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Champions-League-FinaleBayerns Vorbild: Warum Barças Fußballerinnen so dominieren

Lesezeit 4 Minuten
Alles geht so leicht: Unter anderem wirbelt Weltmeisterin Salma Paralluelo (r) in Barças Sturm.

Alles geht so leicht: Unter anderem wirbelt Weltmeisterin Salma Paralluelo (r) in Barças Sturm.

Die Katalaninnen können gegen Arsenal den dritten Königsklassen-Titel in Serie holen. Der FC Barcelona ist mit seiner Ausnahmestellung dort, wo auch ein anderer Club bald sein will - der FC Bayern.

Wo der FC Bayern mit seinen Fußballerinnen mal hin will, steht für Herbert Hainer außer Frage. „Der nächste Schritt muss sein, in Europa ganz vorne reinzukommen“, fordert der Präsident des nationalen Doublesiegers. Sein funkelndes Vorbild ist der andere FCB aus Barcelona, der an diesem Samstag wieder mal im Champions-League-Finale steht. Gegen Arsenal winkt Barça im Estádio José Alvalade von Lissabon (18.00 Uhr/DAZN) der vierte Titel seit 2021, es wäre der dritte in Serie.

„Sie sind eine fantastische Mannschaft, und sie haben natürlich die jüngste Vergangenheit, die das beweist“, sagte Arsenals Verteidigerin Leah Williamson vor dem Endspiel voller Respekt. Die Nordlonderinnen wissen um die seit Jahren erdrückende Dominanz des Finalgegners, die ein paar gute Gründe hat.

In der längst legendären Fußballschule La Masia, der auch Lionel Messi entstammt, formt der Club seine Spitzenspielerinnen selbst, der Rest wird europaweit eingekauft. In der Offensive wirbeln unter anderem Claudia Pina (23), die mit zehn Toren Führende der Champions-League-Torjägerinnenliste, Weltmeisterin Salma Paralluelo (21) oder die Ex-Wolfsburgerin Caroline Graham Hansen (30).

Ex-Wolfsburgerin Pajor stellt Rekord auf

Auch die vor der Saison vom VfL Wolfsburg gekommene Ewa Pajor liefert in ihrer ersten Saison mächtig ab. Mit 25 Toren gewann sie in der spanischen Liga die begehrte Pichichi-Trophäe für die beste Torschützin. Die 28 Jahre alte polnische Nationalspielerin stellte wettbewerbsübergreifend mit bislang 43 Toren in 45 Spielen einen neuen Vereinsrekord auf. 

Früher Wolfsburg, jetzt Barcelona: Ewa Pajor.

Früher Wolfsburg, jetzt Barcelona: Ewa Pajor.

„Das Finale entscheiden Kleinigkeiten“, warnt Pajor aber trotz Favoritenrolle. „Was ich auch gelernt habe, weil ich in vier Endspielen gespielt habe: Man muss von der ersten Minute bis zum Ende dabei sein.“ Ihr bislang letztes spielte sie 2023 noch mit dem VfL - und verpasste trotz Tor und 2:0-Führung den mächtigen Silberpokal. Gegner damals in Eindhoven: ein spielerisch klar überlegenes Barcelona, das am Ende 3:2 gewann.

„Wir haben uns teilweise wie Hütchen gefühlt auf dem Platz“

Die Klasse des fein austarierten Ensembles von Trainer Pere Romeu bekam Wolfsburg in dieser Saison erneut zu spüren. Im Viertelfinale hieß es in zwei einseitigen Duellen 1:4 und 1:6. „Wir haben uns teilweise wie Hütchen gefühlt auf dem Platz“, hatte VfL-Abwehrspielerin und DFB-Vizekapitänin Janina Minge nach dem Hinspiel geklagt. Chelsea erging es im Halbfinale genauso (1:4, 1:4). 

Dank 28 Siegen aus 30 Spielen distanzierte die Elf um die zweimaligen Weltfußballerinnen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas in der heimischen Liga auch den Erzrivalen Real Madrid mit Ex-DFB-Spielerin Melanie Leupolz um acht Punkte. Der verdiente Lohn war die insgesamt zehnte Meisterschaft, die sechste in Serie.

Eine von zwei Weltfußballerinnen beim FC Barcelona: Aitana Bonmatí.

Eine von zwei Weltfußballerinnen beim FC Barcelona: Aitana Bonmatí.

Barça steht auch bei den Finanzen an der Spitze

Barcelona, das seine Frauen-Abteilung seit Beginn der Professionalisierung 2015 im Rekordtempo in die Spitze führte, dominiert aber nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem daneben. Im sogenannten Football-Money-League-Ranking der Fußballerinnen liegt der Club seit drei Jahren vorn.

Mit Gesamteinnahmen in Höhe von 17,9 Millionen Euro in der Saison 2023/24 steigerten Barças Kickerinnen ihr Ergebnis um satte 26 Prozent zur Vorsaison, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte im Januar in ihrem Report über Fußballfinanzen aufführte. Wohl kein Zufall: Finalgegner Arsenal belegt mit ebenfalls 17,9 Millionen Platz zwei. 

Und die Bayern? Sind dann doch erstaunlich weit weg: Platz 13 mit 3,6 Millionen Euro Gesamtumsatz - und damit noch hinter Eintracht Frankfurt (6,0 Millionen). So schnell wird der Rückstand zur Spitze wohl nicht kleiner. „Der Weg, wie wir ihn vorgeschrieben haben, jedes Jahr ein Stückchen besser, um dann in die europäische Spitze zu kommen, ist genau richtig“, sagte Clubchef Hainer.

Das nächste Quadrupel winkt

Barça winkt derweil die nächste Rekordsaison. Im Januar gab es schon den Triumph im nationalen Super Cup, nach dem Champions-League-Endspiel steht am 7. Juni in Huesca noch das Pokalfinale (Copa de la Reina) gegen Atlético Madrid an. Wie im Vorjahr kann der Club also das Quadrupel schaffen. 

„Wir werden alles geben und mehr, um wieder alle vier Trophäen zu gewinnen“, versprach Putellas. Das Team wolle „ein Vermächtnis“ hinterlassen. Es klingt wie eine Drohung an die Konkurrenz - zu der international künftig auch der FC Bayern verstärkt zählen will. (dpa)