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Jubiläum in der BundesligaDauerbrenner und Spätzünder: Oliver Baumann vor 500. Spiel

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Oliver Baumann darf in Mainz mit Sonderapplaus rechnen. (Archivfoto)

Oliver Baumann darf in Mainz mit Sonderapplaus rechnen. (Archivfoto)

Hoffenheims Nationalkeeper Oliver Baumann fühlt sich auf seinem «persönlichen Peak». In Mainz steht eine ganz besondere Partie für den 35-Jährigen an.

Sepp Maier und Lothar Matthäus hat er längst überholt, einen weiteren Dauerbrenner wie Thomas Müller wird er wohl in Kürze übertreffen. Selbst Rekordmann Karl-Heinz „Charly“ Körbel wäre in Reichweite - wenn Oliver Baumann seinen Vertrag, der nach Medienberichten bis 2028 mit einem Jahr Option läuft, voll ausschöpft. Der Fußball-Nationaltorhüter von der TSG 1899 Hoffenheim bestreitet an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) beim FSV Mainz 05 sein 500. Bundesliga-Spiel.

Baumann: „Fühlt sich skurril an“

„So langsam fange ich an, es selbst zu glauben, aber es fühlt sich skurril an, dass es schon so weit ist“, sagte Baumann im „Kicker“-Interview. Als erst fünfter Torwart erreicht Baumann die magische Marke - und als 14. Spieler seit 1963. 

Ob sich Körbel (602 Einsätze für Eintracht Frankfurt) Sorgen machen muss? „Das werden wir dann sehen. Das ist noch zu weit weg“, sagte Baumann, dessen erste Profistation der SC Freiburg (2009 bis 2014) war. „Aber mit 500 Spielen in so eine Sphäre zu kommen, ist cool, das bedeutet mir schon viel. Ich habe leider noch keinen Titel gewonnen, umso bedeutender sind deshalb individuelle Auszeichnungen.“ 

Manuel Neuer mit 532 Liga-Spielen vor Baumann

Das Jubiläum umrankt eine Karriere, die sehr spät noch einmal richtig Fahrt aufgenommen hat - und die Konstanz des Keepers widerspiegelt. Mit 35 Jahren ist Baumann die Nummer 1 im Nationalteam und auf seinem „persönlichen Peak“. Der Dauerdebatte um eine Rückkehr von Bayern-Star Neuer Manuel (532 Liga-Spiele) sowie Barcelonas verletztem und potenziellen WM-Schlussmann Marc-André ter Stegen begegnet Baumann ähnlich stoisch wie Eins-zu-eins-Situationen mit gegnerischen Stürmern.

Spätes Ankommen in der DFB-Auswahl: Oliver Baumann. (Archivfoto)

Spätes Ankommen in der DFB-Auswahl: Oliver Baumann. (Archivfoto)

„Oli ist ein absolut toller Typ, der super bescheiden ist. In der Aktualität sind wir super zufrieden mit ihm, er macht es toll. Wir werden sehen, was im kommenden Jahr passiert“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem umjubelten 6:0 gegen die Slowakei. 

Sogar die DFB-Kapitänsbinde am Arm

Beim 2:0 in Luxemburg hatte Baumann sogar kurz die Kapitänsbinde getragen, als Jonathan Tah vom Platz ging. „Mir tut das sehr gut, den Jungs tut das sehr gut. Als Torwart zu null zu spielen. Da gibt es nicht so viel Schöneres. Kapitän zu sein, war auch schön.“ 

In Hoffenheim ist Baumann nicht nur Spiel-, sondern auch Wortführer. Zum aktuellen Chaos in der Führungsetage der Kraichgauer - zwei Geschäftsführer wurden im Machtkampf um Mäzen Dietmar Hopp und Spielerberater Roger Wittmann entlassen, außerdem droht der Abgang von Sportchef Andreas Schicker zum VfL Wolfsburg - hat sich der TSG-Profi noch nicht geäußert. 

Am Samstag im ZDF-Sportstudio

Aber Baumann ist einer, der sich in sportlich schwierigen Situationen immer stellt. „Wenn einer 500 Bundesliga-Spieler auf dem Buckel hat, ist das eine unfassbar beeindruckende Zahl. Wir sind alle extrem froh, ihn zu haben, im Tor aber auch als großartigen Menschen in der Mannschaft“, sagte sein Clubtrainer Christian Ilzer.  

Der Schlussmann spürt weiterhin „dieses fanatische Bemühen, noch besser zu werden“. Baumann gilt als detailversessen und bodenständig: „Ich bin nicht der Typ, der sich hinstellt und für sich wirbt.“ Am Samstagabend ist er dennoch Gast im ZDF-Sportstudio.

Nur 22 Bundesliga-Spiele verpasst

Von großen Verletzungen blieb Baumann in seiner Profikarriere verschont. Seit seinem Debüt im Oberhaus 2010 verpasste er lediglich 22 Partien.„Ich fühle mich noch jung“, sagte er vor seinem Jubiläum. 

Bisher ist das einzige Fußballfoto, das bei ihm zu Hause an der Wand hängt, eine Aufnahme von seinem ersten Länderspiel (1:0 gegen die Niederlande), erzählte er dem „Kicker“. Darauf habe er 13, 14 Jahre hingearbeitet. Vielleicht kommt jetzt noch ein Schmuckbild von seinem 500. Bundesliga-Einsatz und nächstes Jahr von seinem WM-Debüt hinzu. Wer weiß, was der Sport ihm im reifen Fußball-Alter noch zu bieten hat. „Es wird vermutlich maximal bis 40 gehen, schätze ich.“ (dpa)