Nach dem Turnier-Alptraum von 2023 sehnt sich die deutsche U21 wieder nach einem EM-Sommermärchen. Eine imposante Serie weckt Hoffnungen auf den vierten Titel. Der Trainer warnt vor «Alarm»
EM in der SlowakeiU21 startet ins „wahre Leben“ - EM-Auftrag von Nagelsmann

Nationaltrainer Antonio Di Salvo warnt vor dem Auftaktgegner.
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Die besten Wünsche von Julian Nagelsmann begleiten Nick Woltemade beim EM-Start mit seiner heiß geliebten U21. „Wir sollen etwas Gutes mit nach Deutschland zurückbringen“, berichtete der Stuttgarter Neu-Nationalspieler vom Auftrag des Bundestrainers. Nachdem das Titelprojekt in der Nations League gescheitert ist, wollen die Junioren des Deutschen Fußball-Bundes in der Slowakei zum vierten Mal Europameister werden.
Vierter EM-Titel ist das Ziel
„Ich weiß, wie geil dieser Moment sein kann“, sagte Kapitän Eric Martel vom 1. FC Köln in Gedanken an eine Siegerehrung - wie zuletzt nach der Zweitliga-Meisterschaft. Ein EM-Triumph, wie er den Teams um Manuel Neuer (2009), Serge Gnabry (2017) und Florian Wirtz (2021) glückte, ist da nochmal eine ganz andere Hausnummer. „U21 ist die Basis von allem und deshalb ist es eine sehr wichtige Mannschaft und ein sehr wichtiger Wettbewerb“, sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler.
Di Salvo warnt: Gegner kann „Alarm“ machen
Am Tag nach dem Turnierstart von Titelkandidaten wie Spanien und Frankreich greift die Auswahl von Nationaltrainer Antonio Di Salvo am Donnerstag (21.00 Uhr/Sat.1) im nordöstlich von Bratislava gelegenen Nitra gegen Slowenien in den EM-Ernstfall ein. „Ein Turnierstart ist immer wichtig“, hob Woltemade hervor. 2023 missglückte der, zwei Spiele später ging es ohne Sieg vorzeitig nach Hause.
„Was vor zwei Jahren war, interessiert mich wirklich null“, sagte Di Salvo rund 30 Stunden vor dem Slowenien-Spiel. Der volle Fokus liege komplett auf dem aktuellen Turnier und einer ganz anderen Mannschaft. Und mit dieser ist Deutschland nach dem 0:2 vor zwei Jahren im Gruppenfinale gegen England ungeschlagen. „Das ist erst mal ein Zeichen der Stärke, ein Zeichen, dass die Mannschaft an sich glauben kann“, sagte der 46-Jährige.
Di Salvo warnte vor den Slowenen als einer Mannschaft die „eklig“ sein und „Alarm“ machen könne. „Es wird sehr physisch. Es könnte schon richtig krachen in einigen Zweikämpfen“, sagte Mittelfeldakteur Rocco Reitz.
Bayern- und BVB-Profis fehlen
Die imposante Ungeschlagen-Serie alleine ist dem Team nicht genug. „Am Ende können wir uns davon nicht viel kaufen, weil jetzt das wahre Leben kommt und das Turnier losgeht“, sagte Torhüter Noah Atubolu. Der Freiburger ist durch das Fehlen des Münchners Jonas Urbig die unangefochtene Nummer 1. Wie Neuer-Ersatzmann Urbig verzichteten auch dessen neuer Teamkollege Tom Bischof sowie die Dortmunder Maxi Beier und Karim Adeyemi wegen der Club-WM auf die Europameisterschaft.
Immerhin konnte Di Salvo, dessen Vertrag vorzeitig bis 2027 vorzeitig verlängert wurde, den vom FC Bayern an Heidenheim ausgeliehenen Paul Wanner mitnehmen. Nicht im Aufgebot steht dagegen der vom BVB an Nizza verliehene Youssoufa Moukoko, dem Form und Spielpraxis fehlen.
Woltemade selbstbewusst: Egal, auf wen wir treffen
Tore erzielte das Team schon zuletzt ohne Moukoko reichlich. Im letzten offiziellen Länderspiel vor der EM traf Woltemade im März beim 3:1 gegen Spanien gleich dreifach. „Wir haben gegen viele Gegner gezeigt, dass wir auf jeden Fall mithalten können“, sagte Woltemade. „Deswegen mache ich mir eigentlich nur Gedanken über uns und hoffe, dass wir weit kommen. Es ist mir dann eigentlich egal, auf wen wir treffen.“
Herzlich wurde Woltemade im Hotel-Foyer im sehr beschaulichen Modra auf einem schwarz-rot-goldenen DFB-Teppich bei seiner wegen der Nations League verspäteten Anreise empfangen. Im Gegensatz zur ruhigen Debütanten-Rolle im Nagelsmann-Team ist Woltemade in der U21 Führungsfigur. Und ein Beispiel dafür, wie schnell ein Jahr vor der WM der Aufstieg zur Mannschaft von Kapitän Joshua Kimmich glücken kann. „Sich mit Leistungen in der U21 zu empfehlen ist auf jeden Fall für jeden Spieler ratsam“, sagte Nagelsmann in der Sat.1-Doku „The Boys of Germany“.
„Eklige“ Spiele zu Turnierbeginn
Neben Deutschland zählen das von den Barça-Talenten Gerard Martín und Pablo Torre geführte Spanien, Frankreich mit dem von Bayern an Tottenham ausgeliehenen Mathys Tel und England mit Arsenal-Stürmer Ethan Nwaneri zu den Favoriten.
Um den Gruppensieg wird es vermutlich am kommenden Mittwoch wieder in Nitra gegen Titelverteidiger England gehen. Aber auch die Begegnungen jetzt mit Slowenien und am Sonntag gegen Tschechien werden „eklige Spiele“, wie Martel warnte. Kurios: Wie England war auch Tschechien schon 2023 Gruppengegner. Jeweils die beiden erfolgreichsten Teams aus jeder Gruppe erreichen das Viertelfinale, wo es wahrscheinlich gegen Spanien oder Italien geht.
Überschrieben ist das EM-Projekt mit dem Slogan „Wir wollen nach Bratislava“. Dort finden ein Halbfinale und am 28. Juni das Endspiel statt. Viel Interpretationsspielraum lässt der Kölner Jan Thielmann aber nicht zu. „Unser Ziel ist es selbstverständlich, nach Bratislava ins Finale zu kommen und den Titel zu gewinnen.“ (dpa)