Ob die Club-WM in den USA ein Erfolg oder ein Flop ist, hängt stark von der Perspektive ab. Das zeigt bereits die erste Woche. Ein Jahr vor der WM 2026 ist Fußballbegeisterung nur teils spürbar.
Mega-Turnier in den USAFans, Hitze und Politik: Das fällt auf bei der Club-WM

Die Boca Juniors feiern ihren zwischenzeitlichen Ausgleich gegen den FC Bayern emotional.
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Langweilige Spiele und leere Ränge, aber auch emotionale Fußballfeste vor feiernden Fans: Die Club-Weltmeisterschaft ist bisher ein Turnier mit vielen Gegensätzen. Gut eine Woche nach dem Start des Mega-Events in den USA mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund ergibt sich eine sehr ambivalente erste Zwischenbilanz. Das fällt auf im Land des Hauptgastgebers für die WM im nächsten Jahr:
Große Stimmung bei Südamerikanern
Für die südamerikanischen Teilnehmer ist die Club-WM ein Fest. Das sieht man auch auf den Rängen. Beim 2:1 des FC Bayern gegen die Boca Juniors sorgten die argentinischen Fans im Hard Rock Stadium von Miami für Gänsehaut-Atmosphäre. Bei einigen Anhängern flossen nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich sogar Freudentränen.
„Die Stimmung war überragend, Boca hat viele Fans da. Es war sehr laut“, schwärmte Bayern-Neuzugang Jonathan Tah. Auch bei anderen Partien - nicht nur, aber vor allem bei solchen mit südamerikanischer Beteiligung - ist die Atmosphäre ein besonderes Erlebnis. Dies erinnert an die WM 2022 in Katar, wo auch schon besonders aus Südamerika viele Fans angereist waren.

Die Fans von Wydad AC aus Marokko sind emotional dabei.
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Spektakel vs. Sommerkick
Das sportliche Niveau und der Unterhaltungswert der Spiele unterscheiden sich stark. Manche entwickeln sich zu einem dramatischen Schlagabtausch mit großen Emotionen. Andere Partien erinnern an sommerliche Marketing-Testspiele europäischer Topclubs in den USA und in Asien.
Auffällig ist allgemein, mit viel Engagement Boca, River Plate und auch die brasilianischen und afrikanischen Clubs zu Werke gehen. Die Ergebnisse bei vielen europäischen Teams stimmen bislang weitgehend. Zumindest sportlich wirkt es dennoch so, als habe das Turnier für die Clubs von anderen Kontinenten eine höhere Bedeutung.
Auslastung der Stadien
Auch der Zuschauer-Zuspruch variiert extrem. Bilder von fast leeren Stadien sorgen in den sozialen Medien schnell für Hohn und Spott. Sie zeichnen jedoch kein vollständiges Bild.

Häufig bleiben viele Plätze auf den Tribünen leer.
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Den Bayern-Sieg gegen Boca sahen 63.587 Fans. Beim Auftritt von Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain gegen Atlético Madrid (4:0) waren im kalifornischen Pasadena mehr als 80.000 Zuschauer dabei.
Die Partie der Südkoreaner von Ulsan HD gegen Mamelodi Sundowns (0:1) aus Südafrika in Orlando besuchten dagegen nur 3.412 Zuschauer. Bei Benfica Lissabon gegen Auckland City (6:0) verloren sich 6.730 Menschen im Stadion. Neben der Strahlkraft der Vereine spielt bei der Resonanz auch die Anstoßzeit eine Rolle. Benfica gegen Auckland war beispielsweise am Freitag um 12.00 Uhr Ortszeit in Orlando angesetzt.
Präsenz des Turniers und Fan-Feste
Abseits der Stadien ist die Präsenz des Turniers im Gastgeberland sehr überschaubar. In Kneipen und Restaurants werden statt der Club-WM häufig andere Sportveranstaltungen übertragen.
Mit Events für Anhänger und Menschen, die es noch werden könnten, gehen die deutschen Clubs auf Fans zu - beziehungsweise versuchen, neue zu gewinnen. Bei den Veranstaltungen treten unter anderem aktuelle und ehemalige Spieler wie Giovane Elber und Claudio Pizarro sowie Funktionäre wie Hans-Joachim Watzke auf.
Die Rolle der Politik
Wie sehr Sport und Politik miteinander verknüpft sind, zeigt sich auch bei der Club-WM. Ein Pressetermin mit US-Präsident Donald Trump im Oval Office brachte Spieler von Juventus Turin in kuriose Situationen. Während die Juve-Profis in seinem Rücken standen, beantwortete Trump Fragen zum Krieg zwischen Israel und dem Iran sowie der Rolle der Vereinigten Staaten. Einige der Fußballer schienen vom Ablauf etwas irritiert.

Bild mit Trump: Die Spieler von Juventus Turin zu Gast im Weißen Haus.
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Im Stadion protestierten Bayern-Fans zudem gegen die FIFA. Beim Spiel der Münchner gegen Auckland City (10:0) stand auf einem Spruchband: „Zehn Jahre Baur au Lac - der Weltfußball wird noch schlechter regiert als zuvor! Zerschlagt die FIFA!“ Das Luxushotel Baur au Lac in Zürich war durch den FIFA-Skandal in den medialen Fokus gerückt. Im Mai vor zehn Jahren nahm die Justiz in der Schweiz mehrere Funktionäre des Weltverbands und Sportmanager unter Bestechungsverdacht fest.
Das Wetter
Teils extreme Temperaturen und Spiele in der Mittagshitze wirken sich sichtbar auf das Turnier aus. Die Dortmunder Ersatzspieler blieben beim 4:3 gegen Mamelodi Sundowns zunächst in ihrer klimatisierten Kabine, statt auf der Bank in der Sonne Platz zu nehmen.
„Wir hatten auch Cooling-Sticks und eiskalte nasse Handtücher dabei. Wir machen uns schon viele Gedanken“, sagte BVB-Coach Niko Kovac. Das langsame Tempo im Spiel führte er auf die Temperaturen zurück. „Die Spieler müssen da schon wie so ein Grillhähnchen gebraten werden“, sagte er.

Schon mehrmals kam es bei der Club-WM zu wetterbedingten Verzögerungen.
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Doch nicht nur die Sonne wird mitunter zum Problem: Wegen tatsächlicher oder drohender Unwetter gab es schon in mehreren Spielen teils lange Unterbrechungen. (dpa)