Die deutsche U21 um Anführer Nick Woltemade freut sich auf das EM-Viertelfinale gegen Italien. Es ist auch das Duell Angriff gegen Abwehr. Für zwei Protagonisten wird es ein ganz besonderer Abend.
Fußball-EMU21 mit Woltemade ins emotionale K.o-Duell - „Nick brennt“

Er will im Viertelfinale wieder jubeln: U21-Nationalspieler Nick Woltemade.
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U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo weiß, wem seine Eltern trotz ihrer italienischen Wurzeln an diesem emotionalen Viertelfinal-Abend den Sieg wünschen. „Ich bin mir sicher, dass sie mir und Deutschland dann die Daumen drücken werden“, sagte Di Salvo rund 30 Stunden vor dem Anpfiff des Spiels gegen die „Azzurrini“ am Sonntag (21.00 Uhr/Sat.1).
Für den 46-Jährigen und Stürmer Nicolo Tresoldi (20) wird das Duell gegen die Italiener, die wie Spanien mit fünf Titeln Rekordeuropameister sind, ein ganz spezielles. „Er wird zumindest öfter darauf angesprochen, genauso wie ich auch. Das ist ein besonderes Spiel für uns, das ist klar“, sagte Di Salvo.
Deutsche Protagonisten mit Wurzeln in Italien
Di Salvos Eltern wanderten in den 1970er Jahren nach Deutschland aus, der in Paderborn geborene Coach ist „sehr stolz, die deutsche und italienische Kultur“ in sich zu tragen. Tresoldi verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Italien und sagte schon im EM-Vorfeld, dass dieses K.o.-Duell „emotional etwas schwierig“ werden könnte. Doch in den 90 oder 120 Minuten oder beim Nervenkitzel Elfmeterschießen in Dunajska Streda darf das keine Rolle spielen.

U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo spricht über ein besonders Spiel.
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„Die Konstellation ist dann doch vielleicht ein Tick anders und trotzdem werde ich da fokussiert sein“, versicherte Di Salvo, der in seinem überzeugend auftretendem Kader eine reichhaltige Auswahl hat. Mit zwei Siegen seiner EM-Startformation gegen Slowenien (3:0) und Tschechien (4:2) wurde der vorzeitige Viertelfinal-Einzug gefeiert. Trotz elf Wechseln beim 2:1 gegen England, jubelte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes über den Gruppensieg.
„Ich muss mir definitiv Gedanken machen und das war genau das Ziel, dass ich mir Gedanken machen muss“, sagte Di Salvo. Alle 23 Akteure des Kaders seien „fit“.
Woltemade: Nächste Top-Nation aus dem Weg räumen
Di Salvo muss nun auf dem angestrebten Weg ins Halbfinale am Mittwoch in Kosice gegen Dänemark oder Frankreich die knifflige Frage beantworten, wie er das Beste aus beiden Mannschaften gegen Italien kombiniert. Sicher ist die Startelf-Rückkehr von Nick Woltemade. „Hoffentlich können wir dann die nächste Top-Nation aus dem Weg räumen“, sagte der Shootingstar.
Di Salvo lächelte am Trainingsplatz in Modra und ließ sich nicht entlocken, welche Aufstellungspläne er verfolgt. Der zuletzt kranke Torhüter Noah Atubolu wird gegen Italien ebenso wie Woltemade nach seiner Fußblessur und Verschnaufpause wieder beginnen. „Nick brennt“, sagte Di Salvo. Insgesamt wird das Gros der Elf aus den ersten beiden Turnier-Spielen starten. Aber eben vielleicht mit punktuellen Veränderungen.

Die U21 stimmt sich auf Italien ein.
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Knauff als Startelf-Kandidat
Der Frankfurter Ansgar Knauff, der gegen England UEFA-„Man of the Match“ wurde, ist sicher ein Kandidat. Zumal er als Champions-League-Spieler wertvolle Erfahrungen mitbringt. „In K.o.-Spielen kann jede Aktion entscheidend sein und da werden wir den vollen Fokus drauflegen, bereit zu sein“, sagte Knauff.
Ein bisschen ist es auch das Duell Angriff gegen Abwehr. Keine Mannschaft hat bei der EM in der Slowakei mehr Tore geschossen als Deutschland (9), nur Portugal (Torverhältnis 9:0) hat weniger Treffer kassiert als Italien (1). „Wir haben enorme Qualität und, ich glaube, wenn wir die auf den Platz kriegen, dann wird es auch für die Italiener schwer zu verteidigen“, sagte Woltemade. Mit vier Toren auf dem Konto hat er öfter getroffen als die gesamte italienische Mannschaft (3).
Di Salvo und das Omen: Das Ergebnis brauchen wir nicht
Die Länderspielbilanz gegen Italien ist positiv, die Turnier-Historie verspricht Gutes. Zweimal traf die DFB-Auswahl in den Jahren 2009 und 2017 bei einer EM auf die Italiener, zweimal wurde man Europameister. „Ich war nur 2017 dabei. Da haben wir 0:1 verloren“, sagte Di Salvo. „Also das Ergebnis brauchen wir dann nicht.“ (dpa)