Seit acht Jahren geht es für Eintracht Braunschweig in jeder Saison um alles: Aufstieg? Abstieg? Rettung in letzter Minute? Vor der Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken hinterlässt das tiefe Spuren.
2. Bundesliga RelegationDas ewige Zittern: Ein Ex-Meister fürchtet den Absturz

Angespannte Situation: Spieler und Fans von Eintracht Braunschweig.
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Alles begann in der Relegation: das ganze Drama, das ständige Zittern. Vor acht Jahren scheiterte der frühere deutsche Meister Eintracht Braunschweig daran, in zwei Spielen gegen den Nachbarn VfL Wolfsburg in die Fußball-Bundesliga zurückzukehren. Danach folgten: zwei Zweitliga-Abstiege, zwei Aufstiege, zwei Rettungen am letzten Spieltag. Immer ging es bis zum Schluss um alles - einmal sogar gegen den Abstieg in Liga vier.
Das hat Spuren hinterlassen. An diesem Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) muss die Eintracht wieder in die Relegation. In zwei Spielen auswärts und vier Tage später zu Hause gegen den 1. FC Saarbrücken geht es um den Verbleib in der zweiten Liga.
„Worst-Case-Situation für die Relegation“
Aber anders als 2017 tritt dort diesmal kein Club an, der sich geschlossen in diese Herausforderung stürzt. Der ewige Tanz auf dem Drahtseil, so scheint es, hat die Braunschweiger eher aufgerieben und zermürbt.
„Das ist eine Worst-Case-Situation für die Relegation“, sagte der Ex-Trainer Daniel Scherning über das, was er am letzten Zweitliga-Spieltag beim 1:4 (0:4) gegen den 1. FC Nürnberg sah. Eine Mannschaft, die die Angst vor dem Absturz geradezu lähmte. Und blau-gelbe Fans, die dieses Team in Teilen auspfiffen, mit Bierbechern bewarfen oder verhöhnten.
Es passt zur angespannten Lage in Braunschweig, dass Scherning schon einen Tag später nicht mehr Trainer war. Der Gegner Saarbrücken holte seinen neuen Coach Alois Schwartz für die letzten vier Drittliga-Spieltage. Bei der Eintracht wurde der bisherige Co-Trainer Marc Pfitzner sogar erst direkt vor der Relegation befördert.
Neuer Trainer als Idol der Fankurve
„Mich interessiert nicht mehr, wie die 34 Spieltage vorher abgelaufen sind“, sagte der 40-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz. „Ich habe mir Frank Schmidt vor dem Heidenheim-Spiel angeschaut und er hat das Mindset gut ausgedrückt: Das sind Aufstiegsspiele. Wir haben die Chance, uns in zwei Spielen für die zweite Liga zu qualifizieren.“

Deprimierende Stimmung: Die Spieler von Eintracht Braunschweig nach dem 1:4 gegen Nürnberg.
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Alle Statistiken seien ihm „gänzlich egal. Ich weiß nur: Wir werden vom Kopf her so herangehen, dass es für uns eine Chance ist. Und ich bin 100 Prozent davon überzeugt, dass wir die Qualität haben und es schaffen werden.“
Für Pfitzner spricht: Er kommt aus Braunschweig und ist ein Idol der Fankurve. 13 Jahre Spieler des Clubs, seit fünf Jahren Teil diverser Trainerteams: Wenn jemand das Eintracht-Stadion beim Rückspiel am kommenden Dienstag noch einmal hinter dieses Team bringen kann, dann wohl am ehesten er.
Viel Geld oder kein Geld für Philippe
Aber auch Pfitzner kann die große Fallhöhe nicht mehr ändern. Bleiben die Braunschweiger in der zweiten Liga, können sie ihren Torjäger Rayan Philippe für einen Millionenbetrag an Mainz 05 verkaufen und den überragenden Torwart Ron-Thorben Hoffmann per Vertragsklausel fest verpflichten. Steigt der BTSV aber ab, wird der Club für Philippe keinen Cent bekommen und der Franzose sowie die Schalker Leihgabe Hoffmann werden nicht die Einzigen sein, die gehen.
Darum geht es am Freitag und Dienstag. Und das passt in dieser Zuspitzung auch zu dieser Saison. Die Eintracht hat zweimal den HSV geschlagen, aber nicht einmal einen der direkten Konkurrenten aus Regensburg, Münster oder Ulm. Im Sommer griff der Club bei mehr als 10 von 14 Transfers daneben. Im Winter mussten dann noch einmal fünf neue Spieler kommen, um diese Fehler zu korrigieren.
Es ist eine Saison wie im Schleudergang, aus dem man in zwei Spielen gegen Saarbrücken noch einmal herauskommen will. „Die Mannschaft muss in Vorleistung gehen“, sagte Sport-Geschäftsführer Benjamin Kessel. „Wir müssen die Fans wieder hinter uns bekommen.“ (dpa)