckenbauer. Er war mir ein Freund, ein einzigartiger Weggefährte – und ein Geschenk an uns alle. Lieber Franz, Ruhe in Frieden!“

2. Spieltag der Bundesliga Saison 1973/1974: Fortuna Köln - FC Bayern München. Im Bild zu sehen: Uli Hoeness, Franz Beckenbauer und Gerd Müller (von links).

2. Spieltag der Bundesliga Saison 1973/1974: Fortuna Köln - FC Bayern München. Im Bild zu sehen: Uli Hoeness, Franz Beckenbauer und Gerd Müller (von links).

„Franz Beckenbauer hat die Geschichte des deutschen Fußballs neu geschrieben und nachhaltig geprägt“, sagte Bayerns ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. „Er war mein Kapitän beim FC Bayern, mein Trainer bei der Nationalmannschaft, unser Präsident bei Bayern und in all diesen Rollen nicht nur erfolgreich, sondern einzigartig. Als Persönlichkeit beeindruckte er mit seinem großen Respekt vor allen Menschen - denn vor Franz waren alle gleich. Der deutsche Fußball verliert die größte Persönlichkeit in seiner Geschichte. Wir werden ihn mehr als schmerzlich vermissen. Danke für alles, lieber Franz!“

Bundeskanzler und Bundespräsident würdigen den „Kaiser“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz haben den am Sonntag gestorbenen Franz Beckenbauer gewürdigt. Scholz bezeichnete ihn als einen der „größten Fußballer in Deutschland“. Beckenbauer sei für „viele „der Kaiser““ gewesen - „auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat. Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden“, schrieb der SPD-Politiker bei X (vormals Twitter).

Auch Bundespräsident Steinmeier kondolierte Heidrun Beckenbauer zum Tod ihres Mannes. „Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben. Er war eine Ausnahmeerscheinung, das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein“, schrieb Steinmeier. (mh mit dpa)

KStA abonnieren