Diese Personalie sorgt für Aufsehen in Berlin. Ralf Rangnick soll ein Hertha-Kandidat für die Geschäftsführung sein. Allerdings will der einstige RB-Architekt offenbar lieber in Österreich bleiben.
2. Fußball-BundesligaRendezvous mit Rangnick? - Hertha denkt wieder groß

Ralf Rangnick hat das Interesse bei Hertha BSC geweckt.
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Zum FC Bayern München wollte Ralf Rangnick im vergangenen Sommer nicht. Geht er jetzt etwa zur Hertha in die 2. Liga? Ein Bericht über ein mögliches Engagement des einstigen Red-Bull-Architketen als Geschäftsführer beim Hauptstadt-Club sorgt im ausklingenden Berliner Fußball-Sommerloch für reichlich Aufsehen.
Der große Rangnick zur über viele Krisen immer kleiner gewordenen Hertha? Auch wenn es dazu laut „Kicker“ letztlich doch nicht kommen wird, Rangnick lieber in Österreich Nationaltrainer bleibt, so reicht die Personalie kurz vor dem Hertha-Trainingsstart am Montag (15.00 Uhr) doch für viel Gesprächsstoff.
Der „Bild“-Bericht über ein Treffen von Hertha-Präsident Fabian Drescher mit Rangnick und dessen darin vermerktes grundsätzliches Interesse an dem Berlin-Job wurde von der Hertha ebenso wenig kommentiert wie der folgende „Kicker“-Bericht über einen Verbleib Rangnicks in Österreich. Auf solche Personal-Storys reagiere man grundsätzlich nicht. Doch was war oder ist dran an den Spekulationen?
Die Rangnick-Perspektive
Die Trainer-Offerte aus München lehnte Rangnick im vergangenen Sommer ab. Und jetzt soll er zur Hertha kommen? Das klingt absurd. Aber auszuschließen ist im Fußball-Business bekanntlich gar nichts. Die entscheidende Frage ist, wie wohl sich der Konzept-Denker noch in Österreich fühlt? Bei der Bayern-Absage war die EM-Teilnahme mit Felix Austria präsent, die Perspektiven waren hervorragend.
Jetzt blickt er mit rot-weiß-rot zwar Richtung WM 2026, aber die Teilnahme ist trotz sechs Punkten aus zwei Quali-Spielen nicht garantiert, in der Nations League wurde zuvor die Rückkehr in die Top-Liga verpasst. Und im Verhältnis zum Verband knirscht es immer wieder mächtig. Dennoch sei die Perspektive auf das Mega-Event in Amerika ausschlaggebend für eine Berlin-Absage, berichtete der „Kicker“.

Rangnick war nicht grundsätzlich abgeneigt, nach Berlin zu gehen.
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Dort könnte sich Rangnick zwar in seiner Parade-Disziplin als strategischer Entwickler wie einst bei der TSG Hoffenheim und RB Leipzig ausleben, der Trainerposten ist mit Leitl gut besetzt, aber Amerika ruft eben doch lauter als Berlin.
Rangnick weiß auch schon, wie kompliziert das Wirken in der Hauptstadt sein kann. Ex-Aufsichtsrat Jürgen Klinsmann wollte ihn noch zu Zeiten von Investor Lars Windhorst als Trainer holen. Die folgende Absage sorgte später für reichlich Wirbel.
Rangnick musste angebliche Aussagen Klinsmanns zu seinem Verhältnis zu Ex-Sportchef Michael Preetz dementieren. Strukturell erfolgreiches Arbeiten war bei der Hertha in den vergangenen Jahren schwer.
Die Hertha-Perspektive
Fakt ist: Nach dem mehr oder weniger freiwilligen Rückzug von Geschäftsführer Tom Herrich suchen die Berliner weiter einen Nachfolger. Jonas Boldt und Jochen Sauer waren erste Kandidaten, sind aber schon lange aus dem Rennen. Zuletzt galt Samir Arabi als aussichtsreichster Anwärter. Präsident Drescher beklagte, dass Namen in der Hauptstadt immer schnell publik werden. Jetzt sickerte auch Rangnick als prominente Option durch.

Die Hertha-Führung sucht weiter einen Geschäftsführer.
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Wenn nun in dieser Kategorie gedacht wird, beweist das immerhin, dass die Hertha bereit für einen Strategiewechsel ist. Mit dem einstigen RB-Architekten in der Schaltzentrale hätte man ganz viel Expertise und Know-how geholt, sich aber auch dessen Handeln hingeben müssen. Ob das bei den Fans gut ankommt? Passt Rangnick mit seiner Red-Bull-Historie zum vielbeschworenen „Berliner Weg“? Das hätte Drescher den Anhängern ausführlich erklären müssen.
Überraschend wäre ein Rangnick-Engagement auch angesichts der finanziell unverändert angespannten Lage. Die Zweitliga-Lizenz gab es erst im zweiten Anlauf. Der strikte Sparkurs müsste für eine solche Personalie vermutlich außer Kraft gesetzt werden. (dpa)